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Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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Swingstick? ), mit dem man lustig hätte Angeln spielen können, und nach einem langen Springseil aus Gummi mit zwei dicken Griffen an den Enden ( Tube? ).
    Das drückte sie mir alles in die Arme, rannte dann in den hinteren Bereich des Saales und organisierte mir noch ein kleines Podest, das war wohl der Step. Ah ja, steppen konnte ich ja. Da kannte ich sogar die Grundschritte: rauf und runter, up and down. Meinen eigenen kleinen Stepper hatte ich vor Jahren in den Keller verbannt, weil er eingerostet war und unerträglich quietschte, wenn man ihn bewegte.
    Wie mir plötzlich auffiel, trampelten alle Sportbegeisterten seit Minuten im Gleichschritt auf der Stelle und starrten mich an. Ich verhedderte mich erst mal eine Runde in meinem langen Gummiseil, schleppte dann Hantel und Gummistock an meinen Platz und latschte jetzt ebenfalls im Gleichschritt mit den anderen auf der Stelle. Links zwo, drei, vier, das war ja nicht so schwer.
    Unter   »Body Complete Surprise« stellte ich mir eine Art Körperkomplettsanierung vor, bei der man eine Stunde auf der Matte lag, ein- und ausatmete und ab und zu ein Bein hob. Dass man hier diese ominösen Geräte mit fremdländischen Bezeichnungen benutzte, war mir etwas suspekt, aber ich würde mich schon damit arrangieren. Wäre ja echt gelacht! Körpersanierung stand ganz oben auf meinem Plan, meinen Mann zurückzugewinnen, und deshalb war ich nun hier.
    »Wir wärmen uns jetzt erst mal auf!«, ertönte die Stimme der Kursleiterin übers Mikro durch den Raum. Sehr witzig. Ich war schon so was von aufgewärmt, dass mir die Schweißtropfen unter der Mütze hervor über Stirn und Schläfen perlten. Sport war auch wirklich anstrengend. Aber es sollte ja nun auch was bringen. Also los!
    Die Trainerin war auch schon voll in Aktion, marschierte auf der Stelle und zog dabei die Knie bis zum Kinn. Wie ein kleiner Storch stakste sie zu ihrer Anlage, drückte ein paar Knöpfe, und »Mercy« von Duffy stampfte dröhnend laut und durchdringend aus den Boxen – in einer Technoversion, die ich noch nie gehört hatte.
    Die Trainerin drehte an einem Rädchen, und Duffy wurde schneller. Und noch schneller! Es hörte sich an, als hätte man bei einer Schallplatte die falsche Geschwindigkeit eingestellt. Mit ganz piepsiger Stimme winselte Duffy   »I’m begging you for mercy«, und auch ich flehte schon um Gnade. Wie sollte ich dieses Tempo auch nur noch eine Minute durchhalten? Der Kurs dauerte fünfundvierzig Minuten. Fünf hatte ich schon mit der Gerätebeschaffung verbracht, blieben noch unselige vierzig Minuten. Duffy sang:   »Why won’t you release me.«
    »Jemand neu?«, brüllte die Trainerin in ihr Mikro. Jetzt zog sie nicht nur die Knie unters Kinn, sondern ruderte auch noch mit den Armen wie ein wild gewordener Zimmerventilator.
    Ich hob zögernd die Hand und vertüdelte mich sofort in meiner Schrittfolge. Links-rechts-links-rechts und dann die Hand heben, da hapert es bei mir schon an der Koordination.
    »Aha, schön, herzlich willkommen bei Body Complete Surprise. Mach einfach, so viel du schaffst, Hauptsache, du bist immer in Bewegung. Und – wir – le-gen – los Marsch – auf rechts!« Und alles stampfte im Gleichschritt und zog die Knie bis zum Kinn.
    »Vier mehr – Wii Step rechts!«
    Wii Step? Ich hab keine Wii. Was will die von mir? Ach so, wii wie vau. Also V-Schritt. Hm, hm, wie geht das? Vor, seit, rück, seit …
    »Step touch!«
    Was machen die denn jetzt? Schritt zur Seite, das kann ich auch. Und zurück. Seit, ran, rück, ran. Okay.
    »Knee lift!« Knie hoch! Ich zog die Knie hoch, links und rechts im Wechsel. Das war ja ganz lustig.
    »Knee lift double!« Was?
    »Single, single, double!« Häh?
    »Grapevine rechts!« Wie bitte?
    »Alles auf links jetzt!« Wo war noch mal links?
    Mir wurde schwindelig.   »Mercy, Mercy, Mercy« – Gnade! Aber die Trainerin kannte kein Erbarmen. Wie auf Roboterbeinen befolgten alle anderen Damen ihre Kommandos, ohne einmal zu stocken, zu straucheln oder von der gleichmäßigen Schrittfolge abzukommen. Manche sahen regelrecht gelangweilt aus und betrachteten mein puterrotes, hampeliges Gehüpfe mitleidig.
    »Single, single, double, single, single, double, Knee lift, V-Step, Step touch, Grapevine, und – von – vor–ne – jetzt!«
    Das war zu viel für mich. Missmutig stampfte ich stur auf der Stelle. Jetzt lief »Saturday Night« von Whigfield, ebenfalls in einer mir unbekannten Technoversion, und ich wartete auf das Ende der

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