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Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis

Titel: Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Muriel schließlich. „Versprich es mir.“
    Gwyn schluckte und nickte. „Ich verspreche es.“
    „Du bist mein Bruder“, sagte sie unter Tränen und ergriff seine Hände. „Ich könnte es nicht ertragen, dich auch noch zu verlieren.“ Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, strich mit der Hand über seinen Arm und drehte sich um. Ohne einen Blick zurückzuwerfen, ging sie hinein. Einen Augenblick blieb Gwyn noch stehen, beschämt und glücklich zugleich.
    „Lass uns gehen Brutus“, sagte er schließlich. „Je früher wir wieder zurück sind, desto besser.“
     Die Wegbeschreibung, die Roderick ihm gegeben hatte, war einfach. Gwyn musste der Thamesis nur bis zur zweiten Biegung folgen. Dort würde er auf die Reste eines römischen Wachturms stoßen. Von da aus sollte ein Pfad nach Norden ab gehen, der ihn geradewegs zum Dorf führte.
    Gwyn hielt sich nicht lange damit auf, die Stadt in westlicher Richtung zu durchqueren, sondern strebte direkt dem Flussufer zu. So mied er die unübersichtlichen Ruinen und lief nicht Gefahr, in den engen Gassen die Orientierung zu verlieren.
    Die Sonne schien heiß von einem Vormittagshimmel, dessen strahlendes Blau sich nur zu deutlich von den grauen Fassaden eingestürzter Häuser abhob.
    Nach einer halben Stunde hatte Gwyn die letzten Ausläufer der Stadt hinter sich gelassen. Es stellte sich heraus, dass Brutus trotz seiner einschüchternden Statur überaus verspielt war. Gwyn hatte irgendwann keine Lust mehr, mit Stöcken zu werfen, denen der Hund in wilder Ausgelassenheit nachjagte, um sie dann schwanzwedelnd wieder zurückzubringen.
    Er genoss es, sich wieder an der frischen Luft bewegen zu können. Als sie den alten Wachturm erreicht hatten, ließ er sich in seinem Schatten nieder, um eine erste Rast einzulegen. Brutus lief in den Wald und kehrte bald darauf mit blutverschmierter Schnauze zurück, die er sich unablässig leckte. Bei diesem Anblick zuckte Gwyn zunächst zusammen, lächelte dann aber doch.
    „Braver Hund“, sagte er und tätschelte Brutus’ Kopf. „Ein Kaninchen schmeckt auch besser als ich.“
    Der Hund zog die Lefzen zurück, als lächelte er.
    „Du verstehst, was ich sage, nicht wahr?“
    Der Hund bellte.
    „Wenn du fertig bist, können wir ja weiterziehen.“
    Brutus kratzte sich hinter dem Ohr, schüttelte sich und trottete hinunter zum Flussufer, um einige Schluck zu trinken. Dann lief er an Gwyn vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, und schlug einen schmalen Pfad ein, der nach Norden führte.
    Der Wald, durch den sie sich jetzt kämpften, war vollkommen unberührt. Immer wieder verlor Gwyn den Weg aus den Augen, stolperte über umgestürzte Baumstämme, die vom dichten Unterholz verdeckt worden waren, und riss sich an Dornen die Arme auf.
    „Brutus?“, rief Gwyn. Der Hund schien Witterung aufgenommen zu haben, denn er stöberte mit seiner Schnauze im Laub herum. Die Luft war feucht und schwer. Myriaden von Mücken tanzten in der Luft und stürzten sich hungrig auf Gwyn, der dem summenden Schwarm zunächst nicht viel entgegenzusetzen hatte. Als er an einen schmalen Bachlauf kam, trank er hastig, füllte seine Wasserflasche und hob dann eine Handvoll Schlamm auf, den er großzügig auf die freien Körperstellen verteilte. Es war im Augenblick der wirksamste Schutz gegen die blutrünstigen Plagegeister. Diesen Trick hatte er sich von den Schweinen abgeschaut, für die ein Schlammbad der Himmel auf Erden war. Gwyn wischte sich die Hände an der Hose ab und bückte sich nach dem Sack, den er vor sich auf den Boden gestellt hatte. Als er wieder aufblickte, war der Hund verschwunden.
    „Brutus?“ Gwyn lauschte in die Stille des Waldes. Irgendwo knackten einige Äste. Laub raschelte.
    „Brutus, verdammt. Wo bist du?“
    Keine Antwort. Nur ein Eichelhäher keckerte in der Ferne. Gwyn spürte, wie sein Herz bis zum Hals schlug.
    „Brutus!“
    Es hatte keinen Zweck, der Hund war verschwunden. „Verdammter Mist!“, zischte Gwyn. Ihm blieb keine Wahl, er musste umkehren. Glücklicherweise hatte er im feuchten Waldboden Spuren hinterlassen, denen er nur zu folgen brauchte, um wieder zu dem alten römischen Wachturm zu gelangen. Dort würde er sich entscheiden müssen: Entweder kehrte er nach Londinium zurück in der Hoffnung, noch vor Einbruch der Dunkelheit die Kirche von St. Paulus zu erreichen. Oder er schlug sich auf eigene Faust zu diesem dreimal verfluchten Dorf durch.
    Gwyn entschloss sich für die erste Möglichkeit. Dann würde

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