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Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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starrte auf meinen bandagierten Knöchel. Weil Maja schon schlief, flüsterte sie:   »Was ist   das   denn? Sophie, was hast du denn gemacht?«
    Dann fing sie an zu lachen und hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht zu laut zu prusten. Wir schlossen die Wohnzimmertür, und ich erzählte ihr detailliert von meinem Unfall, was nur dazu führte, dass sie noch mehr lachte.   »Mercy!«, japste sie.   »Das ist ja der passende Soundtrack!« So wahnsinnig witzig fand ich das jetzt eigentlich gar nicht.
    Mein Fuß tat höllisch weh, und der Kurs hatte mich bestimmt auch nicht sportlicher oder schlanker gemacht. Stattdessen hatte ich Riesendurst und Schokoladenhunger. Auf dem Weg in die Küche, um den Süßigkeitenschrank zu plündern, rief ich über die Schulter:   »Ist Jonas noch nicht da?«
    Lilly antwortete nicht.
    Einen Moment später ließ ich mich mit zwei Tafeln Schokolade (immerhin stand   SPORT   auf der quadratischen Packung, da konnte das doch nicht so verkehrt sein, oder?) auf den Fernsehsessel plumpsen.
    Lilly hatte eine Stars- und -Sternchen-Sendung auf Pro Sieben gesehen, aber den Ton leiser gestellt, als ich kam. Ich interessierte mich im Moment auch weniger für Jessica Biels Party-Outfit als vielmehr für die Anwesenheit meines Mannes. Ein Teil meines Gehirns dachte, er sei vielleicht schon schlafen gegangen oder noch kurz bei seinen Eltern im Nachbarhaus. Ein anderer Teil hatte Angst, dass er noch gar nicht zu Hause war.
    Ich fragte noch einmal:   »Wo ist denn Jonas – ich dachte, er würde mal nach Hause kommen? Wo er doch gestern auch nicht so viel geschlafen hat.«
    Lilly schüttelte den Kopf.   »Also hier war er nicht, das hätte ich dir doch gesagt.«
    Das konnte doch nicht sein, dass er schon wieder so spät kam? Oder blieb er jetzt gleich ganz im Theater? Und er hatte weder angerufen noch geschrieben. So viel konnte doch ein einzelner Mensch gar nicht arbeiten!
    Ich holte tief Luft und versuchte nicht gleich loszuheulen. O Mann, Jonas! Was tat er mir da an?
    Okay, ich würde ihn   nicht   anrufen. Ich hatte allen Grund, sauer und verletzt zu sein. Sonst war ich meist diejenige, die sich entschuldigte und alles – harmoniesüchtig, wie ich war – wieder hinbog. Das hier war die erste längere Funkstille, die wir hatten, seit wir uns kannten. Also seit sechs Jahren. Vielleicht sollte er sogar eine Weile im Wohnzimmer schlafen, bis wir die Situation geklärt hatten.   Falls   er nach Hause kam. Um nicht schon wieder loszuheulen, war es mir lieber, wir sprachen nicht darüber.
    Lilly versuchte mich abzulenken.
    »Ich muss dir noch mal eine Mail von Henning zeigen. Er ist sooo süß!«, schwärmte sie. Na meinetwegen. Schlimmer wurde es davon ja auch nicht.
    Sie zog ihr iPhone aus der Handtasche und loggte sich in ihren Web-Account ein.
    »Hier!«, protzte sie und hielt mir das Handy unter die Nase.   »Lies mal!«
    Das machte Maja auch oft, mir ihre Bilder so dicht vor die Augen halten, dass ich einfach gar nichts mehr sehen konnte.   »Ich bin nicht kurzsichtig!« Ich schob das Smartphone auf Sichtweite und las laut vor.
    »Meine Süße, ich freue mich schon so sehr, dich zu sehen. Dein Foto entspricht genau dem Bild, das ich mir von dir gemacht habe. Du bist geistig und körperlich die attraktivste Frau der ganzen Welt.   – Boah, was für ein Süßholzraspler!« Ich verdrehte die Augen.
    Lilly seufzte verzückt.   »Aber ist das nicht süüüüß?«, quietschte sie.   »So was kommt den ganzen Tag!«
    »Ja, ja, sehr süß, ganz toll. Okay, du hast ihm jetzt ein Foto geschickt. Und er ist süß. Aber weiß er jetzt eigentlich auch schon, dass du verheiratet bist? Und was will er genau? Was soll das denn eigentlich werden?«
    »Tja, vielleicht bin ich ja bald nicht mehr verheiratet!«, entgegnete Lilly geheimnisvoll.
    »Was soll das denn jetzt heißen?«
    »Ach, keine Ahnung. Dass ich mich wahrscheinlich von Holger trenne!«
    »Das meinst du jetzt nicht im Ernst.« Ich setzte mich anders hin und hielt mir meinen schmerzenden Fuß.   »Ich dachte eigentlich, es ist nicht so schlimm. Nichts, was man nicht wieder hinbiegen könnte. Nur weil du dich im Internet in diesen Henning verguckt hast?«
    »Nein. Das ist es nicht. Ich meine, das ist es auch. Aber es läuft schon lange nicht mehr gut mit Holger und mir. Ich hab diese Woche noch mal drüber nachgedacht und denke, ich hätte mich auf diesen Flirt gar nicht so intensiv eingelassen, wenn bei uns noch alles okay wäre.

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