Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern
wollte, wer sie gemacht hat.«
► Eine konstruktive Rückmeldung des Lehrers erhält man am ehesten durch Eigeninitiative. Ermutigen Sie also Ihr Kind, sich zu melden, wenn die Hausaufgaben besprochen werden.
Vielfach läuft eine Unterrichtsstunde so ab, dass ein oder mehrere Schüler ihre Hausaufgaben vorlesen – freiwillig oder nach Aufforderung durch den Lehrer. Gerade schüchternen Schülern fällt das häufig schwer – ihnen ist es besonders unangenehm, etwas falsch gemacht zu haben. Andererseits ist es aber auch eine prima Bestätigung, wenn man für eine gelungene Hausaufgabe gelobt wird. Und vor allem: Das Kind erfährt auf diese Weise, ob das, was es zu Hause ohne fremde Hilfe gemacht hat, auch richtig ist und dass es manchmal auch unterschiedliche Lösungswege geben kann, die aber alle zum Ziel führen.
Für eher zurückhaltende Schüler ist es sinnvoll, den Lehrer zu bitten, die Hausaufgabe nach Hause mitzunehmen und zu korrigieren. Wenn sich ein Kind das nicht traut, weil es Angst vor der Reaktion der Klasse hat: Es kann den Lehrer auch in der Pause darauf ansprechen – und notfalls können seine Eltern deswegen mit dem Lehrer telefonieren –, sofern es nicht zur Dauerlösung wird.
Das empfiehlt sich vor allem dann, wenn Eltern sich nicht zutrauen, die Hausaufgaben ihres Kindes zu beurteilen, und die Besprechung im Unterricht zu allgemein ist oder überhaupt zu kurz kommt. Ein verständnisvoller Lehrer wird einem Kind diese Bitte bestimmt nicht abschlagen, signalisiert es dadurch ja auch Interesse, seine Leistung zu verbessern.
»In meiner siebten Klasse sind zwei Schülerinnen«, erzähltein Deutschlehrer, »die mir immer wieder ihre Hausaufgaben geben, damit ich sie daheim gründlich korrigiere. Die beiden Türkinnen haben so ihre Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache, beißen sich aber durch. Das imponiert mir: Die beiden wollen etwas lernen.«
Als Fazit ist festzuhalten:
Hausaufgaben sind eine sinnvolle Ergänzung des Unterrichts, weil die Schüler hier – noch mehr als im Unterricht – selbstständiges Planen und Arbeiten lernen. Das klappt allerdings nur, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:
Aufgabenmenge und Schwierigkeitsgrad sollten dem Alter der Schüler angemessen sein und von diesen ohne fremde Hilfe erledigt werden können;
eine eventuell zusätzliche Belastung durch Nachmittagsunterricht sollte berücksichtigt werden;
die Hausaufgaben sollten auf Vollständigkeit kontrolliert und inhaltlich besprochen werden, wenn möglich im direkten Gespräch zwischen Lehrer und Schüler. Nur so können individuelle Probleme rechtzeitig erkannt und behoben werden. Das ist umso wichtiger, je jünger die Schüler sind.
■ Das ist angesagt
»Bammel vor einer Klassenarbeit kennt unsere Sina nicht!«, erklärt eine Mutter. »Zwei Wochen vor dem Termin – der ja seit Beginn des Schuljahres feststeht – schreibt zum Beispiel der Mathelehrer eine Probearbeit, die er drei Tage später korrigiert zurückgibt. Sina weiß also, wo sie noch Schwächen hat. Dafür übt sie dann nachmittags extra eine Stunde lang. Und wenn ihr was nicht klar ist, fragt sie in der Schule nach. Kein Wunder, dass sie dann zur Klassenarbeit ohne Stress geht. Gleich in der nächsten oder übernächsten Stunde bekommt sie die Arbeit zurück. Die Note ist – wie erwartet – gut, die Korrektur so, dass sie wirklich jeder versteht. Selbstverständlich korrigiert der Lehrer auch die Verbesserung nochmals – und das Ganze natürlich wieder zeitnah, damit sich auch wirklich jeder Schüler daran erinnert, welche Fehler er zuvor gemacht hat!«
Falls Sie jetzt vor Rührung oder Neid große Augen bekommen und wissen wollen, an welchem sagenhaften Gymnasium dieser fabelhafte Lehrer unterrichtet … Sie können ganz ruhig bleiben. Dieses Beispiel hat wenig mit der schulischen Realität zu tun, denn die sieht – leider – meist ganz anders aus.
Nämlich in etwa so: Sie versuchen gerade das Schreiben des Finanzamts geistig zu durchdringen, da teilt Ihnen Ihr Kind eher beiläufig mit, dass in drei Tagen die nächste Klassenarbeit in Physik geschrieben werde und die Note aller Wahrscheinlichkeit nach versetzungsentscheidend sei. Auf Ihre entsetzte Frage: »Und warum erfahre ich das erst jetzt?« jammert Ihr Sprössling, das sei doch egal, weil er den Stoff sowieso nicht verstehe (»Der Lehrer erklärt einfach zu wenig! Bei demkapiert wirklich kein Mensch was!«) und Schule
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