Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt
gehörte ich zur Abordnung der Hitlerjugend, die den Trauermarsch für den Gauleiter Wagner mitmarschieren mußte. Die Trauerfeier war in München, und wir waren aufgereiht auf der Isarbrücke, und da schritt Hitler unsere Front ab. Er hatte wie üblich die Mütze sehr tief in die Augen gedrückt, er hatte seinen grauen Wehrmachtsmantel an, den er sehr lang trug. Er schaute uns richtig schön an, marschierte da ganz langsam vorbei.
Bibliothekarin, 1939
Ich hab’ echt Trauer gehabt um Hitler am 20. Juli, mit 5 Jahren, als das durchs Radio kam. Mein Vater war großer Nazi, der ist 41 schon gefallen. Und meine Mutter hat uns so erzogen: Man ist Nazi und weiter gibt es nichts.
Die Nachricht kam abends durch, das mit dem Attentat vom 20. Juli, und meine Mutter sagte: » Das ist eine ganz große Sünde!«
Landwirt, 1936
Jedes Jahr sind wir nach Goslar gefahren, der Hitler war ja Reichsbauernführer. Nur an einmal erinnere ich mich noch: Das war 1944, das war die größte Schweinerei, die sie mit mir gemacht haben; uns Pimpfe haben die noch an der Panzerfaust ausgebildet, mit acht Jahren! Aber als der Hitler auftrat, das war doch der Mann, guck dir doch nur mal die Reichsautobahnen an. Der hat sich doch durchgesetzt.
Schauspieler, 1929
Dem hab’ ich die Hand gegeben, wie wir geschippt haben, 1944. Das war in Tilsit, Memel, an dem Fluß da, und mein Schulfreund stand neben mir, und wir wurden ihm vorgestellt. » Graf von der Pahlen«, sagte mein Nachbar, und da sagte Hitler: » Pahlen.«
Zehn wurden ihm vorgestellt von einem Riesenlager. Von Rastenburg aus waren sie gekommen, da hatten die ihr Quartier. Nervös war ich, ich hab nischt gesehen von ihm. Ich sehe nur noch einen Riesenstab um ihn.
Einen viel größeren Eindruck hat mir Pius XII . gemacht.
Ingenieur, 1916
Er hat auch Glück gehabt. Aber, wenn man eine Sache richtig durchplant, generalstabsmäßig, dann muß es ja hinkommen. Die Organisation Todt z. B. Diese Dinge liefen doch, nicht wahr? Wer weiß nun wirklich, wenn auch Tausende den Hitler gesehen haben, wer weiß, wer der wirkliche Hitler war? Wirklich beurteilen kann ich doch nur einen Menschen, wenn ich nahe mit ihm zusammenkomme. Gewisse Charakterzüge vielleicht… Aber sonst doch nicht.
Verleger, 1916
Abgesehen von dem Faszinosen, was von ihm ausging, halte ich ihn für intelligent. Wir nannten das beim Kommiß: Selbstkocher. Hitler war ein Selbstkocher, der brachte sich selbst in Rage. Es gab tatsächlich Nationalsozialisten, die bis zur letzten Sekunde glaubten. Ich war in einer Division, die als sehr antinationalsozialistisch galt, unser Chef hatte das goldene Parteiabzeichen. Das waren alles sehr gute Soldaten, in der Gefahr konnte man sich auf sie verlassen. Und der Chef hat sich dann erschossen. Tatsächlich. Weil er keinen Ausweg mehr sah.
Es gab eben Idealisten, die verbohrt waren.
Professor, 1922
Ja, ich hab’ ihn gesehen. Aber alles, was die Leute so reden, ich bin der festen Überzeugung, daß seine Bedeutung das Resultat der suggestiven Wirkung, die vom Inhaber der Macht ausgeht, war.
Ein verfetteter Kleinbürger mit kurzen Beinen, dickem Bauch und gravitätischen Gesten.
Die Macht verschaffte ihm die Aura, sonst war es nichts. Wie hätte er sonst 10 oder noch mehr Jahre nötig haben müssen, um an die Macht zu gelangen? Das hätte doch viel schneller gehen müssen.
Taxifahrer, 1919
Der Mann war gut, als Übergangslösung. Spätestens 1938/39 hätte er weggemußt. Alles, was dann kam, hat uns zu sehr geschadet, Krieg usw. Das hat ja Hunderte von Milliarden gekostet.
Zahnarzt, 1927
Ich hab’ damals Adolf Hitler in mein Gebet eingeschlossen. Und sogar 45 noch, obwohl ich unter der Bettdecke BBC hörte. Das war aus Angst, daß jetzt was auf einen zukommen würde, was man nicht meistern kann.
Hausfrau, 1902
Ja, also, wir haben den alle in’n Magen gekriegt, nicht wahr. Ja, und dann, als der Krieg zu Ende war, da haben wir gesagt, also daß wir den Krieg verloren haben, das ist das kleinere Übel. Wenn der Hitler sich weiter ausgebreitet hätte, dann wär’ das ja so– also, es war ja schon sowieso wie Stalin; wenn da irgend jemand was sagte, der wurde abgeführt. Und ich hatte das » Pech«, möchte ich sagen, daß ich einen jüdischen Schwager hatte, meine Schwester war mit einem Juden verheiratet, da wußte ich ja alles, wie das so vor sich ging. Mein Schwager war Rechtsanwalt, der verlor sofort seine Stellung und mußte dann auswandern; da sind sie dann eben
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