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Hab ich selbst gemacht

Hab ich selbst gemacht

Titel: Hab ich selbst gemacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Klingner
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cool.
    »Warum ist Sarah Jessica Parker cool und ich nicht?«, frage ich den Mann.
    Er überlegt.
    »Sarah Jessica Parker lebt in New York, ist berühmt, reich, mit einem Schauspieler verheiratet und hat immer hübsche Sachen an.«
    »Ich meine beim Stricken.«
    Der Mann schaut mich fragend an. Ich erkläre ihm, dass strickende Schauspielerinnen und Models total angesagt sind und es als absolut lässig gilt, während der Dreh- und Fotopausen Schals und Pullover zu stricken. Dass es aber ziemlich unangesagt ist, wie wir beide hier miteinander rumsitzen.
    »Na ja, sie ist halt Sarah Jessica Parker. Die könnte mit den Füßen musizieren, und es würde als cool gelten. Oder?« Und dann überrascht mich der Mann: »Ich habe neulich was gelesen, von einer Soziologin oder Kulturwissenschaftlerin, die hat sich damit beschäftigt, in welchem Zusammenhang Handarbeiten wie wirken. Welche Aufgabe sie erfüllen und all so was. Die solltest du interviewen.«
    Gute Idee? Ich stricke die letzten Maschen meiner aktuellen Reihe zu Ende, eine links, eine rechts, lege das Strickzeug beiseite und hole mir den Computer aufs Sofa. Eine Bob-Dylan- CD später habe ich die Frau gefunden, von der der Mann gesprochen hat: Elke Gaugele, Kulturwissenschaftlerin, unterrichtet an der Akademie der Bildenden Künste in Wien »Moden und Styles« und hat unter anderem ein Buch über Schürzen verfasst. Ich schreibe ihr eine Mail, ob wir uns mal unterhalten können.

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Tag 86
Erwachsenwerden zwischen Terrakottatöpfen
    Ich stehe am Küchenfenster und erfreue mich an den sechs kleinen, dicken Blättern, die sich dem Licht entgegenstrecken. Wenn ich alles richtig mache, werden sie in den nächsten Wochen zu großen Pflanzen heranwachsen, und in ein paar Monaten werden an ihren Stielen Hokkaidokürbisse hängen. Mein Herz hüpft wieder ein bisschen.
    Vor zweieinhalb Wochen habe ich aus einem Kürbis vom Biobauern den Schlonz rausgekratzt, um die Kerne zu trocknen und ein paar Wochen später einzupflanzen. Allerdings hatten vier Kerne schon im Kürbisbauch kleine Triebe bekommen, Trocknen kam nicht in Frage, sie wegzuschmeißen brachte ich nicht übers Herz. Also habe ich sie direkt in mit etwas Erde gefüllte Eierkarton-Separees gesteckt. Auch wenn es dafür eigentlich noch zu früh im Jahr war.
    Die Kürbistriebe ließen sich nicht lange bitten, schnell standen die drei kräftigen Mini-Pflänzchen am Fenster, die vierte verwechselte leider oben und unten – sie streckte dieWurzeln in die Luft. Ich hatte mich beim Auslegen der Samen schon gefragt, ob die Triebe wohl instinktiv wissen, in welche Richtung es gehen soll. Ein paarmal hatte ich die Kerne in den Fingern hin und her gedreht. Keim nach unten? Keim nach oben? Und hatte sie dann einfach flach hingelegt und mit Erde bedeckt. Ich war nicht sicher, ob aus den Trieben Wurzeln oder Stiele werden. Wieder was gelernt: Es werden Wurzeln, und wenn die tief genug in der Erde verankert sind, hebt sich der Kern aus der Erde. Im Kern befinden sich zwei Keimblätter, die diesen abwerfen, wenn sie sich öffnen. Und ich habe außerdem gelernt: Es gibt auch dumme Pflanzen. Die nicht wissen, in welche Richtung sie wachsen sollen.
    Wenn jetzt die Pflänzchen schon so loslegen, müssen sie bald raus in den Garten. Was für mich heißt: Ich muss schleunigst die noch fehlenden Dinge besorgen, Erde und Gemüsesamen, außerdem ein Vorhängeschloss und einen Vierkantschlüssel. Das Vorhängeschloss hat mir der Hausmeister empfohlen, um den Zugang zum Garagendach abschließen zu können. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich meinen Nachbarn ein solches Misstrauen entgegenbringen will und sollte. Würden die echt mein Gemüse klauen? Den Vierkantschlüssel brauche ich für den grifflosen Wasseranschluss im Hof, der mir erstaunlicherweise in diesem Jahr zum allerersten Mal aufgefallen ist. Direkt neben dem Hofeingang zum Haus guckt ein Wasserhahn aus der Wand und wird mir ersparen, ständig mit einer Gießkanne aus dem 5. Stock in den Hof runterzulaufen.
    Um auch nicht zwischen Wasserhahn und Garagendach hin und her rennen zu müssen – immerhin 22 steile Metallstufen mit schwerer Gießkanne –, habe ich mir in der vergangenen Woche einen Gartenschlauch zugelegt. Zwar hätte ich als Stadtbewohnerin nie gedacht, mal vor meinem 67. Geburtstag einen Gartenschlauch zu besitzen. Aber Bequemlichkeit ist auch beim Selbermachen König.

    Kaum hatte ich Anfang der Woche die Idee mit dem Gartenschlauch, stieß ich auf

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