Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haben Sie das von Georgia gehoert

Haben Sie das von Georgia gehoert

Titel: Haben Sie das von Georgia gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Childress
Vom Netzwerk:
unfreundlich. »Diesmal geht es nicht um dich, Georgia. Ob du es glaubst oder nicht, es geht nicht … immer .. um dich.«
    Okay, schön, das hab ich verdient, dachte Georgia: Sie hat mich die ganze Nacht angerufen, und ich war nicht für sie da. Aber einen Möbelwagen zu bestellen, damit ich ein schlechtes Gewissen kriege, ist doch eine totale Überreaktion! Manchmal benimmt Krystal sich wie ein dummes Gör.
    Ich hab doch nur versucht, sie vor sich selbst zu beschützen! Aber jetzt war nicht der Augenblick, die Fakten zu klären. Jetzt war es Zeit für aufrichtige Entschuldigungen. Georgia versuchte es noch einmal. »Könntest du mir nicht wenigstens …«
    Krystal schnitt ihr das Wort ab. »Ich habe gesagt, spar’s dir.«
    »Okay.« Georgia faltete die Hände.
    »Tatsächlich hast du mir sogar einen Gefallen getan«, sagte Krystal. »Ich hatte keine Ahnung, wie festgefahren mein Leben hier war. Erstickend. Ein kläglicher Ersatz für ein Leben. Und ein bescheuerter Job.«
    »Sag das nicht. Du bist eine fabelhafte Bürgermeisterin. Ich habe kürzlich noch mit Irma Winogrand darüber gesprochen, was für eine großartige Arbeit du hier machst.«
    »Ich habe mich immer darauf verlassen, dass du mir keinen Bullshit erzählst.« Krystal legte ein Weinglas auf die Seite und wickelte Papier um den Kelch. »Ich bin aus dem Rennen ausgestiegen und habe Larry Withers als Vertreter des
Rats meinen Rücktritt übermittelt. Du hast mir wirklich geholfen, die Wahrheit zu erkennen. Ich hab’s nicht nötig, mir diesen ganzen Mist zuzumuten, nur um dann gegen Madeline Roudy zu verlieren.«
    »Aber du könntest auch gewinnen«, entgegnete Georgia. »Es gibt immer noch mehr Weiße als Schwarze in dieser Stadt, oder?«
    »Hast du vergessen, dass ich sie eingemeindet habe?«, fragte Krystal. »Sie haben zweihundertdreiundachtzig mehr registrierte Wähler als wir. Du siehst hier die letzte weiße Bürgermeisterin, die Six Points jemals haben wird. Und das ist sicher gut so. Sie werden besser für ihre Leute arbeiten, als wir es je getan haben.«
    »Du willst also einfach kneifen? Kneifen und weglaufen? Ehrlich, das überrascht mich. Als Drückebergerin hab ich dich nie gesehen.«
    »Ach, hör doch auf. Du weißt, dass Gesülze bei mir nicht funktioniert.« Krystals Augen blitzten hinter den Brillengläsern.
    »Krystal, warum hast du die Geschenke zurückgebracht?« Georgia konnte nichts daran ändern, dass sie jetzt mit einer leisen, kläglichen Kinderstimme sprach. »Du hast sie von mir bekommen. Man gibt keine Geschenke zurück, bloß weil man wütend auf jemanden ist.«
    »So war das auch nicht gemeint«, sagte Krystal.
    »Na, so kam es mir aber vor.« Gern hätte sie gesagt, wie schön sie es fand, dass Krystal ihre Geschenke all die Jahre hindurch aufbewahrt hatte, aber das ließ sie bleiben.
    »Ich hab nur so viel eigenen Plunder«, erklärte Krystal. »Wahrscheinlich werde ich zu Anfang in einem Apartment wohnen, und da hab ich für die Hälfte meiner eigenen Sachen
keinen Platz, von dem Kram meiner Mutter ganz zu schweigen … Ich hab in den letzten zwei Tagen eine Menge Zeug verschenkt.«
    »Bitte mach das nicht«, bat Georgia. »Lass die Sachen zurückbringen  – ich bezahl’s.«
    »Zu spät«, sagte Krystal. »Lass mich jetzt in Ruhe, Georgie. Ich hab noch viel zu tun, und diese Jungs rechnen stundenweise ab.«
    »Sag nicht, dass du wütend auf mich weggehst«, rief Georgia. »Sag mir, was ich tun soll, sag mir, was ich sagen soll!«
    »Georgia, bitte! Ich kann doch gar nicht wütend auf dich sein. Du hast mir einfach geholfen, meine rosarote Brille abzunehmen, das ist alles. Du hast die ganze Zeit gesehen, wie es wirklich war.«
    »Wovon, zum Teufel, redest du?«
    »Es sollte nicht sein«, sagte Krystal. »Ich begreife eben nur langsam, das ist alles.«
    Ah. Jetzt verstand Georgia. Dieses Gespräch wollte sie nicht führen. Dabei konnte nichts Gutes herauskommen. Sie hegte solche Gefühle für Krystal nicht, und sie würde es auch nie tun. »Das ist nicht der wirkliche Grund, weshalb du weggehst.«
    Krystal antwortete nicht. Sie nahm das nächste Glas vom Regal und rollte es in Papier ein.
    »Wo willst du überhaupt hin?«, fragte Georgia.
    »Nach Atlanta. Ich versuche mein Glück in der Großstadt. Ich kenne da zwei Frauen, bei denen ich wohnen kann, bis ich was Eigenes finde.«
    »Und was ist mit den Sachen im Möbelwagen?«
    »Wird alles eingelagert«, antwortete Krystal. »Diesmal reise ich mit leichtem

Weitere Kostenlose Bücher