Haben Sie das von Georgia gehoert
Tonbandstimme:
»Die Nummer, die sie gewählt haben, ist zur Zeit nicht vergeben.«
Krystal würde vorbeikommen. Sie hatte es versprochen.
Sie glaubte nicht, dass Krystal wirklich für immer wegziehen würde. Auch wenn ihre Sachen auf dem Lastwagen lagen. Ein Lastwagen kann zurückfahren. Sachen lassen sich wieder dahin bringen, wo sie gewesen sind.
Zur Zeit sah es aus, als marschierte Georgia an allen Fronten geradewegs in die Katastrophe, aber allmählich tat sich vage ein Weg durch den ganzen Schlamassel auf. Als Erstes musste sie Krystal überreden, doch hierzubleiben, oder, wenn nötig, sie für ein paar Wochen nach Atlanta ziehen lassen, damit sie sich abregen und wieder zurückkommen konnte. Als Nächstes musste sie Nathan ein ordentliches Abendessen zubereiten und ihn morgen mit einer Umarmung und ohne Groll wieder nach Hause schicken. Danach ginge es nur noch darum, Mama zu beruhigen, das Problem mit den Quilts zu lösen und ihr Leben wieder ins Lot zu bringen.
Ihr Leben.
Plötzlich gehörte zu Georgias Leben mehr als nur sie selbst. Da war Nathan – und ein neuer Mann für den Samstagabend.
Vielleicht nicht nur für dem Samstag. Wenn sie es sich recht überlegte, wäre ihr dieser Mann eigentlich für jeden Abend der Woche recht.
Die Erinnerung an ihre Nacht mit Brent perlte schon den ganzen Tag in ihr wie ein wunderbarer, frischer Champagner. Eine großartige Nacht wie die vergangene verlieh der Atmosphäre des folgenden Tages eine besondere Note.
Als sie Little Mama versorgt und zu ihrem Mittagsschläfchen
hingelegt, die Telefone ausgestöpselt und im Schrank verstaut hatte (für den Fall, dass Mama noch einmal den Drang verspüren sollte, die Cops zu rufen), pflanzte sie Nathan mit einer Riesenschüssel Chips vor den Fernseher und ging dann zum Apartment, um nach dem Abend mit Sheriff Bill aufzuräumen.
Sie fand seinen Umschlag unter der Sturmlampe, faltete die Scheine zusammen und steckte sie in die Tasche ihres Kleides. So lieb von ihm, dass er in dem Riesendurcheinander noch daran gedacht hatte, ihr ein Geschenk zu hinterlassen.
Sie kehrte ins große Haus zurück, um ihr Zimmer aufzuräumen. Sie nahm die Bettwäsche vom Boden und trug sie hinaus zur Waschmaschine. Unterwegs drückte sie das Gesicht in die Laken und atmete den letzten Hauch Erinnerung an Brent Colgate ein.
Als die Waschmaschine lief, füllte sie einen Eimer mit Seifenlauge und trug ihn in ihr Schlafzimmer.
Sie schaltete das Uhrenradio ein – ein tanzbares Madonna-Stück mit stampfendem Beat, perfekt zum Putzen. Sie moppte und tanzte und wackelte mit dem Hintern, während sie arbeitete. Der Mopp fegte ein Stück Papier unter dem Bett hervor.
Sie bückte sich und stellte fest, dass es kein Stück Papier war, sondern ein Briefumschlag.
Ein verschlossener weißer Umschlag, auf dem in handgeschriebenen kleinen, präzisen Buchstaben GEORGIA BOTTOMS stand.
Ihr Herz schlug schneller. Sie kannte die Handschrift nicht.
Wie, zum Teufel, kam das in ihr Zimmer?
Dass es ein Geschenk von jemandem sein könnte, das sie versehentlich mit hierhergebracht, verloren und mit dem Fuß unter das Bett geschoben haben könnte – das war unmöglich.
Georgia hatte ihre Buchführung im Kopf. Sie wusste auf den Penny genau, wie viel Geld hereinkam und hinausging. Von jedem nahm sie so viel, wie er geben konnte; das war ihre Tariftabelle, und sie wurde angepasst, wenn jemand schwierige Zeiten durchmachte und einen Rabatt oder selbst ein Geschenk brauchte …
»Ach, sei still«, sagte Georgia und schaltete das Radio aus. Sie wusste, was in diesem Umschlag war: Ärger.
Sie riss den Umschlag auf und zog ein zusammengefaltetes Blatt dünnes Briefpapier heraus, in dem ein paar Geldscheine lagen.
Ein Hunderter. Ein Zwanziger. Drei Fünfer.
Die Nachricht war in den gleichen handschriftlichen Druckbuchstaben verfasst wie die Aufschrift auf dem Umschlag.
Liebe Georgia,
Überraschung!
Ich wette, du hast nicht damit gerechnet, das hier unter deinem Kopfkissen zu finden.
Georgias Blick huschte zum unteren Rand des Blattes, um die Unterschrift zu lesen. Aber da stand kein Name. Nur die Worte
Du weißt schon wer.
Sie schaute wieder nach oben.
Wenn du diesen Brief liest, werden wir die Nacht miteinander verbracht haben. Eine Nacht voll großer Leidenschaft, wenn das, was ich über dich gehört habe, stimmt. Ich freue mich wirklich darauf. Mitten in der Nacht werde ich dich in meinen Armen halten und dir sagen, dass ich
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