Hände, die der Satan schuf
Halt fand. Wenn es allzu schlimm wurde, konnte er sich noch immer an einem Baumstamm abstützen.
Und so ging er weiter. Sehr vorsichtig, manchmal regelrecht behutsam, und er schaute sich auch immer um, ob nicht aus dem Dunkel des Waldes die Gestalt erschien, von der der Junge gesprochen hatte. Je tiefer er kam, um so feuchter und auch weicher wurde der Boden. Vom letzten Herbst lagen noch Blätter auf dem Grund. Auch sie bildeten Rutschfallen.
Will hatte sich so an das Rauschen des Wasserfalles gewöhnt, daß er alle anderen Geräusche überhören mußte.
Er konnte sich nur auf seine Augen verlassen. Das war auch schlecht, denn die Bäume standen zu dicht. Es gab einfach zu viele Deckungsmöglichkeiten für jemand, der sich heranschleichen wollte und damit ein ideales Gelände vorfand.
Wie Harald West!
Schon seit einiger Zeit hatte er den einsamen Mann beobachtet. West wußte genau, daß jemand, wenn er die Hütte seines Herrn und Meisters erreichen wollte, nur diesen einen Weg nehmen konnte. Und hier lauerte er auch.
Er hatte nahe der Brücke seinen Platz gefunden. Durch die dunkle Kleidung war er noch schlechter zu sehen. Er verschwand gewissermaßen im grünen Licht des Waldes.
Und er hatte Zeit.
Während Will Mallmann mit der Tücke des Objekts kämpfen mußte, ließ der veränderte West sein Opfer nicht aus den Augen. Instinktiv hatte er erfaßt, daß dieser Mensch nicht nur seinem Herrn und Meister gefährlich werden konnte, sondern auch ihm.
Ricardo durfte bei seiner wichtigen Arbeit nicht gestört werden. Und dafür wollte West sorgen.
Er dachte nur noch über den Weg nach, wie er diesem Problem abhelfen konnte. Leider war er ein wenig spät eingetroffen, sonst hätte er den Mann schon aus dem Wagen geholt.
Der Wagen!
Genau er war es!
Ein Mensch hätte vielleicht gelacht, sich gefreut, oder gegrinst. Über das hölzerne Gesicht zuckte nichts von dem. Harald West konnte keine Gefühle zeigen, er war kein Mensch mehr, aber er konnte dennoch denken. Mit einer Hand tastete er nach dem Beil. Seine Finger waren leicht gekrümmt, eine halbe Faust bildeten sie. Es würde ihm keine Mühe bereiten, die Waffe hervorzuholen und sie zu schleudern. Leider war die Entfernung zwischen ihm und dem Mann zu groß. Das Beil würde unterwegs »verhungern«.
Der andere hatte ihn noch nicht gesehen. Er kletterte zum Wasserfall hinunter. Da suchte er genau an der falschen Stelle. Sollte er dem ersten Anschlag entgehen, würde Harald West selbst kommen, das hatte er sich fest vorgenommen.
Er ging immer ein wenig langsamer als ein normaler Mensch. Die Geschmeidigkeit fehlte ihm einfach. Dafür glich er dieses Manko durch eine unerhörte Zielstrebigkeit aus.
Die brachte ihn an den Wagen.
Als Mensch hatte er nicht die Kräfte besessen, wie sie jetzt in ihm wohnten. Immer in Deckung bleibend, erreichte er den Jeep und duckte sich dahinter.
Einige Sekunden wartete er ab, bevor er sich mit eckig wirkenden Bewegungen wieder in die Höhe schraubte und über das dicht am Hang geparkte Fahrzeug hinwegblickte.
Er konnte nichts erkennen, der Sichtwinkel war einfach zu schlecht. Der andere mußte schon fast den Wasserfall erreicht haben, wenn er so weitergegangen war.
Harald West verließ die Deckung des Fahrzeugs. Er baute sich am Rand des Abgrunds auf und blickte in die Tiefe.
Der Mann war zu sehen. Er hatte den Hang fast hinter sich gelassen. Zwischen ihm und dem Wasser befanden sich nur mehr einige Bäume, die schräg wuchsen, weil sie sich zum Wasser und auch zum Licht hingezogen fühlten.
Er ahnte nichts!
Harald West zog sich wieder zurück, bis er an der Seite des Wagens stand, die dem Abhang abgewendet war. Dort bückte er sich und schob seine hölzernen Hände unter die Karosserie.
Jetzt galt es!
Er wuchtete den Wagen hoch.
Beim erstenmal schaffte er es nicht so recht, denn der Jeep war schwer und brachte ihm Widerstand entgegen. Der zweite Versuch gelang. Er kam sich vor wie ein Gewichtheber, und eine solche Haltung hatte er auch eingenommen. Der Jeep bewegte sich.
Plötzlich stand er nur mehr auf den Kanten seiner beiden zum Abhang hin stehenden Reifen. West hielt den Wagen weiter fest, er mußte noch ein wenig Druck geben, es gelang auch, und der Jeep bekam das Ubergewicht.
Er kippte.
Im nächsten Moment prallte er mit dem Dach auf und begab sich, der schrägen Ebene folgend, auf den Weg nach unten.
Harald West richtete sich auf. Er wollte genau sehen, wie der Mann dort unten zermalmt wurde…
***
Die
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