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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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hastig hin und her, als ob er Ausschau nach einem Fluchtweg hielt.
    Ivy und Gabriel ließen die anderen hinter sich und glitten in den Raum. Der Dämon spie sie mit aufgerissenen Augen böse an. Weil er sich so oft auf die Zunge gebissen hatte, war sein Speichel rot. Mir fiel auf, dass er nicht zwinkern musste und mit beängstigender Präzision fokussierte. Als Ivy und Gabriel sich an den Händen fassten, schrie der Dämon auf, als ob ihm allein diese Geste Schmerzen verursachte.
    «Deine Zeit auf der Erde ist vorüber.» Gabriel starrte den Dämon mit seinem stählernen Blick an. Seine Stimme war erfüllt vom Glaube an Gerechtigkeit und Autorität. Der Dämon brauchte einen Moment, bis er erkannte, wen er vor sich hatte, dann lächelte er. Ich sah, dass Schwester Mary Clares Zähne zu groben Stümpfen heruntergebissen waren.
    «Was habt ihr vor?», höhnte der Dämon mit hoher, kratziger Stimme. «Wollt ihr mich mit Weihwasser und Kruzifixen vertreiben?»
    Ivy blieb ganz ruhig. «Glaubst du wirklich, dass wir Spielzeuge brauchen, um dich zu zerstören?», fragte sie mit einer Stimme, als würde Wasser über Flusssteine fließen. «In uns lebt der Heilige Geist. Bald wird er diesen Raum ausfüllen. Und du wirst in die Hölle zurückgestoßen, aus der du gekommen bist.»
    Falls der Dämon dadurch beunruhigt war, zeigte er es nicht. Stattdessen wechselte er geschickt das Thema. «Ich weiß, wer ihr seid. Eins eurer Kinder gehört jetzt zu uns. Die kleine …»
    Xavier sah aus, als wollte er vorspringen und die Kreatur niederschlagen, aber Molly packte ihn am Arm, bis er schließlich den Blick abwendete. «Es kennt unsere Schwächen», murmelte er wie ein Mantra. «Es spielt mit unseren Schwächen.» Auch wenn Xavier bisher noch keine direkten Erfahrungen mit Besessenheit gemacht hatte, hatte er sich genug mit dem Thema beschäftigt, um zu wissen, wie der Teufel arbeitete.
    «Gut, dass du es selbst erwähnst», sagte Gabriel zu dem Dämon. «Genau darüber wollten wir mit dir reden.»
    «Ihr glaubt doch wohl nicht, dass ich euch einen Tipp gebe», zischte er.
    «O doch», antwortete Ivy ruhig.
    Der Dämon blickte sich über die Schulter, und seine Augen leuchteten auf. Plötzlich wurde Xavier wie von einem Windstoß von den Füßen gehoben und gegen die Wand geschleudert. Er rutschte zu Boden, wo ihn zu meinem Entsetzen eine unsichtbare Kraft über die Holzdielen zog.
    «Hör auf!», schrie Molly und streckte die Hände nach ihm aus.
    «Molly, nein», brüllte Xavier und biss die Zähne zusammen, als er gegen das Stahlgestell des Bettes prallte. «Bleib, wo du bist!»
    «Wenn ihr mir droht, kann ich das auch», spottete der Dämon.
    «Genug!» Gabriel stieß seine Handfläche nach vorn, dass der Dämon aufschrie und sich vor Schmerz krümmte. Es war offensichtlich, wessen Macht stärker war. «Wir haben kein Interesse an Spielchen», sagte Gabriel finster. «Wir suchen ein Portal.»
    «Spinnt ihr?», knurrte der Dämon. «Seid ihr lebensmüde?»
    «Wir wollen unsere Schwester zurück», sagte Ivy. «Und du wirst uns sagen, wie wir sie finden.»
    «Bringt mich doch dazu», spie der Dämon aus.
    «Wenn du darauf bestehst.» Ein Geräusch, als würde ein Feuerwerk abgeschossen, erklang, und Licht strömte aus Ivys Fingerspitzen. Als sie ihre Finger bewegte, schienen die Lichtstrahlen in den Körper des Dämons einzudringen wie Elektroschocks. Er schrie laut auf und krallte sich an seinem Bauch fest.
    «Hör auf», rief er. «Stopp! Stopp!»
    «Nur wenn du uns sagst, was wir wissen wollen», sagte Ivy. Sie drehte langsam die Hände, sodass die Lichtstrahlen im Dämon zu tanzen begannen und er noch lauter schrie. Das heilige Licht versengte zwar den Dämon, ließ aber den Körper von Schwester Mary Clare vollkommen unversehrt.
    «Ja», keuchte er. «Ich helfe euch. Aufhören!»
    Ivy ballte ihre Hände zu Fäusten, und sofort verschwand das Licht. Der Dämon fiel erschöpft zu Boden.
    «Er ist ziemlich leicht zu überzeugen, oder?», murmelte Gabriel.
    «Ohne Sinn für Loyalität», antwortete meine Schwester verächtlich und begann, die Kreatur zu umkreisen. «Wo ist das nächste Portal?», fragte sie.
    «Das spielt keine Rolle», krächzte der Dämon. «Ihr kommt da eh nicht durch.»
    «Beantworte die Frage», sagte Gabriel. «Wie bist du hierhergekommen?»
    «Warum schickt ihr mich nicht einfach zurück?», versuchte sie der Dämon hinzuhalten. «Darum seid ihr doch gekommen, oder? Wollt ihr wirklich, dass ich noch

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