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Haben Sie das von Georgia gehoert

Haben Sie das von Georgia gehoert

Titel: Haben Sie das von Georgia gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Childress
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denn passiert?«
    »Man vermutet, dass es eine Lungenentzündung war, aber nagle mich nicht darauf fest.« Wenn man log, war es immer ratsam, in den Einzelheiten unbestimmt zu bleiben, damit man nichts durcheinanderbrachte, wenn man versuchte, sich daran zu erinnern. »Jetzt geht es an ihre Mama, die arme alte Tante Eugenia. Ich tu, was ich kann, um ihr unter die Arme zu greifen.«
    »Das ist so lieb von dir, Georgia«, meinte Shelley.
    Georgia trat hinaus in den milchigen Aprilsonnenschein und beschloss, zu Fuß um den Platz herumzugehen. Die Luft war köstlich und verhieß noch Besseres. Manchmal wechselte das Kaufhaus Belk’s dienstags seine Schaufensterdekoration, und – hallo, wer steigt denn da aus einem vergammelten blauen Chrysler K-Car vor der Möbelhandlung Skinner?
    Glänzend blondes Filmstarhaar, in einer altmodischen Cary-Grant-Welle aus der Stirn nach hinten gekämmt. Hellgrüner zweireihiger Anzug, prachtvolle smaragdgrüne Krawatte,
ein teuer aussehendes Grün wie das Grün seiner Augen. Und – Jesus! – ein Grübchen im Kinn, ein gemeißeltes Gesicht wie bei den Männern in den altmodischen Anzeigen für Arrow-Hemden.
    Er war jung, vielleicht dreißig. Wenn sie nicht gesehen hätte, dass er aus dem ramponierten kleinen K-Car gestiegen war, hätte Georgia vermutet, dass sich da tatsächlich ein Filmstar in den Straßen von Six Points verirrt hatte.
    Sie hatte gut zehn Sekunden Zeit, um ihn zu mustern, während er die Wagentür schloss und auf den Gehweg trat. Hochgewachsen und schlank. Große, starke Hände. Breite Schultern wie ein Footballspieler, dazu eine schmale Taille. Der Anzug war nicht teuer, aber er stand ihm gut.
    O Gott, was blinkt da an der linken Hand? Ist das vielleicht ein schlichter goldener Ring? Ja, tatsächlich.
    Georgia zog das Bäuchlein ein und ging vorbei. Sie spürte, wie er sie musterte. Schon seit einer ganzen Weile war sie nicht mehr so eingehend betrachtet worden. In allerletzter Sekunde drehte sie sich um und konfrontierte ihn mit der Tatsache, dass er sie beobachtete. Seine Augen funkelten; sie hatten etwas Animalisches. »Morgen«, flötete sie und segelte weiter.
    Sie schwebte bis zur nächsten Ecke und in Ryan’s Drugs, ohne sich noch einmal umzusehen. Sie wusste, dass sein Blick ihr folgte – sie spürte die Glut an ihrem Po –, aber sie gönnte ihm nicht die Genugtuung, sich noch einmal umzudrehen.
    Die Glocke über der Tür klingelte. Da war Sally Cranford mit ihrem strahlenden Lächeln und dem eleganten, vorzeitig weiß gewordenen Haar. Sally arbeitete bei Ryan’s, seit sie und Georgia junge Mädchen gewesen waren, und sie wusste,
wie sie ihre beste Kosmetikkundin zu behandeln hatte: Sie rief Georgia immer an und sagte ihr Bescheid, wenn die neuen Lippenstifte eintrafen.
    »Schau mal an mir vorbei, ob du da einen gut aussehenden Mann siehst«, sagte Georgia.
    »Allerdings – den neuen Pastor, und er kommt geradewegs auf dich zu.«
    »Welchen neuen Pastor?«
    »Unseren neuen Pastor. Hast du es nicht gehört? Und da ist er auch schon!« Die Glocke über der Ladentür klingelte. »Hey, Reverend, ich bin Sally, und das ist Georgia. Wir gehören zu Ihrer neuen Gemeinde. Willkommen in Six Points!«
    »Oh, vielen Dank, Miss Sally, es ist mir eine Freude … und Miss Georgia, schön, Sie kennenzulernen. Ich habe schon von Ihnen gehört.« Seine Stimme klang aufregend sonor und passte gut zu dem markanten Kinn. Georgia überkam ein leichtes Schwindelgefühl, und ein hohes Rauschen erfüllte ihre Ohren. Sie schüttelte ihm die Hand, ohne etwas zu fühlen.
    Sein Name sei Brent Colgate, sagte er, und es freue ihn sehr, als Pastor in eine Stadt mit so hübschen Damen zu kommen. Das hörte sich an wie ein Spruch von einem Gebrauchtwagenhändler, nicht wie etwas, das ein Pastor sagte. Und »Brent Colgate«, fand Georgia, klang wie ein erfundener Name.
    Pastor Eugene war nie besonders attraktiv gewesen, auch wenn Georgia sich eingeredet hatte, dass er es sei. Aber dieser Mann hier sah schon beinahe zu gut aus. Es war, als würde man neben einem dieser kreisenden Scheinwerfer auf dem County-Jahrmarkt stehen: Wenn man direkt hineinschaute, taten einem die Augen weh.

    Brent Colgate berichtete, seine letzte Kirche habe in einer viel kleineren Stadt gestanden. Eigentlich sei es nur ein verbreitertes Straßenstück namens Schuyler’s Creek in der Nähe der Grenze zu Tennessee gewesen. »Daphne und ich sind ganz aufgeregt, jetzt hier in der Großstadt zu sein – denn

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