Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
Vom Netzwerk:
hatte sie mir im Laufe der Nacht mehrfach entwendet, bis ich es schließlich aufgegeben hatte. Kein Wunder, dass ich ständig von Eis und Kälte geträumt hatte.
    Das nervtötende Geräusch war erneut zu hören. Diesmal identifizierte ich es sofort als das, was es war, nämlich als befehlsgewohnte Männerstimme, die mir vage bekannt vorkam.
    »Den großen Karton hier rüber. Nein, nicht kippen. Es könnte Glas oder so was drin sein.«
    Als Nächstes ertönte ein lautes Klirren, gefolgt von einem saftigen Fluch. Jemand war dabei, unseren Hausrat wegzuschleppen! Wie von der Tarantel gestochen fuhr ich von dem Matratzenlager hoch. Anschließend verplemperte ich ein paar wertvolle Sekunden damit, mit beiden Händen meinen schmerzenden Schädel zu halten und tief durchzuatmen. Danach brachte ich endlich genug Energie auf, ins Freie zu stürmen, um die Eindringlinge, wer immer sie auch waren, von unserem Grund und Boden zu vertreiben.
    Draußen stand ein Umzugswagen, und ein paar Möbelpacker waren damit beschäftigt, Kisten einzuladen. Als ich schlitternd und auf nackten Füßen bei der Haustür zum Stehen kam, um die Lage zu peilen, kamen zwei weitere Packer an mir vorbei. Sie schleppten einen Gegenstand zum Wagen, der verdächtig nach meinem Schminktischchen aussah.
    »Was soll das hier werden?«, stieß ich krächzend hervor, mit einer Hand meine Augen beschattend.
    »Frau Knettenberg?« Eine große Gestalt löste sich aus dem Schatten des Umzugslasters und kam näher. Ich konnte unmöglich erkennen, wer es war, weil das Licht Dinge mit meinen Augen anstellte, über die ich nicht genauer nachdenken wollte. Stattdessen ließ ich sie lieber bis auf einen winzigen Spalt geschlossen.
    »Nein, ich bin nicht Pauline. Ich meine, ich bin ich. Britta. Ähm, ich bin Britta Paulsen.«
    Ich ahnte dumpf, wie dämlich sich das für einen halbwegs normalen Menschen anhören musste. Nicht nur wegen der Namensähnlichkeit zwischen Paulines Vor- und meinem Nachnamen, sondern wegen meines zusammenhanglosen Gestammels. Von meinem übrigen Auftreten ganz zu schweigen. Wenn ich nur halb so daneben aussah, wie ich mich fühlte – gute Nacht.
    Von irgendwoher kam ein anerkennendes Pfeifen, und ich musste wohl oder übel dem Gedanken näher treten, dass es mit meinem Aufzug zusammenhing. Ich trug nichts außer einem stramm sitzenden Bustier und einem Slip. Die Socken konnte ich unmöglich mitzählen.
    »Was machen Sie hier mit unseren Sachen?«, fauchte ich die große Gestalt an, die vor der Haustür stehen geblieben war. Zwinkernd versuchte ich, mehr zu erkennen, doch im nächsten Moment gab ich es ächzend auf, denn der Typ vor mir trat einen Schritt zur Seite und nahm mir damit auch noch das letzte bisschen Schatten. Die Morgensonne (oder vielleicht schon die Mittagssonne?) traf mich wie ein Keulenschlag und brachte mich zum Wanken.
    »Sind Sie krank?«, fragte die Stimme, die mir sehr bekannt vorkam. Großer Mann, lässiger Tonfall, Freizeitkluft … Streng dein Gehirn an, Paulsen!
    »Ich bin kerngesund«, log ich, während ich mir mit einer Hand die Augen zuhielt und mit der anderen ziellos herumwedelte. »Warten Sie, sagen Sie es nicht, ich komme gleich drauf. Sie sind es. Sven … Sven …«
    »Bruckner.«
    Ich atmete erleichtert aus. In meinem Beruf war ein gutes Gedächtnis ein absolutes Muss. Riesige Brautgesellschaften wollten personenmäßig auseinander gehalten und jeder einzelne Gast mit korrektem Namen angeredet werden. Das erforderte hartes mentales Training. Offenbar war ich besser, als ich gedacht hatte!
    »Wir können ein anderes Mal reden«, sagte ich mit matter Stimme, während ich mich unauffällig ins Innere des Hauses zurückzog. »Rufen Sie mich an. Wir treffen uns in meinem Büro.«
    Ich hatte keine Ahnung, wo mein Büro sich ab demnächst befinden würde, aber darüber würde ich später nachdenken. Sicher war nur, dass ich unmöglich länger in dem Haus arbeiten konnte, das Klaus gebaut hatte. Mit dem Kerl wollte ich auf keinen Fall länger zu tun haben. Er hatte Annabel das Herz gebrochen, und das gleich zweimal.
    Ich hatte kaum an sie gedacht, als sie auch schon aus dem Wohnzimmer getapert kam. Sie sah genauso mitgenommen und verkatert aus, wie ich mich fühlte, eine Genugtuung, die indessen nur eine Sekunde lang dauerte, denn im nächsten Augenblick war sie so strahlend schön wie eh und je. Während ich noch verblüfft überlegte, worauf dieser Effekt zurückzuführen war, kam sie näher und grinste von einem

Weitere Kostenlose Bücher