Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt
werden.«
Zoologe, 1921
» Ihr Deutschen seid doch Masochisten«, hat ein tschechischer Professor gesagt, » …daß sich die Deutschen immer noch an die Brust schlagen…«
Jurist, 1927
Ich habe einen Vortrag gehalten vor Amerikanern, die Deutschland kennenlernen wollten, und da bin ich auf die KZ -Lager zu sprechen gekommen, und da haben die gesagt, davon wollen wir nun nichts mehr hören.
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Komparse, 1903
Es fing damit an, wie’s in jeder Diktatur ist, daß Andersdenkende aus dem Verkehr gezogen werden. Das ging gleich 1933 los.
Ingenieur, 1921
Obgleich ich am 30. Januar 1933 erst 12 Jahre alt war, habe ich diese Ereignisse noch sehr gut in Erinnerung, da ich als Kind einer politischen Jugendgruppe (Rote Falken) angehörte. Ich sehe noch heute vor meinen Augen, wie einen Tag danach die SA -Führer in unserm Dorf Jagd auf Kommunisten und Reichsbannerführer machten. Die Personen, die in den SA -Wagen mit Karabinern bewaffnet saßen, leben zum Teil heute noch in unserem Dorf und tun so, als wären sie die treuesten Demokraten gewesen. Die mir bekannten Männer, die in diesen Tagen abgeholt wurden, kamen teils nach Ahrensbök in die Flachsröste, wo die SA ein behelfsmäßiges Lager errichtet hatte, oder teilweise nach Bad Schwartau in das damals noch vorhandene Gerichtsgefängnis. Die meisten kamen nach einigen Monaten wieder zu ihren Familien. Einer ist jedoch nie wiedergekommen.
Hausfrau, 1919
1933. Ich erinnere mich noch daran, wie die Kommunisten und Nazis zum erstenmal nach der » Machtübernahme« zusammenstießen, direkt vor unserm Haus. Die Kommunisten wurden dann mit einem Lastwagen abtransportiert, auf dem waren so Gitter drauf.
Kaufmann, 1898
Schon vom ersten Tage an hatte man in Hamburg einen Keller, in den man die Leute eingesperrt hat, im Stadthaus war das, was da heute drin ist, weiß ich nicht. Die Leute wurden dort furchtbar zusammengeschlagen. Ich weiß das von einem Nachbarn, der hatte einen Kolonialwarenladen, der war Sozialist und wurde sehr verfolgt, weil er das Dritte Reich entsprechend bekämpft hatte. Dieser Nachbar war auch abtransportiert worden und kam völlig zerschlagen wieder. Der fürchtete dauernd, daß er noch einmal abgeholt werden würde, denn er wurde oft des Nachts angerufen, ist aber nie ans Telefon gegangen. Der lebte in einer ständigen Furcht.
Ein Mann, 1909
Genauso wie man gewußt hat, daß es Haftanstalten oder Zuchthäuser gibt, so hat man auch von den KZ gewußt. Daß es politisch Andersdenkende waren, die man da hinbrachte und angeblich zu anständig denkenden Menschen erziehen wollte, das wurde gesagt. Als der Umsturz kam, haben die SPD -Leute für ihre Freunde, die im KZ saßen, gesammelt. Und wenn das herauskam, kamen die Betreffenden auch hinter Schloß und Riegel. Und so ist es einem Nachbarssohn ergangen, der war bei den Gaswerken beschäftigt, und der ist grausam geschlagen worden.– Diese Leute mußten nachher einen Revers unterschreiben, daß ihnen nichts geschehen ist und daß man sie anständig behandelt hätte.
Drucker, 1893
Wir hatten einen Setzer in unserer Druckerei, der war Sozialist und hatte sich vor der Machtergreifung öfter mit den Nazis gekeilt.
Nun waren die Nazis ja an der Macht, und da haben sie dem Mann dauernd gedroht, und unserm Chef haben sie auch gedroht: » Haben Sie den noch immer nicht entlassen? Es könnte Ihnen schlecht bekommen, wenn Sie den nicht entlassen…«
Leider ist es ja so, daß viele Landsleute allzu übereifrig waren. Mancher hatte auch Angst vor dem, was kommen würde, und gab eben schnell klein bei.
Kaufmann, 1922
Ein Klempner, der bei uns ins Haus kam, wurde verhaftet. Das war furchtbar aufregend, KPD , Kleinstadt. Unheimlich war das.
Ingenieur, 1905
Ich war auf einer Werft beschäftigt. An der Kaje, dicht vorm Tor, lag ein ausgedientes Minensuchboot. Es diente nun als Heim einer SA -Gruppe. Oft hielt dort der Polizeigefangenenwagen, er brachte politisch Verdächtige, die damals aufgrund eines Göring-Erlasses vor ihrer polizeilichen » Einvernahme« kurzfristig der SA zur Sonderbehandlung dort vorzuführen waren. (Ich habe den Erlaß damals in der Zeitung gelesen.) Man hat manchmal das Schreien der Gefolterten hören können.
Das Boot hieß hinter vorgehaltener Hand nur das » Geisterschiff«.
Konditor, 1925
Nein, aber ich wußte vor dem Krieg schon etwas vom KZ . Daß man in Oranienburg Leute einsperrte und nicht sehr gut behandelte.
Wir selbst haben 1934 Leute vorübergehend zu uns
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