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Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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grauer Erde wandelte.“ Er wandte sich der Königin zu und verneigte sich. Lady Guinevra nickte huldvoll zurück.
    Mittlerweile war es so still geworden, dass Merlin erschrocken die Augen öffnete und sich ein wenig verwirrt umschaute. Sir Gawain zupfte die Saiten seines Instruments und begann leise zu singen.
    Gwyn, der in Anbetracht von Gawains Trunkenheit eine katastrophale Vorstellung erwartet hatte, war vom Wohlklang seiner Stimme überrascht. Eine Melodie voller Schwermut berührte etwas tief in seinem Inneren und er musste an Aileen denken. Gawain, der von den Orkney Inseln stammte, sang in der Sprache des Nordens, und obwohl Gwyn den Text nicht verstand, glaubte er, das Meer förmlich riechen zu können.
    Als Sir Gawain fertig war, applaudierte Lady Guinevra artig und schenkte ihm ihr liebreizendstes Lächeln.
    Plötzlich hörten sie lautes Schluchzen. Es war Sir Dagonet, der nach der Darbietung Sir Gawains haltlos angefangen hatte zu weinen und von seinem Knappen Meredith hinausgeführt werden musste. Peinlich betreten schauten die Ritter in eine andere Richtung.
    „Sir Dagonet hat vor einem Jahr Frau und Kind verloren“, sagte Rowan bitter. „Seitdem ist sein Geist verwirrt. Seine Stimmung kann von einem Moment zum anderen umschlagen.“
    „Ich fand Sir Gawains Lied auch wunderschön“, gestand Gwyn.
    Rowan kniff die Augen zusammen. „Wirklich?“
    „Aber ja doch! Ist das so schlimm?“
    „Das kann man wohl sagen, denn nur Narren und Verliebte geraten bei Sir Gawains Musik ins Träumen“, antwortete Rowan trocken.
    Der Gong ertönte und die Knappen stellten sich wieder in Reih und Glied auf. Es war Zeit für den dritten Gang.
    Gwyn hatte immer gedacht, dass Ritterfeste rauschende Bankette sein mussten, bei denen niemand vor Sonnenaufgang zu Bett ging. Stattdessen erlebte er auf Camelot einen geradezu sterbenslangweiligen Abend. Der arme Sir Dagonet sollte nicht wieder auftauchen, was die niedergedrückte Stimmung auch nicht gerade hob. Es wurden noch insgesamt sieben Gänge aufgetischt, obwohl die meisten schon beim zweiten Fleischgang nicht mehr konnten.
    Der Einzige, der am späten Abend tatsächlich munter wurde, war Merlin, dem das kleine Schläfchen sichtlich gut getan hatte. Nachdem die Tafel aufgehoben wurde, standen er, Artur und Sir Kay noch beisammen und unterhielten sich. Gwyn hatte den Eindruck, dass besonders der König sehr besorgt aussah. Als sie ihn bemerkten, drehten sie sich in eine andere Richtung.
    Nach dem Ende der Feier hatten auch die Knappen endlich Gelegenheit, etwas zu essen – freilich nur die Reste. Doch das war mehr als genug. Gemeinsam saßen sie an einem langen Tisch in der Küche und fielen ausgehungert über das Mahl her.
    Meister Arnold war mittlerweile etwas entspannter. Wider Erwarten war das Fest ein Erfolg gewesen.
    „Ein Erfolg?“, fragte Rowan bissig, als der Herr der Küche gegangen war. „Manchmal frage ich mich, ob die Tafelrunde nicht eine Versammlung müder alter Männer geworden ist.“
    „Habt ihr Merlin gesehen?“, rief Cecil mit vollem Mund. „Es hätte nicht viel gefehlt und wir hätten sein Schnarchen gehört!“
    Gwyn untersuchte eine der kleinen Tauben und stellte wie Sir Urfin fest, dass die kleinen Vögel absolut ungenießbar waren.
    „Sag das nur nicht Arnold, der lässt uns sonst noch bis zum Morgengrauen die Küche schrubben.“ Orlando schnitt sich eine dicke Scheibe von dem Spanferkel ab, wobei er Arnolds Katze, die unter dem Tisch auf ihren Teil wartete, ein Stück davon abgab. „Ist Meredith eigentlich wieder zurück?“
    Rowan schüttelte den Kopf. „Er ist noch immer bei Sir Dagonet.“
    „Armer Kerl“, murmelte Rowan.
    „Wusstest du, dass er mal Arturs Hofnarr war?“, fragte Orlando.
    Gwyn blickte überrascht auf. „Du machst Witze!“
    „Oh nein. Er hatte eine ziemlich flinke Zunge. Selbst Sir Kay bekam ab und zu sein Fett weg. Nicht wahr, Rowan?“
    Er schaute mit lauerndem Blick zu Sir Kays Knappen hinüber, der einen zweiten Teller mit Fleisch und Brot voll lud.
    „Ich bin gleich wieder da“, sagte Rowan nur und stand auf.
    „Oh, hast du heute Nacht noch Minnedienst?“, bemerkte Cecil mit säuselnder Stimme.
    „Ha! Ha! Ha!“, erwiderte Rowan trocken und wollte gehen, als Aileen plötzlich hinter ihm stand.
    „Danke, dass ihr so an mich denkt. Aber noch kann ich mir mein Abendessen selbst besorgen.“
    „Aileen!“, rief Rowan. „Wo kommst du denn her?“
    Doch die Prinzessin ging auf die Frage nicht ein,

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