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Habitat C (German Edition)

Habitat C (German Edition)

Titel: Habitat C (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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schauen, denn er befürchtete, dem Blick des Avatars zu begegnen, eine Geste der Angst oder der Abneigung oder des Misstrauens – egal, er wollte nicht. Die Augen auf den Weg vor ihm gezwungen, marschierte Daxxel los, konzentrierte sich auf das, was er zu tun hatte, Zant zu finden, sich nicht einschüchtern zu lassen, Notwendigkeit mit Dummheit und Trotz zu vermischen.
    Sich also so zu verhalten wie immer.

Kapitel 8
     
    Zant wurde in eine Wohnung geführt, tief im Inneren des Habitats, wo die zahllosen Bediensteten lebten, die ständigen Arbeitskräfte, die für das Wohlergehen der Diplomaten und Abgeordneten sorgten, ohne selbst wirklich wichtig genommen zu werden. Sie waren der Bodensatz dieser Siedlung aller Illustren und Mächtigen, aber einer, der gut zurechtkam und sich in der Tatsache sonnen konnte, im Zentrum der Macht leben und arbeiten zu dürfen. Nebenher verdiente man ordentlich, wie Zant wusste. Unterkunft war auf Central kostenlos und wurde zugeteilt, eine kleine Wiedergutmachung der Niib für die Grausamkeiten, die sie zu ihrer Zeit an der Galaxis verübt hatten: Sie hatten richtig viel Wohnraum hinterlassen.
    Diese Wohnung war recht klein, bestand aus einem schmucklosen Zentralraum mit einer Versorgungsecke und zwei Türen, die, so vermutete Zant, ins Bad sowie in ein Schlafzimmer führten. Keine Bilder oder Holos an den Wänden, kein Tischschmuck, öde Plastikmöbel, alle in einem widerlichen Beigeton gehalten, der einen angelaufenen Belag suggerierte, wo doch peinliche Sauberkeit herrschte. Zant kam zu dem Schluss, dass normalerweise niemand hier wohnte und dass die Bodaren diese Wohnung benutzten, um … was auch immer zu tun. Auf welchen Namen sie wohl registriert war? Sie bezweifelte, dass es möglich war, hier eine Basis aufzuschlagen und Ressourcen zu verbrauchen, ohne dass die Verwaltungs-KIs es bemerkten. Andererseits konnten ihre Häscher auch die Sicherheitssysteme manipulieren, also dürfte dies nur eine kleine Fingerübung für sie sein. Jedenfalls verfügten diese Leute über Fähigkeiten und damit Macht, und sie mussten diese für oder gegen etwas einsetzen.
    Worum ging es hier also?
    Sie würde es nun erfahren, hoffte sie.
    Auf dem Weg hierher hatte niemand mit ihr gesprochen. Die Wartungsgänge, eng, schmal, etwas muffig, waren auch keine übermäßig einladende Umgebung gewesen. Ihre Führer kannten sich aus, gingen mit schlafwandlerischer Sicherheit und offenbar ganz und gar ohne Angst, von jemandem entdeckt zu werden. Diese selbstverständliche Gelassenheit verursachte bei Zant eine größere Besorgnis als die kruden Waffen, die die Bodaren bei sich trugen.
    »Setzen Sie sich«, forderte ein Bodare sie auf. Zant hatte immer noch Probleme, ihre Entführer zweifelsfrei voneinander zu unterscheiden. Viele trugen den Arbeitsanzug des technischen Personals, sehr uniform, ohne größere Variationen, und sie hatte noch keine Gelegenheit gehabt, sich Einzelheiten der Gesichter einzuprägen. Ihre Mimik war nicht sehr lebhaft, entweder, weil sie sich nicht danach fühlten, oder, weil es bei ihnen eben so war. Zant beschloss, weiterhin sehr folgsam zu sein.
    Sie setzte sich. Jemand reichte ihr ein Erste-Hilfe-Paket und sie begann erst einmal damit, ihre Wunde zu behandeln. Schweigen begleitete sie während dieser Tätigkeit. Der warme Verband, den sie an die Stelle drückte, stillte den Schmerz und ließ sie sich unwillkürlich entspannen. Das Material heftete sich an ihre Haut und würde sich in seine Bestandteile auflösen, sobald der Heilungsprozess abgeschlossen war. Für einen Moment schloss sie die Augen, genoss das bequeme Sofa, auf dem sie saß, spürte die Erschöpfung und redete sich für eine Sekunde ein, nichts mehr zu befürchten zu haben.
    »Sie wünschen etwas zu trinken?«
    Zant nickte und sah auf. Ein Bodare drückte ihr einen Plastikbecher mit Wasser in die Hand, den sie dankbar entgegennahm und mit einem Zug leerte. Erneut schloss sie die Augen, fühlte die angenehme Nässe in ihrem Magen und atmete laut aus.
    Dann öffnete sie die Lider, sah ihre Gefängniswärter erwartungsvoll an.
    »Was soll mit mir geschehen?«
    Der Bodare, der bisher als Wortführer agiert hatte, hockte sich in einen Sessel, wirkte plötzlich gar nicht mehr so unter Kontrolle. Zant vermutete, dass er Hetzjagden durch die Station und die Entführung von Soldatinnen nicht gewohnt war. Es war für ihn keine normale Situation, sondern etwas, das aus der Not geboren war. Dafür hatten ihre Häscher aber

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