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Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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tolle Chance im Job entgehen ließ, nur weil ich hoffte, wieder schwanger zu werden, es dann aber nicht wurde, und dann auch noch zum Beispiel Eva als Chefin hätte! Eine Horrorvorstellung!
    Ich konnte hier noch so viel lernen, wie man eine Redaktion leitete zum Beispiel. Wie man eine Zeitschrift revolutionierte! Und es wäre ja auch nur für vierzehn Monate. Okay. Mein Ehrgeiz packte mich. Okay, okay, ganz ruhig! So langsam breitete sich ein Kribbeln in meinem müden Körper aus. Endlich passierte wieder etwas in meinem Leben! Meine Entscheidung war getroffen:  Solange ich nicht selbst schwanger wurde,  konnte ich die vierzehn Monate beruflich voll nutzen. Ich würde Chefin werden! Ich würde frischen Wind in unser verstaubtes Blatt bringen! War das denn zu fassen? Ich holte tief Luft.
    »Okay. Ich denke, ich könnte das machen.«
    Jetzt strahlte Amelie wieder. Sie sah wirklich sehr schwanger und sehr glücklich aus. Fast gönnte ich es ihr. Wenn sie nur sonst nicht immer so böse und emotionslos gewesen wäre. Und das nagende Gefühl von Ungerechtigkeit und den Gedanken »Gott ist ein Arschloch« ignorierte ich schnell. Im Verdrängen war ich nämlich Weltklasse. Jetzt strahlte ich auch.
    Amelie lächelte mich an. »Sophie, es ist so: Ich weiß, das ist jetzt etwas kurzfristig, aber falls du dich dazu entscheidest, meine Stellvertretung zu übernehmen, würde ich das gerne morgen schon auf der Gesamtkonferenz bekannt geben.«
    Oh. Okay. Warum auch nicht? Ich hatte ihr ja eben meine Zustimmung gegeben und ein gutes Gefühl dabei. Die Organisation, wer wann wo Maja vom Kindergarten abholte, das würden wir schon hinkriegen. Und ich musste eingestehen: Ja, es war egoistisch, dass ich mich stärker meinem Job widmen wollte. Aber ich war auch davon überzeugt, dass Maja es bestimmt überleben würde. Vom noch nicht mal gezeugten Baby ganz zu schweigen. Und Jonas wäre vielleicht sogar stolz auf mich. Ja, ganz bestimmt sogar! Dann würde ich ja auch mehr verdienen, und er könnte vielleicht weniger arbeiten? Er liebte seinen Job, aber manchmal fraß der ihn auch auf. Ich musste es ihm so schnell wie möglich erzählen!
    Zu Amelie sagte ich lächelnd: »Na klar, kein Problem.« Aber über ein paar wichtige Details hatten wir noch gar nicht gesprochen. »Vielleicht kannst du mir sagen, wie die genauen Zeiten dann aussähen und wie viel ich mehr verdienen würde?«
    Amelie freute sich:  » Gern. Ich habe dir schon einen schriftlichen Plan ausgearbeitet, und den Vertrag könntest du bis zum ersten Dezember unterschreiben.«
    Damit schob sie mir ein mehrseitiges Exemplar zu, das oben links fein säuberlich getackert war. Das würde ich mir heute Abend auf jeden Fall gründlich durchlesen. Bis zum ersten Dezember blieben mir noch sechs Wochen. Und ich konnte mich jederzeit anders entscheiden und das Angebot ablehnen. Niemand würde mir den Kopf abreißen. Alles war offen, alles war möglich – so war das Leben.
    Und ich musste so schnell wie möglich meine Kolleginnen Tanja, Bianca, Jojo und Katja einweihen! Halt, nein! Amelie hatte mich gebeten, nicht zu verraten, dass sie schwanger war. Wenn ich jetzt den Mädels erzählte, dass ich Übergangschefin wurde, würden sie mich so lange foltern, bis ich ihnen sagte, warum. Und wenn ich sage, foltern, dann meine ich auch foltern. Sie würden sagen: »Ach los, komm, erzähl doch, wir sagen es auch keinem weiter!« – und schon würde ich es verraten! Ich wusste, dass ich eine alte Tratschtante war. Und weil ich es Amelie versprochen hatte, würde ich erst mal lieber nichts erzählen. Hinterher würden sie das schon verstehen. Und wenn ich hier freie Hand bekam, hieß das, ich konnte die Aufmachung auch komplett neu gestalten! Ja, ich würde dieser altbackenen Oma-Zeitschrift neues Leben einhauchen! Meine Wangen wurden ganz heiß, und wahrscheinlich sah ich genauso schwanger aus wie Amelie. Also im positiven Sinne. In meiner eigenen Schwangerschaft hatte ich ausgesehen wie eine Pestbeule und mich auch so gefühlt.
    Amelie und ich lächelten uns noch einmal verschwörerisch zu, und ich reichte ihr über den Schreibtisch hinweg die Hand. »Vielen Dank!«, strahlte ich.
    Ich platzte fast vor Übermut. Am liebsten wäre ich durch die Redaktion getanzt. Ich würde Jonas gleich erzählen, dass ich hier Chefin wurde, und er wäre bestimmt wahnsinnig stolz auf mich! Außerdem hatte ich noch eine andere Kleinigkeit mit ihm zu besprechen. Er musste unbedingt an unseren

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