Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern
diese Aufgabe erst einmal zurückstellen oder sie auch ganz bewusst sein lassen. Das vermindert Nervosität, die wiederum die Leistungsfähigkeit hemmt.
Ihr Kind kann, wenn es eine Aufgabe nicht versteht, durchaus den Lehrer bitten, diese genauer oder anders zu erklären. Bei mündlichen Prüfungen gilt das sowieso, und auch bei schriftlichen Arbeiten kann eine kurze Erläuterung durch denLehrer, wie die Aufgabe gemeint ist, in vielen Fällen für ein erleichtertes »Jetzt kapier ich das« sorgen.
Die Beurteilung, ob die Antwort auf eine Frage richtig oder falsch ist, sollte Ihr Kind in jedem Fall dem Lehrer überlassen. Das heißt: Auch wenn es sich nicht hundertprozentig sicher ist, ob seine Antwort stimmt, sollte es nicht – vielleicht aus Angst, sich zu blamieren – darauf verzichten, sie niederzuschreiben, denn häufig sind ja schon Teilaspekte richtig, und viele halbe Punkte sind auch Punkte. Zu der weit verbreiteten Angst, lieber nichts als etwas Falsches zu schreiben, meint ein Lehrer: »Wenn nichts auf dem Papier steht, kann ich auch nur null Punkte geben!«, und fügt bedauernd hinzu: »Dann gibt es leider keinen Ermessensspielraum mehr!« Damit ist natürlich nicht gemeint, dass ein Schüler nur raten soll, nach dem Motto: »Suchen Sie sich doch die richtige Antwort aus!« Manche Lehrer reagieren negativ darauf und ziehen Punkte ab.
Bei mehrstündigen Arbeiten ist ein ungefährer Zeitplan sinnvoll, den sich Ihr Kind in Stichworten notiert.
Bei einer Deutscharbeit (dialektischer Aufsatz) könnte dieser Zeitplan dann folgendermaßen aussehen:
Arbeitszeit: 8.00 bis 10.30 Uhr;
bis 8.30 Uhr: verbindliche Wahl des Themas, Stoffsammlung;
bis 8.45 Uhr: Gliederung, eventuell Überarbeitung der Stoffsammlung;
bis 10.10 Uhr: Ausformulierung;
bis 10.30 Uhr: gründliche Korrektur, eventuell mit Hilfe des Dudens.
Ein solcher Zeitplan verhindert, dass dem Schüler die Zeit buchstäblich davonläuft, denn am Schluss sollte jede Arbeit nochmals gründlich durchgelesen werden, um zum Beispiel Flüchtigkeitsfehler zu korrigieren, die sich eingeschlichen haben können.
■ Nach der Arbeit ist vor der Arbeit
»Wir haben alles richtig gemacht«, stöhnt eine Mutter. »Unsere Zwillinge haben schon zwei Wochen vor der Gemeinschaftskundearbeit mit dem Wiederholen angefangen, haben einander abgehört und waren wirklich fit. Aber die Klassenarbeit ist dann bei beiden doch ziemlich danebengegangen.«
Wenn Ihrem Kind Ähnliches passiert, dann können Sie sich darüber aufregen und das Schulsystem mit seinen Klassenarbeiten für total überholt erklären – was aber kaum weiterbringt. Besser wäre es, Sie versuchen sich zu beruhigen und gehen systematisch vor:
Falls in der Klassenarbeit Punkte verteilt wurden, bitten Sie Ihr Kind, diese erst einmal in Ruhe nachzurechnen. Da auch Lehrer bekanntlich nur Menschen sind, kommt es ohne Weiteres vor, dass Punkte übersehen werden. Damit hat sich schon manch wütender Elternprotest von selbst erledigt, denn jeder Lehrer wird daraufhin die Note korrigieren.
Schauen Sie sich die Arbeit genau an. Lassen Sie sich von Ihrem Kind erklären, was es denn falsch gemacht hat. Dazu müsste es jetzt in der Lage sein, da im Unterricht üblicherweise eine Besprechung der Arbeit stattfindet. Während allerdings die Note in Arbeiten, in denen es Punkte gibt, relativ einfach nachzuvollziehen ist, wird es in Deutscharbeiten schon schwieriger: »Ich bin mit der Note für den Klassenaufsatz überhaupt nicht einverstanden!«, beschwert sich eine Mutter. »Ich finde nämlich, meine Tochter hat wirklich gut formuliert. Die paar Fehler in der Rechtschreibung und in der Zeichensetzung rechtfertigen doch keine Fünf!«
Richtig, ein Aufsatz ist kein Diktat, und darum ist der Inhalt des Aufsatzes maßgeblich für die Benotung, wobei die sprachliche Richtigkeit natürlich mit einfließt. Idealerweise passen Note und schriftliche Beurteilung zusammen. Häufig aber interessieren sich Eltern nur wenig dafür, was der Lehrer zur Begründung seiner Note geschrieben hat; wichtig erscheint ihnen nur die Note selbst.
Ist Ihnen unklar, wie die Note zustande gekommen ist, lassen Sie sich die Kriterien (es gibt handfeste Kriterien, anhand derer ein Aufsatz beurteilt werden muss; die Aussage: »Bei einem Aufsatz ist von der 1 bis zur 6 alles drin. Es kommt nur darauf an, wer korrigiert!«, können Sie also ruhig ins Reich der Fabel verweisen) und die Gewichtung vom Fachlehrer erklären; vor
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