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Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis

Titel: Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Felsen – unbeschädigt, wie Lancelot erleichtert feststellte. So schnell sie konnten, luden sie die Pferde ab und trieben sie dann in den Wald. Die Bewohner Perranporths würden die Tiere wahrscheinlich gut gebrauchen können.
    „Es wird ein wenig eng für uns alle“, sagte Lancelot, als sie das Boot durch den Kies in die Dünung schoben, die zu dieser Stunde gemächlich an den Strand schwappte. „Lasst uns hoffen, dass wir nicht in einen Sturm geraten, denn so überladen, wie wir sind, würden wir mit Mann und Maus untergehen.“
    Gwyn musterte Muriel, die seit ihrem Abschied vom väterlichen Hof kein Wort gesprochen hatte. Sie trug immer noch ihre grimmige Entschlossenheit zur Schau. Gwyn kannte sie zu gut, als dass er sich durch ihr Mienenspiel täuschen ließ. Und er wusste, dass er sie besser nicht ansprach, wollte er keine barsche Antwort riskieren.
    Durch das zusätzliche Gewicht lag die Jolle tiefer im Wasser. Erst als Rowan und Gwyn bis zur Hüfte im kalten Wasser standen, trieb der Rumpf auf. Sie gaben der Jolle einen letzten kräftigen Stoß und kletterten durchnässt an Bord, wo sie augenblicklich die Riemen ergriffen, um das Boot aufs offene Meer zu rudern. Die kleine Nussschale war alles andere als ein hochseetüchtiges Gefährt. Sie war für den Fischfang in küstennahen Gewässern gebaut worden, wo die Strömung gering und die Wellen niedrig waren. Doch hier draußen vor der nördlichen Küste Cornwalls wurde die Navigation schnell ein heikles Unterfangen. Lancelot war kein Seemann, er fühlte sich auf dem Rücken eines Pferdes sicherer. Dennoch stellte er sich nicht ungeschickt an. Er tat sein Bestes, der Steilküste mit ihren Brechern nicht zu nahe zu kommen, achtete aber auch gleichzeitig darauf, dass sie von der Strömung nicht nach Norden getrieben wurden.
    Muriel erging es wie allen, die nicht an das unregelmäßige Auf und Ab der Wellen gewöhnt waren. Bald saß sie kränklich benommen und stöhnend neben Rowan, dem es auch nicht besser ging.
    „Sieht so aus, als hätte dein Freund eine Leidensgenossin gefunden“, stellte Lancelot fest und hob prüfend den Blick gen Himmel. Im Norden hatten sich einige graue Wolken zusammengeballt, die aber weit von ihnen entfernt nach Osten zogen.
    „Sie ist zäh“, antwortete Gwyn, der sich an die Bootswand gelehnt hatte. „Sie hat schon ganz andere Dinge überlebt.“
    „Euer beider Leben war nicht einfach. Umso erstaunlicher, dass ihr trotz der widrigen Umstände zu solch starken Menschen herangereift seid.“
    Gwyn dachte einen Augenblick nach. „Vielleicht haben uns ja gerade diese Umstände und nicht unsere Herkunft zu dem gemacht, was wir sind.“
    „Eine interessante Idee“, gab Lancelot zu. „Mir fallen auf Anhieb mehrere Dutzend Menschen ein, die diese Meinung ganz und gar nicht mit dir teilen. Die meisten von ihnen hätten natürlich eine Menge zu verlieren, wenn man nicht ihre Herkunft, sondern ihre Fähigkeiten in die Waagschale des Schicksals werfen würde.“
    „Genau wie ich“, sagte Gwyn.
    Lancelot hob die Augenbrauen.
    „Ich trage den Titel des Fischerkönigs doch auch nur, weil ich ihn geerbt habe“, fuhr Gwyn fort.
    Lancelot schüttelte den Kopf. „Glaub mir, du hast dir diesen Titel verdient. Und außerdem ist er eine Auszeichnung. Die Bürde, die mit ihr einhergeht, kann niemand außer dir tragen.“
    Das Lachen, das Gwyn daraufhin kopfschüttelnd hervorstieß, war ganz und gar ohne Humor.
    „Du bist ein Zweifler, Gwyn. Für dich sind Gut und Böse nicht einfach zwei unverwechselbare Begriffe.“
    Gwyn hob überrascht die Augenbrauen. „Ich verstehe nicht, worauf Ihr hinauswollt.“
    „Lass es einmal ganz dahingestellt sein, dass der Wahnsinn in der Familie Pendragon eine lange Tradition hat. Glaubst du, dass ein Mensch von Geburt an böse ist?“
    Gwyn dachte nach. „Nein, das tue ich nicht.“
    „Also war auch der abgrundtief grausame Mordred, der schreckliche Mörder, ein Kind wie jedes andere auch?“
    Gwyn stutzte. Diese Vorstellung erschien ihm doch mehr als befremdlich.
    „Sein Vater Artur hat ihn gehasst, schon in jungen Jahren“, fuhr Lancelot fort, „und hat daher selbst die Saat gesät, die jetzt so vortrefflich gedeiht. Du solltest wirklich um Do Griflet trauern. Er hat dich geliebt und dir einen festen Halt gegeben. Wer weiß, was sonst aus dir geworden wäre. Deine Mutter Valeria wusste sehr genau, was sie tat, als sie dich in seine Obhut gab.“
    Gwyn ließ Lancelots Worte eine Weile auf sich

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