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Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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wird es hier von Mordreds Männern nur so wimmeln.“
    Rowan und Gwyn hoben Humbert hoch, während Sir Kay und Sir Urfin Merlin trugen. So schnell sie konnten, liefen sie den Hang hinab. Immer wieder rutschten sie aus oder stolperten über morsches Astwerk, bis sie schließlich die Sohle der Senke erreicht hatten, wo der Wald begann. Sie blickten sich um. Mittlerweile war der Westturm von Mordreds Burg in dichten Rauch gehüllt.
    „Versteckt euch mit Merlin und Humbert hier unter dem Felsvorsprung“, wies Sir Kay Rowan an. „Wir werden die Pferde holen.“
    Gwyn sammelte mehrere Arm voll Laub zusammen und breitete es auf dem Boden aus, damit die beiden bewusstlosen Männer einigermaßen weich lagen. Dann öffnete er vorsichtig Merlins Kutte und erschrak: Der Oberkörper des alten Mannes war vom Halsansatz an mit kunstvollen Tätowierungen wilder Tiere übersät, wie sie Gwyn noch nie gesehen hatte. Da waren Drachen und Löwen, Wölfe, Bären und andere Bestien, die sich gegenseitig zu zerfleischen schienen. Viel bestürzender waren jedoch die entzündeten Schrammen, mit denen der Brustkorb übersät war.
    „Merlin braucht dringend einen Medicus!“, sagte er. Rowan hatte seine Hand auf Humberts Stirn gelegt, auf der sich trotz der Kälte Schweißperlen gebildet hatten. „Humbert auch. Er hat hohes Fieber.“
    Gwyn sah sich um und sah einige sattgrüne Moospolster. Mit zwei, drei Handgriffen rupfte er sie aus und drückte sie über Humberts ausgetrocknetem Mund aus. Es waren zwar nur ein paar wenige Tropfen, aber in Anbetracht der Umstände war es besser als nichts. Die ausgedrückten Ballen legte er auf Merlins Wunden. Rowan schaute ihm neugierig zu. „Wo hast du das gelernt?“
    „Es ist altes, überliefertes Wissen. Mein Vater hat mir das beigebracht, und er hat es glaube ich von meiner Mutter.“ Gwyn musste daran denken, dass Edwin ihn immer damit gehänselt hatte, seine Mutter sei eine Hexe gewesen, die magische Tränke aus Kröten und Spinnen gebraut habe.
    Plötzlich hörten sie ein entferntes Poltern und Knirschen, dem ein leichtes Beben folgte. Es schien, als ob der Berg vor Schmerz aufstöhnte.
    „Was war das?“, fragte Gwyn erschrocken.
    „Ich weiß es nicht“, antwortete Rowan.
    Auf einmal näherte sich ein Wiehern und Schnauben ihrem Versteck. „Sir Urfin und Sir Kay!“, rief Gwyn, doch Rowan hielt ihn am Arm fest.
    „Warte“, sagte er. „Das kann nicht sein!“
    Vorsichtig schob er seinen Kopf aus dem Versteck – und zog ihn sofort wieder zurück: „Sachsen! Und sie kommen genau auf uns zu.“
    „Glaubst du, dass sie nach uns suchen?“
    „Das möchte ich wetten“, erwiderte Rowan grimmig. „Unsere Flucht ist sicher schon entdeckt worden. Leg dich ganz flach auf den Boden. Vielleicht haben wir Glück und sie sehen uns nicht.“
    Es dauerte nicht lange und die Verfolger waren genau unterhalb von ihnen. Gwyn wagte es nicht, aufzuschauen, aber den Stimmen nach zu urteilen mussten es fünf oder sechs Krieger sein. Ängstlich hielt er die Luft an. Er verstand zwar ihre Sprache nicht, aber dem Ton der Unterhaltung nach schienen sie sich nicht einig darüber zu sein, wo sie lang reiten sollten. Es kam zu einem heftigen Disput, der von einem, der offenbar ihr Anführer war, barsch unterbrochen wurde.
    Es war nur ein leises Stöhnen, das der bewusstlose Humbert ausstieß, doch es fiel in einen Moment der Stille. Einer der Männer rief etwas und zeigte hinauf zu den überhängenden Felsen. Triumphierend zogen sie ihre Schwerter und schickten sich an, zu ihnen hinaufzureiten, als die Erde erneut bebte.
    Die Pferde scheuten und bäumten sich auf. Einige der Krieger fielen aus dem Sattel, während die anderen starr vor Schreck den Berg hinaufsahen.
    Im letzten Moment wurde Gwyn von Rowan zurückgerissen. Das Getöse der Steine, die zu Tal rollten, war ohrenbetäubend. Voller Angst drückten sich er und Rowan an die Felswand, während die Felsbrocken wie Geschosse über sie hinwegflogen.
    Nach wenigen Augenblicken war alles still.
    Als sich der Staub gesetzt hatte, krochen Gwyn und Rowan hervor und betrachteten die Verwüstung, die die Lawine angerichtet hatte. Von den Sachsen war nichts mehr zu sehen. Nur zwei Pferde hatten der Katastrophe entrinnen können und grasten nun etwas abseits, als sei nichts geschehen.
    Gwyn schaute nach oben. Eine Schneise der Zerstörung zog sich von der Hügelkuppe hinab ins Tal. Der Westturm hatte der Hitze des Feuers nicht standhalten können und war in sich

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