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Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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kam es auf ein, zwei Gläser Sekt mehr oder weniger auch nicht mehr an. Oder ein bis zwei Flaschen.
    »Das ist ja echt … krass. Also, äh. Ich weiß nicht.«
    Jetzt durfte sie nur nicht ausflippen. Ich musste sie an der Angel haben, sie sollte mir aber nicht um den Hals fallen, weil ich dann für nichts garantieren würde. Sie sollte jedoch auch nicht gleich aufgeregt davonstürzen und es ihren Freundinnen erzählen.
    Vor allem war ich heilfroh, dass sie vor lauter Aufregung gar nicht daran dachte, zu fragen,  warum  Jonas und ich das angeblich beschlossen hatten. Ich hätte nämlich keine logische Erklärung gehabt. Natürlich gibt es offene Ehen, und überhaupt führen Menschen allerlei Arten von Beziehungen. Jeder Mensch ist anders, und für niemanden gilt das Gleiche.
    Ich sah Jessica direkt an. So von Nahem betrachtet war sie eigentlich keine Schönheit. Ihr Gesicht war fleckig, und sie sah extrem aufgeregt aus. Viel aufgeregter als ich. Bei allem, was sie tat, wirkte sie sehr unsicher. Keine Amazone, die sich einen Mann krallte. Sie würde sicher wissen, wer dieses Spiel gewonnen hatte, wenn ich ihr sagte, dass es vorbei war. Ich lächelte sie wieder so herzlich an, wie ich nur konnte.
    »Ich bin auch froh. Jetzt hab ich auch so eine Art Seelenverwandte, mit der ich über Jonas sprechen kann wie sonst mit niemandem. Du weißt schon.« Ich zwinkerte sie verschwörerisch an. Iiih, war ich platt. Total billig. Aber sollte ich sie geradeheraus fragen, ob sie mit meinem Mann geschlafen hatte?
    Sie lachte nicht und schüttelte den Kopf.
    »Nein, das stimmt nicht, also wir haben nicht, äh, also  noch  nicht … Du weißt schon.«
    Sie sah im Café herum und trank wieder Sekt.
    Haha, der Ehefrau ihres Geliebten zu sagen, wie es um ihr Sexleben stand, war ja auch sicher nicht das, was man sich vom Leben wünschte. Doch mir war es nur recht. Jetzt hatte ich zwei Aussagen, die das Gleiche bestätigten, nämlich: kein Sex.
    Da hatten wir ja alle noch mal Glück gehabt. Ein Riesenstein plumpste von meinem Herzen. Er hatte nicht mit ihr geschlafen. Und ich glaubte ihr, weil sie es sicher gesagt hätte, wenn es so gewesen wäre, um mir zu demonstrieren, wie weit sie ihn schon hatte. Ich hätte das jedenfalls so gemacht. Wie auch immer, ich konnte jetzt endlich mein wahres Gesicht zeigen.
    »Nein, mal im Ernst. Du glaubst doch wohl nicht, dass ich meinen Mann mit dir teile?« Ich sah sie höhnisch an.
    Sie starrte zurück. Wo ist die versteckte Kamera? schien sie sich zu fragen.
    »Du willst dir meinen Ehemann schnappen und glaubst, dass du damit durchkommst? Jonas hat mir alles erzählt, es tut ihm leid, und natürlich ist er nicht mal in dich verliebt! Bilde dir bloß nichts auf das bisschen Geknutsche ein!«
    Ich schnaubte verächtlich. Sie holte zum Gegenschlag aus. »Aha. Na, jetzt weiß ich auch, warum Jonas so unglücklich mit Ihnen ist!«
    Wir waren wohl wieder beim Sie? »Sie sind wirklich eine widerliche Zicke!«, schimpfte sie. Hatte Jonas das gesagt? Ich war geschockt. Jessica schniefte laut. Sie fing doch hier nicht an zu heulen? »Und von wegen, bisschen Geknutsche! Wenn Jonas so offen war, hat er sicher erzählt, dass wir einen wunderschönen Abend hatten! Das war mehr als nur ein bisschen Knutschen! Da sind  Gefühle  im Spiel! Und zwar von beiden Seiten!«
    Sie stand auf und wollte ihre Jacke überziehen. Jetzt wurde ich auch lauter und konnte meine hochkochenden Emotionen nicht mehr zügeln. Ich stand ebenfalls auf, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein.
    »Ja, bei  dir  vielleicht! Er ist ja auch ein toller Mann! Ich weiß genau, wie gut er aussieht und dass er lieb und lustig ist!«
    Jetzt schniefte ich auch. Moment, ich war die Ehefrau. Sie war die – was auch immer, Praktikantin. Ich musste nicht weinen. Ich wischte mir die Augen trocken.
    »Verstehst du das nicht? Das ist nicht mehr als ein Flirt! Aber du machst unsere Ehe kaputt!«
    Oje, ich schrie. Alle sahen uns an. Vor allem Henning, der mich mit offenem Mund anstarrte.
    Die Gespräche der Cafébesucher waren verstummt. Ich nahm es aber nicht wirklich wahr. Dachte nur daran, was  mein  Jonas mit  ihr  gemacht hatte. Dass sie jeden Tag zusammen waren. Zusammen lachten und herumalberten. Und meine Worte sprudelten heraus, ohne dass ich sie stoppen konnte.
    »Nur weil du klein und blond bist und einen auf süß machst, meinst du, du kannst dir einen schnappen, der  verheiratet  ist und ein  Kind  hat? Du  hast  sie wohl nicht alle!

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