Haertetest
Mika und Kimi zu toppen. Die Folge war, dass Tapani-Yrjö schlichtweg Tapsi gerufen wurde, was alle aussprechen konnten.
Die Mama von Jytte wandte sich an Frau Fischer. Ich versuchte, nicht allzu auffällig zu lauschen. Was hatte Frau Fischer denn jetzt schon wieder geplant? Ach ja, heute Nachmittag war das Backen für den Weltfrieden. Aber das war doch kein Grund, dermaßen auszuflippen?
»Ich denke nicht daran, an so etwas teilzunehmen!«, schimpfte Jyttes Mama. »Und du, Jytte, hörst jetzt auf, hier rumzuhampeln, und gehst in die Gruppe! Sonst gibt es heute Abend keinen Schlafsand vom Sandmann, und dann musst du alleine sehen, wie du schlafen kannst! Und jetzt hopp!«
Damit stupste sie Jytte an der Schulter an, die so überrascht war, dass sie zwar mit großen Augen, aber wortlos in die Gruppe stapfte.
»Genau!«, mischte jetzt auch Oskars Mama mit. »Ich sehe auch überhaupt nicht ein, dass wir hier ständig für irgendetwas eingeteilt werden, das nicht mal mit uns abgesprochen ist! Und bei dieser Veranstaltung werde ich mit Sicherheit nicht erscheinen! Es ist überhaupt eine Unverschämtheit, uns so etwas vorzusetzen!«
Fast hätte sie mit dem Fuß aufgestampft, ich sah ihre Wade zucken, aber mit Müh und Not verkniff sie es sich anscheinend.
Die Mama von Tapsi nickte bestätigend, rupfte ihren Sohn aus seinen Übergangssachen, riss ihm die Mütze vom Kopf und schob ihn unsanft in die Patschehändchen -Gruppe. Dort wurden die Kinder mit einem »Halli-Hallo-wer-ist-denn-da?« -Singsang vom hübschen Praktikanten Christian begrüßt. Wer weiß, vielleicht war er ja vorher ein ganz normaler, cooler Zwanzigjähriger gewesen, mit dem Traum von einer Harley oder von einer Rucksacktour durch Schottland, vielleicht hatte er brutale Computerspiele gespielt und eine Freundin gehabt. Jetzt singsangte er jedenfalls nur noch und sprach von Happa-Happa und Bubu machen. Ein halbes Jahr im Kindergarten – und du bist verloren.
Tapsi klammerte sich an seine Beine. »Flieger machen!«, schrie er, und Christian warf ihn hoch in die Luft. Und fing ihn zum Glück wieder auf. Auf den kleinen Bänken vor der Patschehändchen -Gruppe saßen jetzt die Patschehändchen -Mamas und diskutierten mit wilden Gesten. Verdammt, ich hatte es doch eilig! Aber ich musste natürlich auch wissen, was hier los war!
Maja saß in all dem Trubel still auf ihrem Bänkchen und zog in Zeitlupe die Schuhe aus. Neugierig betrachtete sie die aufgebrachten Mütter. Was in ihrem Kopf wohl vor sich ging? Und was stand auf dem Zettel, den die anderen offensichtlich schon gelesen hatten?
»Geben Sie mal her!«
Ich riss Frau Fischer das Blatt aus der Hand und las:
»Unsere Kinder, die kleinen Monster«
Übungsnachmittag für überforderte Eltern
im Kindergarten Matschepampe
mit Judith Schmidt-Günther
O nein! Judith Schmidt-Günther, die äußerst umstrittene Erziehungsexpertin? Sie hatte mehrere Bücher veröffentlicht, die alle behaupteten, dass im Grunde die Eltern von »früher« noch wussten, was sie taten, dass »eine Ohrfeige zur rechten Zeit« nie ihr Ziel verfehlt hatte und dass die heutigen Eltern mit ihrer Wischiwaschi-Erziehungsmethode nicht mehr mit den Kindern zurechtkamen.
Fassungslos las ich die Ankündigung weiter:
Immer öfter fühlen sich Eltern in der heutigen Zeit überfordert mit der Erziehung ihrer Kinder. Viele Paare kommen verzweifelt zu mir und klagen mir ihr Leid. Die Kinder seien frech, garstig und gehorchten nicht.
Liegt das an den Eltern? Nein, es liegt an den Kindern!
Wie kann man die Kinder besser erziehen? Indem man zuerst die Eltern erzieht.
An meinem Übungsnachmittag gebe ich wertvolle Tipps, wie Eltern mit nur ein bisschen Disziplin endlich wieder schlafen können, Väter sich wieder als ernst zu nehmende Männer sehen, Mütter ihren wahren Wert erkennen. Der Schlüssel liegt in Ihnen!
Mit harter Hand zum Erfolg – es lohnt sich!
Samstag, den 23.10., 15 Uhr
Kindergarten Matschepampe
Turnsaal
(Anmeldung nicht erforderlich)
Frau Fischer hatte tatsächlich die selbsternannte Erziehungsexpertin, die in einer großen, bunten Tageszeitung ihre mehr als mittelalterlichen Tipps zum Besten gab, in unseren Kindergarten eingeladen.
»Aber das ist ja … Frau Fischer, was denken Sie sich denn dabei?«
Ich starrte die Kindergartenleitung an. »Wenn das Ihre Auffassung von Erziehung ist, dann ist meine Tochter hier aber falsch!«, empörte ich mich. »Mit harter Hand
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