Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt
Offizieren schweigend mit erhobenem Arm begrüßt. Nach seiner Rede verläßt der Führer die Halle unter den brausenden Sieg-Heil-Rufen seiner jungen Offiziere.«– Hitler betrat die Halle mit großem Gefolge. Er wurde schweigend mit erhobenem Arm gegrüßt. In seiner Rede stellte Hitler uns den Generalmajor Scherer als Vorbild hin, der während des Winters bis zum Entsatz drei Monate lang ausgeharrt hatte. Mir kam bei diesen Worten der Gedanke: Hitler, warum stellst du uns einen Verteidiger und keinen vorwärts stürmenden Angreifer als Vorbild hin? Glaubst du selbst nicht mehr an den Sieg?– Nach der Rede schritt Hitler mit seinem Gefolge zum Ausgang, doch trotz Befehls des Generals riefen wir kein Sieg-Heil. Wir blieben stumm. Erst kurz vor dem Verlassen der Halle hörte man drei oder vier Rufe, die schon peinlich wirkten. Vielleicht war die überwiegende Mehrzahl von uns durch den russischen Winter nüchtern und illusionslos geworden.
Institutsleiter, 1924
Im September 1942, als wir die Offiziersausbildung auf der Kriegsschule so gut wie beendet hatten, wurden wir alle im Sportpalast in Berlin zusammengefaßt, ungefähr 10 000 junge Fähnriche müssen das gewesen sein, damit wir den Segen der Partei kriegen konnten. Zuerst wurde uns gesagt: Also ordentlich » Heil!« schreien, wenn Hitler kommt. Das war etwas, was uns angehenden Offizieren eigentlich zuwiderlief, denn wir waren ja dazu erzogen, unsere Gefühle zu verbergen und uns zurückzuhalten. Aber als Hitler dann kam, haben wir tatsächlich » Heil!« gebrüllt, was wir wohl auch sollten, weil Hitler das so gewohnt war.
Zuerst redete wohl Göring oder Keitel, das war so eine richtige Lobhudelei, die ersten katastrophalen Rückschläge hatte es gegeben, in Rußland, und da behauptete Göring, Hitler selbst habe in vorderster Front mit der Pistole in der Hand die Verbände nach vorn geführt.
Von Hitlers Rede weiß ich kein einziges Wort mehr, ich saß wie in Trance.
Prokurist, 1916
Ja, bei der Vereidigung als junger Leutnant in Berlin. Ich schrieb hinterher in mein Tagebuch: » Ave Caesar, morituri te salutant.«
Tankwartsfrau, 1915
Der ist in Friedberg in Schlesien durchgefahren, welches Jahr? 1942 oder 1943. Da waren ja so viel Menschen, da ist er bloß durchgefahren, und man hat gewunken, und er hat auch gewunken, und weiter war nichts.
Der hat ja bald Geburtstag, der Hitler, am 20. April. Komisch, daß man das nicht vergessen tut. Jedesmal, wenn ich ’ne Tankquittung ausschreibe, denk’ ich dran.
Kunstmaler, 1921
In der Nähe von Minsk, 1942, im » Gefrierfleischwinter«, wo wir die Kommißbrote mit dem Bajonett zerhackten, da hab’ ich ihn gesehen. Er stieg aus dem Wagen, es war eisiger Frost, und er wollte uns wohl ermuntern und führte einen Tanz im Schnee auf, strahlte unechte Aktivität aus. Ich kann nur sagen, daß es um ein Haar zu einer Verhöhnung durch die Fronttruppe gekommen wär’. Jeder merkte die Unechtheit. Er wollte Sicherheit ausstrahlen: Ihr wißt ja, wenn ich komme, dann geht alles gut! Aushalten!
Auf der einen Seite ausgemergelte Gestalten mit Maschinenpistolen, von Läusen zerfressen, auf der andern Seite die gesunden, wohlgenährten Offiziere, die mit ihm gekommen waren. Furchtbar.
Angestellter, 1906
Ich hab’ ihn mal an der Ostfront gesehen, ziemlich von weitem. Aber da war man zu sehr mit was anderem beschäftigt.
Hotelportier, 1920
An der Ostfront, auf dem Rückzug. Wir waren General Henrici unterstellt, und der wieder Schörner. 1943 sind wir zurückmarschiert bis Charkow, und da hat er uns Verwundete besucht. Er war ganz normal, hat gefragt, wie’s geht.
Ich kann über den Mann nicht klagen.
Kaufmann, 1917
In München, da waren wir als Soldaten zur Absperrung hinkommandiert. 1943. Er fuhr mit Mussolini durch die Stadt, im offnen Mercedes. Da haben wir untereinander Witze gemacht: Na? Wenn da nun in den Fenstern einer mit’m Gewehr ist, der kann ihn doch ohne weiteres umschießen! Aber nein, das würde ja nicht möglich sein, der würde ja gleich zerrissen werden von der wütenden Menge.
Mussolini grüßte nach rechts, Hitler nach links. Kurz darauf streckten die Italiener die Waffen.
Eine alte Frau, die ihren einzigen Sohn verloren hatte, ganz in Schwarz, soll auf ihn zugegangen sein und ihm die Worte ins Gesicht geschleudert haben: » Sie Teufel!« Man hat ihr aber nichts getan.
Offizier, 1913
Ich hab’ ihn mal in Berchtesgaden erlebt, als Begleitoffizier, Schandbar, daß man die Waffen vorher
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