Hades - Die Welt der Verbannten
auszufragen?
Und wenn Smith schwieg?
Als der Morgen dämmerte, tauchten vor ihnen die ersten Häuser von Rock-City auf. Dahinter lag das Gebirgsmassiv, das Carter von der Bahnfahrt her kannte.
»Gleich sind wir da«, knurrte Smith, der offensichtlich müde war von der langen Fahrt. »Ich bin froh, wenn ich Sie los bin.«
»Hoffentlich bekomme ich ein Bett.«
»Nehmen Sie das von Kim Block«, riet Smith trocken.
Carter gab keine Antwort. Er hatte genug damit zu tun, auf den Weg zu achten, den Smith jetzt fuhr. Er mußte ihn später vielleicht wiederfinden. Sie fuhren in die Stadt, bogen aber dann bald von der Hauptstraße ab und kamen in einen Vorort, in dem fast ausschließlich Villen in großen Gärten standen. Die Gärten waren meist von hohen Mauern umgeben.
»Vornehme Gegend«, sagte Carter.
»Und sicher vor der Polizei«, knurrte Smith. »Die Häuser hier haben stabile Keller. Im vergangenen Jahr wurde viel gebaut.«
Der Wagen hielt vor einem eisernen Tor. Smith hupte zweimal. Wie von Geisterhand geöffnet, schwang das Tor auf und gab den Weg frei. Smith gab Gas und fuhr in den Park. Hinter ihnen schloß sich das Tor wieder.
Der Weg wand sich durch Büsche und kleine Baumgruppen, bis er das Haus erreichte. Es war ein wuchtig gebautes, breit ausladendes Haus, das mehr an eine kleine Festung erinnerte. Über dem Eingang ruhte ein Dach, das von Säulen gestützt wurde. Alle Fenster waren vergittert.
Smith hielt vor dem Eingang. »Wir sind da. Aussteigen.«
Er nahm seine Waffe und richtete sie auf Carter. Aus dem Eingang kam ein anderer Mann, den Carter nicht kannte. Auch er war bewaffnet.
»Wen bringst du denn da?«
»Das erkläre ich dir später. Hat Palatti nicht angerufen?«
»Kein Wort.«
»Wollte er aber. Komisch.« Er zuckte die Schultern. »Das ist der Ehemann von der Biene, die wir festsetzten. Er soll ihr ein wenig die Zeit vertreiben, hat Palatti gesagt. Und ich will schlafen. Bin hundemüde.«
Der Mann nickte.
»Leg dich schlafen, ich kümmere mich um die Sache.« Er sah Carter an. »Na los, komm schon. Geh voran. Links durch die Tür.«
Carter gehorchte, um nicht den Unwillen des Kerls zu erregen. Vielleicht vergaß der, ihn nach einer Waffe zu untersuchen, denn er mußte ja annehmen, das sei bereits geschehen.
Hinter der Tür führte eine Treppe in den Keller hinab. Es brannte Licht. Hinter einer anderen Tür, an der sie vorbeigingen, war Summengemurmel. Es schienen also nicht alle Bewohner zu schlafen.
»Stehenbleiben«, befahl der Mann. »Die Tür rechts ist es.« Er kam herbei und schob einen elektronischen Schlüssel in den Kontaktspalt.
Die Tür öffnete sich. Dahinter war ein kleiner Raum, mit einem Tisch, einem Schrank, einem Stuhl und einem Bett ausgestattet. An der Wand war ein einfaches Waschbecken. Ein Fenster konnte Carter nicht entdecken.
In dem Bett lag Kim und sah ihm mit weit aufgerissenen Augen entgegen.
Hinter Carter schloß sich die Tür. Das Schloß knackte, dann entfernten sich die Schritte des Wärters.
»Rog!« Kim richtete sich auf, freudig und erschrocken zugleich. »Du?« Er lief zu ihr und nahm sie in die Arme.
»Kim, wie geht es dir? Ist dir nichts geschehen? Haben die Kerle sich anständig benommen? Ich breche ihnen einzeln die Knochen …«
»Sie haben mir nichts getan, Rog, sei beruhigt. Dieser Palatti suchte mich auf, als du unterwegs warst. Er sagte, du schwebtest in größter Gefahr, und nur ich könne dir helfen. Da kam ich mit – und landete hier. Rog, was soll das alles bedeuten?«
Er schob sie ein wenig zur Seite und legte sich neben sie.
»Ich bin müde, Kim, aber ich will dir alles erzählen, soweit ich es mir zusammenreimen kann. Die Hauptsache ist, ich habe dich gefunden. Wir werden hier schon rauskommen.«
Sie schmiegte sich an ihn.
»Erzähle«, bat sie und drückte seine Hand. »Später werden wir überlegen, was wir tun sollen. Vielleicht kann uns Ron Barker helfen.«
»Das ist es, was Palatti will«, eröffnete ihr Carter. »Aber Barker soll dafür einen hohen Preis zahlen. Er soll abdanken.«
Kim fuhr auf und starrte ihn an.
»Also das ist es!« Sie legte sich wieder, plötzlich ganz ruhig geworden. »Ich verschwieg dir, daß ich Barker erkannt habe, als er seine Fernsehansprache hielt, Rog. Ich war zu überrascht. Ein Sträfling, dem die Flucht auf dem Weg nach Hades gelang, kehrt freiwillig zurück. Das muß doch Gründe haben!«
»Es hat welche. Und wir werden auch herausfinden, welche.«
»Aber erst müssen wir
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