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Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis

Titel: Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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sie die Bauern als Sklaven verschleppen. Man sagt, dass Mordred dahintersteckt. Ist das wahr?“
    „Er bereitet sich auf die letzte Schlacht gegen seinen Vater vor“, antwortete Lancelot.
    „Ich verstehe…“, murmelte Do und schloss die Augen. Gwyn dachte schon, dass er eingeschlafen wäre, als er die Augen wieder öffnete. „Du bist ein stattlicher Bursche geworden, Gwydion. Wusstest du, dass du mir von meinen beiden Söhnen der liebste warst?“
    „Ich bin nicht…“, versuchte Gwyn einzuwenden, aber Do schnitt ihm das Wort ab.
    „Doch, das bist du. Egal, was vorgefallen ist und noch geschehen wird: Du wirst immer mein Sohn bleiben. Du magst zwar ein verträumter Schweinehirte gewesen sein, aber du warst nicht dumm. Nein, das warst du nicht. Auch jetzt, wenn ich in dein Gesicht schaue, sehe ich den wachen Blick deiner Mutter.“ Ein gurgelnder Husten schüttelte ihn auf einmal. Gwyn und Muriel griffen dem tödlich Verwundeten unter die Arme und richteten ihn auf. Lancelot nahm eine Decke, legte sie zusammen und stopfte sie Do in den Rücken. Die Wand, an der er gelehnt hatte, war dunkel von Blut.
    „Edwin hingegen hat mir immer Sorgen bereitet. Er hat stets mit seiner dunklen Seite kämpfen müssen und zu guter Letzt hat er diesen Kampf verloren.“
    „Eines Tages war er fort“, sagte Muriel bitter. „Gegangen, ohne ein Wort zu sagen.“
    „Vielleicht hat er gemerkt, dass er in die Welt ziehen muss, um etwas aus seinem Leben zu machen“, sagte Gwyn. „Ihr werdet sehen, eines Tages wird er als gemachter Mann zurückkehren. Manchmal muss man alles hinter sich lassen, um seinen eigenen Weg zu finden.“
    Gwyn bemerkte, dass ihn Muriel überrascht und befremdet anstarrte. Es war nicht anzunehmen, dass sie diese tiefere Einsicht beeindruckte. Nein, sie ahnte, dass Gwyn in Bezug auf Edwin log.
    Hastig versuchte er das Thema zu wechseln, bevor auch Do den Betrug bemerkte. Er musste in seinen letzten Lebensstunden nicht erfahren, dass sein leiblicher Sohn zu einem Verräter und Mörder geworden war.
    Do nickte und schloss die Augen.
    Einen kurzen schrecklichen Moment dachte Gwyn, er wäre tot, aber dann sah er, wie sich der Brustkorb regelmäßig hob und senkte.
    „Er schläft“, flüsterte Muriel.
    „Wir müssen ihn ins Haus schaffen“, sagte Gwyn. „Hier draußen kann er nicht liegen bleiben.“ Er wies hoch zum Himmel, an dem jetzt graue Wolken aufzogen. „Bald wird es anfangen zu regnen.“
    „Wenn wir ihn bewegen, werden die Wunden wieder aufbrechen“, gab Lancelot zu bedenken. „Ich schlage vor, wir bereiten ihm hier draußen ein Lager, das so angenehm wie möglich ist.“ Er stand auf.
    „Was habt Ihr vor?“, fragte Gwyn.
    „Ich werde mich um die Toten kümmern.“
    „Wartet, ich helfe Euch.“
    „Nein. Bleib bei deinem Vater. Wenn Rowan zurückkehrt, kann er mir helfen.“ Lancelot drehte sich um und wollte gehen.
    „Lancelot?“
    Der alte Ritter blieb stehen.
    „Es tut mir leid, dass ich vorhin so schroff zu Euch war. Ich wollte Euch nicht beleidigen.“
    Lancelot wandte sich zu Gwyn um und musterte ihn eingehend. „Weißt du“, sagte er schließlich, „als Freund bin ich dankbar für diese Worte. Aber als König hast du gerade einen Fehler begangen. Ein Herrscher entschuldigt sich nicht. Egal, was er getan oder gesagt hat. Schwäche zu zeigen ist ein Luxus, den du dir fortan nicht mehr leisten kannst.“
    Mit diesen Worten ließ er Gwyn stehen.
    „Wer ist dieser Lancelot eigentlich?“, fragte Muriel unbehaglich.
    Gwyn schaute dem Ritter noch einen Augenblick nach, dann seufzte er. „Stell mir keine Frage, die ich dir nicht beantworten kann.“

 
    Vater und Sohn
     
     
     
    Eine halbe Stunde später kehrten Rowan und Katlyn mit einem Sack voller Pflanzen zurück. Muriel entfachte in der Kochstelle ein Feuer und hängte einen Kessel mit Wasser an den Haken. Nach und nach gab Rowan die Kräuter hinein und rührte alles mit einem großen Löffel um. Kurz darauf begann der Inhalt des Topfes heftig zu kochen.
    „Lass mich weitermachen“, sagte Muriel und streckte die Hand aus. Rowan hielt mit dem Rühren inne, klopfte den Löffel am Kesselrand ab und reichte ihn ihr.
    „Wollt Ihr Euch nicht zu Eurem Vater begeben?“ fragte er.
    „Er schläft, doch wenn er wieder erwacht, werden ihn die Schmerzen martern. Ich hoffe, dass Lancelots Trank seine Wirkung rasch entfaltet“, sagte Muriel.
    Rowan nickte und wischte sich die Hände am Rock ab. Katlyn hatte die Kate aufgeräumt,

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