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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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er setzte sich und bedeutete ihr, neben ihm Platz zu nehmen.
    «Komm her», sagte er. «Spuck es aus, aber mach schnell. Wir haben nicht viel Zeit.»
    «Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich weiß, dass diese Sache mit Gabriel nicht gut für mich ist, aber ich kann sie nicht stoppen.»
    «Warum nicht?»
    «Wir wären ein so tolles Paar. Und ich verstehe nicht, warum er das nicht auch sieht.»
    «Deine Gefühle haben sich also nicht geändert?», fragte Xavier. «Obwohl du weißt, dass er kein Mensch ist?»
    «Ich wusste schon immer, dass er etwas Besonderes ist», sagte Molly seufzend. «Und jetzt weiß ich, was. Er ist anders als alle Männer, die ich je kennengelernt habe, weil er nicht einfach nur ein Mann ist … sondern ein verdammter Erzengel!»
    «Molly, du hast so viele Verehrer, dass du sie dir schon mit einem Stock vom Leib halten musst.»
    «Ja, aber keiner kann es mit ihm aufnehmen. Ich will keinen anderen, und er will mich nicht. Manchmal glaube ich, dass er doch etwas für mich fühlt, aber dann verschließt er sich immer schnell wieder.»
    «Und das solltest du auch tun. Ich weiß, dass es schwer ist, aber du musst auf dich selbst achten. Denk an das, was langfristig gut für dich ist. Wenn Gabriel in deinem Leben keine Rolle spielen will, heißt das nicht, dass es vorbei ist.»
    «Wie soll ich jemanden, der so perfekt ist, je durch einen anderen ersetzen? Keiner wird ihm das Wasser reichen können. Mein Leben ist mit siebzehn so gut wie vorbei! Ich werde so enden wie Mrs. Kratz aus der Schule – als vertrocknete alte Jungfer, die Liebesgeschichten liest und in der Bibliothek Aufsicht führt.»
    «Ich glaube nicht, dass du wie Mrs. Kratz endest. Für ihren Job brauchst du einen Hochschulabschluss.»
    «Du bist der schlechteste Ratgeber aller Zeiten!» Molly lachte, und für einen Moment hellte sich ihr Gesicht ein wenig auf. Dann wurde sie wieder ernst.
    «Glaubst du, wir finden Beth?»
    «Ja.» Xavier zwinkerte nicht einmal.
    «Wieso bist du dir so sicher?»
    «Weil ich nicht aufhöre sie zu suchen, darum. So, fahren wir jetzt nach Tennessee oder was?»
    Bevor Xavier Molly nach draußen folgte, trat er noch kurz ans Fenster und legte seine Hand auf die Umrisse des Herzens, in dem unsere Initialen standen.
    «Ich bin auf dem Weg, Beth», murmelte er. «Ich weiß, dass du dich verloren fühlst, aber ich möchte, dass du für uns beide stark bist. Vergiss nicht, wer du bist und wofür du geschaffen bist. Das kann dir niemand nehmen. Ich trage dich immer in mir, also gib jetzt nicht auf. Ohne dich halte ich es nicht aus. Der Himmel konnte uns nicht trennen, und auch die Hölle wird es verdammt noch mal nicht schaffen. Halte durch. Bis bald.»

    Als Jake zurückkehrte, brauchte ich ihm nur ins Gesicht zu sehen und wusste schon, dass meine letzte Chance, dem Tod zu entkommen, vertan war. Jake war kalkweiß und musste sich am Türrahmen anlehnen. Verzweifelt presste er die Hände gegen den Kopf. Ich wartete darauf, von Empfindungen überrollt zu werden, von Wut, Angst oder zumindest Verzweiflung, aber nichts dergleichen geschah. Vielleicht, weil die Aussicht, nicht zu existieren, für mich einfach nicht vorstellbar war. Es hatte mich immer gegeben, als Mensch auf der Erde oder als Himmelswesen. Und auch jetzt existierte ich, auch wenn ich nicht mehr wusste, was ich war. Nicht mehr zu denken, zu fühlen oder mich nach meiner Familie zu sehnen – das war schwer vorstellbar. War es wirklich möglich, dass ich morgen für immer verschwinden würde – nicht nur für die anderen verloren, sondern auch für mich selbst? Wo würde ich hingehen? Die Erde war mir versperrt, in den Himmel konnte ich nicht zurück, und in der Hölle durfte ich nicht bleiben. Ich würde einfach aufhören zu existieren, und es würde sein, als hätte es mich nie gegeben.
    Mit einem schnellen, tigerartigen Sprung war Jake an meiner Seite.
    «Ich glaube, es bringt nichts, mich bei dir zu entschuldigen», sagte er. In seinen kohlrabenschwarzen Augen stand aufrichtiger Schmerz. Wenn es in diesem Moment etwas Versöhnliches gab, dann war es die Tatsache, dass er mich wirklich nicht gehen lassen wollte.
    «Ich hatte auch meinen Anteil an der ganzen Sache», sagte ich wie betäubt. «Ich habe am falschen Ort von meinen Kräften Gebrauch gemacht.»
    «Ich hätte wissen müssen, dass du so reagierst. Ich hätte dich vorwarnen sollen!» Jake schlug so heftig mit der Faust gegen einen Holzpfeiler, dass eine Wolke aus Staub und Holzteilchen

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