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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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gekämmt und mit Gel fixiert, seine Kleidung untadelig: grauer Leinenanzug, gestärktes weißes Hemd zu kirschroter Krawatte, abgerundet mit Slippern aus Eidechsenleder.
    Aber irgendwie, trotz allem morgendlichen Aufputzen, waren ihm seine Fingernägel entgangen.
    Marge ging zu seinem Schreibtisch hinüber.
    »Wie ich sehe, bist du beschäftigt.«
    » Qué pasa? «, fragte er ohne aufzublicken.
    »Ich hab hier was für dich.«
    »Schieß los.«
    »Du kannst entweder eine Liste mit Namen abtelefonieren oder dich bei West Air mit bürokratischem Kram amüsieren.«
    Oliver sah finster auf. »Wie viele Namen sind auf der Liste?«
    »Ungefähr acht.«
    Er griff sich die Liste und überflog die Angaben. »Details, bitte.«
    »Eine Stewardess namens Roseanne Dresden wird als eines der Opfer des West Air Fluges 1324 genannt. Ihre Eltern glauben nicht, dass sie an Bord des Flugzeugs war, sondern von ihrem Ehemann Ivan, der die Gunst der Stunde nutzte, ermordet wurde, woraufhin besagter Ivan dann die Airline anrief, um denen mitzuteilen, dass sie aufgrund einer kurzfristigen Dienstplanänderung diesen Flug genommen hat und nun tot ist.«
    Oliver unterbrach das Feilen seiner Nägel. »Was?«
    »Vielleicht willst du mitschreiben, Scotty, das könnte deinem alternden Gedächtnis auf die Sprünge helfen.«
    Während Oliver sein Nagelnecessaire wegräumte, erläuterte Marge ihm die Theorie der Lodestones. Als sie am Ende der Geschichte angekommen war, erkannte sie selbst, wie absurd alles klang. »Um das auszuschließen, brauchen wir jemanden, der gesehen hat, wie Roseanne an Bord ging, oder einen offiziellen Dienstbescheid, der besagt, dass Roseanne den Flug 1324 genommen hat. Denn man hat ihr kein Ticket ausgestellt.«
    »Wieso das denn nicht?«
    »Als Stewardess bekommst du kein Ticket, wenn du auf dem Flug arbeitest, oder wenn du auf dem Weg zu einem Flug bist, auf dem du arbeiten wirst. Ich gehe davon aus, dass es gerade mal eine Stunde braucht, um diesen Wirrwarr zu klären und den Eltern ein bisschen Seelenfrieden zurückzugeben.«
    »Du glaubst, das dauert nicht länger als eine Stunde? Darf ich dich zitieren, Dunn?«
    »Nein, darfst du nicht, Oliver, denn man hat mich schon früher für dumm verkauft.«
     
    Die Anrufe bei der Airline führten ins Leere. Marge telefonierte sich durch alle Unternehmensbereiche, doch niemand wollte mit ihr reden, geschweige denn irgendwelche Informationen herausgeben.
    » Ich kann Ihnen da leider nicht helfen, verbinde Sie aber gerne weiter. «
    » Ich glaube, wir haben eine Task Force, die für den Unfall zuständig ist. Einen Augenblick bitte. «
    » Ich weiß gar nichts darüber. Vielleicht kann Ihnen die Personalabteilung dazu etwas sagen. «
    » Wir sind da nicht zuständig. Bitte wenden Sie sich an unser Büro in Burbank. «
    » Es tut mir sehr leid, aber ich kann Ihnen diese Auskunft nicht ohne eine schriftliche Einverständniserklärung der betroffenen Angestellten geben. «
    » Die Angestellte ist tot. «
    » Dann benötige ich eine schriftliche Einverständniserklärung des nächsten Verwandten. «
    Der nächste Verwandte war Ivan Dresden, der, da war sich Marge ziemlich sicher, keinen Grund sehen würde, sein schriftliches Einverständnis zu geben.
    Sie drehte sich im Kreis – kein Wunder, denn am Telefon war es schwer, sein Gegenüber mit Charme zu entwaffnen. Sie legte auf und ging zu Oliver.
    »Wie kommst du mit der Liste voran?«
    »Keiner zu Hause, die arbeiten, Dunn. Ich habe überall Nachrichten hinterlassen, ohne Genaues zu sagen. Wenn jemand etwas Erhellendes über Ivan den Schrecklichen weiß, will ich sie ja nicht im Vorfeld verjagen. Außerdem will ich vermeiden, dass unser Interesse am Tod seiner Frau dem Ehemann zu Ohren kommt. Ich vermute mal, es würde ihm nicht gefallen. Wie läuft’s bei dir und West Air?«
    »Anrufe sind manchmal praktisch, manchmal aber auch nicht. Hast du vielleicht Lust, West Air gemeinsam einen Besuch abzustatten?«
    »Und was lässt dich hoffen, dass die Firma mit uns spricht?«
    »Unsere goldenen Schilde. Sie glänzen so schön.«
    »Wo haben die ihre Büros?«
    »Burbank.« Marge sah auf die Uhr. »Wir könnten uns was zu essen besorgen und dann versuchen, durch den Firmenmorast zu waten. Ich habe ein paar Namen. Und nur ganz nebenbei – eine der Frauen am Telefon klang jung und schön.«
    »Klar, häng mir nur diese Karotte vor die Nase.« Aber Oliver war schon auf den Beinen und rückte seine Krawatte zurecht. »Was soll’s, ich bin

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