Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt
abgeben mußte. Da gab’s nur einen Befehl und weiter nichts. Vortrag in der Halle, ’n paar hingeworfene Bemerkungen, und dann konnte man wieder gehn.
Kunstmaler, 1921
In Paris 1943 [?]. Es war das Sehen von Hitler, das mich am wenigsten beeindruckt hat, weil ich ihn damals schon haßte.
Als er da mit dem Auto durch Paris fuhr, hatte man eher den Eindruck eines sich versteckenden, gehetzten Menschen, der aber doch, am Ende seines Lebens, immer noch Macht demonstriert. Ihn umgaben alerte Offiziere, Schützenpanzer und so was.
Er hinterließ alles andere als den Eindruck eines Mannes, der Europa beherrscht. Sauste da so durch.
Das war auch kein offizieller Besuch, sondern mehr so eine Art Kontrolle wohl.
Offizier, 1910
Ich habe viele Führergespräche mitgehört. Ich war Ordonnanzoffizier im Stab. Nachts Dienst, Anruf: » Bitte, Oberbefehlshaber wecken!« Führergespräch. Und da mußte man mithören. Und dann hab’ ich ihn gehört und gehaßt. Die Art, wie er mit Generalfeldmarschällen verkehrte, so wie man einen Hund behandelt. Nur Sepp Diedrich hat sich gewehrt, als er Budapest verlor. Sie sollten die Armbinden ablegen. Und Sepp Diedrich hat Kontra gegeben. Da kam ein Tobsuchtsanfall. Ich hab ihn da als kranken Mann erlebt, der nur noch mit Wutanfällen reagierte.
Ich habe Generäle kennengelernt, die die ganze Nacht umhergingen, weil sie die Befehle nicht ausführen mochten.
Kunsthistoriker, 1917
In Rußland, da sah er die Kompanien, die nur noch aus 14 Soldaten bestanden, und er sah die Mauern von toten Soldaten, die man nicht begraben konnte, weil der Boden gefroren war. » Wie kommt das, daß hier so viele Leute fallen?« hat er gefragt.– » Ja, das kommt von der Vorderhangstellung.« » Warum werden denn keine Hinterhangstellungen gebaut?«– Das lag ja nur am Ehrgeiz der Offiziere, die wollten Orden kriegen und haben ihre Leute da verfeuert.
Und da schäumte Hitler und hat gerufen: » Warum bin ich so hintergangen worden?« Und stampfte und riß den Offizieren und Generälen runter, was runtergerissen werden konnte.
Ja, sicher, da bin ich dabeigewesen, das hab ich gesehn. Auf der Krim. 1943. Später kriegten wir dann Manstein, der war in Ordnung.
Hitler ruhte in sich selbst, der hatte selbst nie das Gefühl: Ich bin ’n Scharlatan.
Verleger, 1911
Da kamen immer diese blödsinnigen Führerbefehle, und unser Divisionskommandeur sagte: » Dem werd’ ich mal die Meinung sagen!«
Ich seh’ ihn noch in der Schlucht, wo die Omnibusse standen, in denen wir unsere Büros hatten. Und als er wiederkam, sagte er: » Der Führer hat doch recht.«
Oberstudiendirektor, 1911
Das Originellste war auf dem Flugplatz von Saporoschje, da mußte ich Benzin bewachen, mit einer MP , und da kam diese berühmte Condor-Maschine, mit Adolf. Die landete da.
Ein kleiner Zug mit dem Finger, und ich hätte Weltgeschichte gespielt. Das ist mir aber erst hinterher bewußt geworden. Nach Stalingrad war das, 1943.
Kaufmann, 1910
Zum letzten Mal und am eindrucksvollsten habe ich ihn 1944 gesehen. Und zwar kamen sämtliche Kriegsschulen zusammen in der Jahrhunderthalle in Breslau. Alle Fähnriche. Ich war damals Begleitoffizier, und da war damals die große Krise, es war aber noch vor dem Attentat, im Frühjahr 1944. Stalingrad war schon gewesen. Die neueste Nachricht, die er brachte, war, daß ein paar griechische Inseln zurückerobert waren.
Er selbst machte einen unglaublich kraftvollen, vitalen Eindruck.
Die Fähnriche hätten ihr großes Vorbild im deutschen Landser, sagte er auch.
Oberst, 1896
Später sah ich ihn, dann nochmals. In der Wolfsschanze. Leider kam ich nicht bis in den innersten Kreis hinein, mein Auftrag wurde nicht für so wichtig befunden. Aber ich sah ihn spazierengehen. Er ging nun schon sehr gebückt und war ein gebrochener Mann. Sein Leibarzt, wie hieß er noch, der hatte ihm ja planmäßig Strichnin unter einer anderen Bezeichnung ins Essen gegeben.
Wie alle fanatischen Menschen, wenn sie Widerstand finden, so wurde auch er hysterisch. Ja, und dieser Haß entlud sich dann gegen die Juden, die dann auf so bestialische Weise umgebracht wurden, leider. Das hat er sich ja nie angekuckt. Dazu war er zu weich, nein, das hätte er sich nicht ansehen können. Er kuckte sich auch nie eine zerbombte Stadt an. Das hätte ihn in seiner Entschlußkraft beeinträchtigt. Was nützte das, die Städte waren zerbombt, er hätte sie auch nicht wiederaufbauen können.
Ein Mann, 1928
Am 19. April 1944
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