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Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis

Titel: Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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nur recht. Doch wäre mir Arturs Verrat an Londinium früher zu Ohren gekommen, hätte ich dieses kleine Geheimnis mit Sicherheit schon damals verraten.“
    „Hätte es noch etwas genützt?“, fragte Rowan leise.
    Roderick dachte nach und schüttelte dann betrübt den Kopf. „Nein, vermutlich nicht. Dazu waren die Sachsen bereits zu mächtig. Aber Arturs Eingreifen hätte uns die nötige Zeit verschafft, alle Bewohner der Stadt rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.“
    Gwyn kniff die Augen zusammen und rieb sich müde die Schläfen. Wenn es stimmte, was der Priester sagte, war Artur in der Tat nichts anderes als ein Prahler. Und Merlin… Gwyn dachte den Gedanken nicht zu Ende. Zu sehr hatte er dem alten Mann vertraut und zu schwer wog jetzt der Verrat.
    Über die Erzählung Rodericks war die Nacht hereingebrochen. Jenseits der Kirchenmauern ertönte das Geheul der wilden Hunde. Gwyn lief ein kalter Schauer den Rücken hinab.
    Vor zehn Jahren hatten sich die Pforten der Hölle aufgetan und wie es klang, standen sie noch immer sperrangelweit offen.
    „Sind in den letzten Monaten noch andere Menschen außer uns nach Londinium gekommen?“, fragte Gwyn, als sie die Türen und Fenster der Kirche für die Nacht verriegelten.
    „Nein“, antwortete Roderick. „Zumindest nicht, dass ich davon wüsste.“ Er prüfte den Riegel, den er vor das schwere Hauptportal geschoben hatte. „Vielleicht haben die Hunde sie ja auf ihre eigene herzliche Art begrüßt. Warum fragt Ihr?“
    „Ich bin auf der Suche nach einem Mann namens Wyclif“, sagte Gwyn.
    „Ist er der Grund, der Euch hierhergeführt hat?“ fragte Roderick. Sie gingen gemeinsam zum Altar, der ihnen bereits als Tisch für die gemeinsame Mahlzeit gedient hatte.
    „Weniger der Mann als die Sache, die er unberechtigterweise in seinen Besitz gebracht hat.“
    Sie nahmen gemeinsam Platz.
    „Also ist er ein Dieb.“ Roderick füllte ein paar Becher mit Wasser und reichte sie weiter, als bewirtete er hochwohlgeborene Gäste.
    „Ja“, erwiderte Gwyn tonlos.
    „Aber was hat er gestohlen? Was ist so wichtig, dass Ihr diese gefährliche und beschwerliche Reise auf Euch genommen habt, um den Mann an einem Ort wie diesem zu suchen?“
    „Es ist das Medaillon meiner Mutter“, sagte Gwyn kurz angebunden.
    „Wollt Ihr es allein aus sentimentalen Gründen wiederhaben, oder hat es mit dem Schmuckstück noch eine andere Bewandtnis?“
    Gwyn zögerte einen Moment. „Versprecht Ihr mir, dass alles, was ich Euch sage, diesen Raum niemals verlässt?“
    „Wir befinden uns in einer Kirche, sitzen an einem Altar und ich bin ein Priester. Betrachtet Euren Bericht also als eine Beichte. Und eine Beichte verpflichtet mich zum Schweigen.“
    „Mein Name ist Gwydion Desert. Ich bin der Sohn von Goon Desert, Herr von Dinas Emrys.“
    Roderick schaute Gwyn einen Moment unbewegt an. Dann runzelte er die Stirn und hob misstrauisch die Augenbrauen.
    „Sagtet Ihr Dinas Emrys?“
    „Ja.“
    „Jene sagenumwobene Gralsburg im Wüsten Land? Die kein Mensch finden kann, der nach ihr sucht?“
    „Ja.“
    In Rodericks Gesicht begann es zu arbeiten. Er schaute Lancelot an, der den Priester noch immer kühl musterte. „Der junge Herr macht Witze?“
    Der Ritter verzog keine Miene. Jetzt war der Priester von Londinium sichtlich verunsichert.
    „Ihr seid der Fischerkönig?“, fragte er atemlos.
    Gwyn nickte.
    Roderick griff mit zitternder Hand nach seinem Becher und trank hastig einen Schluck.
    Kindliche Vorfreude auf zu erwartende Wunder spiegelte sich mit einem Mal in den Augen des Priesters. „Und der Gral? Der Kelch, durch den der Heiland uns selbst in diesen dunklen Tagen greifbar und lebendig erscheint? Habt Ihr ihn gesehen, berührt…“, er beugte sich jetzt beinahe verschwörerisch vor, „… oder gar an Eure Lippen geführt, um aus ihm zu trinken?“
    „Nein, nein und nein“, entgegnete Gwyn. „Nichts dergleichen.“
    Das Feuer in Rodericks Blick erlosch schlagartig. „Wie ist das zu verstehen?“
    Gwyn seufzte. „Der Gral ist verloren gegangen. Durch einen Zufall hat Mordred vor vierzehn Jahren die Gralsburg Dinas Emrys gefunden, ohne jedoch ihre Bedeutung zu erahnen. Bevor die Feste fiel, gelang meiner Mutter Valeria die Flucht. Ihr Ziel war Chulmleigh Keep, deren Herrin ihre Schwester Agrippina war. Irgendwo auf dem Weg dorthin muss sie den Gral versteckt haben.“
    „Aber dann sucht Ihr ihn an der vollkommen falschen Stelle! Ihr seid hier in Londinium und nicht im

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