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Haben Sie das von Georgia gehoert

Haben Sie das von Georgia gehoert

Titel: Haben Sie das von Georgia gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Childress
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musste allerlei von ihr gehört haben. Gut zu sehen, dass sie ihn immer noch amüsierte.
    Der Honda war ein Backofen in der mittäglichen Augustsonne. Die beiden stöhnten und meckerten auch, als die Fenster heruntergedreht waren, der Motor lief und die Klimaanlage so viel kühle Luft in den Wagen pumpte, wie sie nur konnte.
    »In diesem Auto wird zu viel gejammert«, erklärte Georgia mit Entschiedenheit. »Ich könnte ein kleines Dankeschön von euch beiden gebrauchen. Ihr wärt immer noch da drin, wenn es mich nicht gäbe.«
    »Ich hab nix gemacht, wofür ich da reingemusst hätte«, meinte Nathan.
    »Ich auch nicht«, sagte Little Mama.
    »Mama! Du hast den Deputy geschlagen – zweimal! –, und dein blödes Luftgewehr hat den anderen in den Hintern geschossen.«
    Nathan gackerte.
    »Lach nicht, Nathan Blanchard. Du kannst von Glück sagen, wenn sie dich ohne Vorstrafe laufen lassen.« Tatsächlich war gegen keinen von beiden Anklage erhoben worden. Das hatte Georgia sich vom Deputy bestätigen lassen, bevor sie unterschrieb.
    »Binkam Blanchit«, sagte Nathan.
    »Was?«
    Er wiederholte es, bis sie verstanden hatte: Ich bin kein Blanchard.
    Georgia drehte den Rückspiegel so, dass sie sein Gesicht sehen konnte. »Das ist der Name deines Daddys.«
    »Sagst du«, antwortete Nathan. »Ich hab ihn nie gesehen. Hat sich nie die Mühe gemacht, mich zu sehen.«
    »Na, und wie ist dann dein Name?«

    »Hab kein, denk ich.«
    Sie lächelte. »Nathan Habkein? Freut mich, dich kennenzulernen.«
    Sein Gesicht wirkte sehr ernst. »Ich hab immer Jordan genommen, weil Mamaw so heißt.« Er schwieg kurz. »Aber ein Jordan bin ich auch nicht.«
    »Du kannst Nathan Bottoms sein, wenn du willst«, sagte Georgia.
    Er schaute sie im Rückspiegel an. »Ich glaub nicht.«
    Little Mama lachte. »Warum soll er unseren Namen benutzen? Seiner ist doch okay.«
    »Darum«, sagte Georgia.
    Sie spürte Nathans Blick im Nacken. Die richtige Antwort lautete: »Weil er mein Sohn ist, Mama«, aber sie hatte keine Lust, das zu erläutern. Hoffentlich würde Nathan das verstehen. Oder wenigstens den Mund halten.
    »Nathan wird noch eine Nacht bei uns bleiben müssen, Mama. Ich gebe ihm wieder das blaue Zimmer. Und ich möchte dich wirklich bitten, nicht noch mal die Polizei zu rufen.«
    »Warum sollte ich?«
    »Keine Ahnung«, sagte Georgia. »Aber du hast es getan. Deswegen habt ihr beide die Nacht im Gefängnis verbracht, weißt du noch?«
    »Ich habe nichts dergleichen getan«, entgegnete Little Mama. »Nathan ist ein guter Junge.«
    Diese Bekanntmachung kam so unerwartet wie Mamas Liebeserklärung an die Supremes. Georgia schaute in den Rückspiegel und sah, dass Nathan mit spöttischem Grinsen ihren überraschten Gesichtsausdruck nachäffte.
    »Yeah, wir sind jetzt dicke Freunde«, sagte er. »Stimmt’s nicht, Mama?«

    Georgia drehte sich zu Little Mama um. »Ist das wahr?«
    »Ja«, sagte Mama. Sie hätten eine Menge gemeinsam. Beide liebten die Footballmannschaft der Louisiana State University und konnten die aus Tennessee nicht ausstehen. Beide aßen gern Maisbrot aus weißem Mehl, nicht aus gelbem, und ohne Zucker. Beide liebten Clint-Eastwood-Filme, nur nicht den mit dem Affen. Es sei erstaunlich, sagte sie, dass zwei Fremde so viele Gemeinsamkeiten haben konnten.
    »Du willst mich jetzt nur verrückt machen«, meinte Georgia.
    »Nee«, sagte Nathan. »Wir haben echt ’ne Beziehung aufgebaut, ich und sie.«
    »Sie und ich«, verbesserte ihn Georgia.
    Angesichts von Mamas Neigung, bei der erstbesten Gelegenheit »Nigger« zu sagen, konnte sie sich kaum vorstellen, dass diese Beziehung von Dauer sein würde. Einstweilen aber war es besser, als wenn sie einander hassten. Mamas Demenz erwies sich also doch noch als Vorteil. Sie war jeden Tag ein bisschen weniger sie selbst. Bald würde sie ein völlig anderer Mensch sein. Vielleicht würde Georgia sich dann mit ihr verstehen.
    Zu Hause bereitete Georgia einen Riesenlunch aus Backhuhn, Erbsen, Scheibentomaten und Biskuitbrötchen aus der Dose mit hausgemachter Feigenmarmelade zu. Als Nathan angefangen hatte zu essen, gab er keinen weiteren Kommentar mehr ab. Little Mama vergaß, wie wütend sie gewesen war, und schlang drei von den Brötchen hinunter.
    Während die beiden aßen, lief Georgia nach oben, um den Anrufbeantworter abzuhören. Keine Nachrichten. Sie wählte Krystals Nummer, um ihr zu sagen, sie sei jetzt zu Hause.
    Es klingelte dreimal, dann meldete sich eine

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