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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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mir sitzen?«
    Braune Augen, die sie amüsiert anschauten, ein Lachen schien auf der Lauer zu liegen, als hätte er gerade etwas Lustiges gesagt. Sein Gesichtsausdruck verstörte und beruhigte sie zugleich. Er wirkte so selbstsicher, wie er dastand und sie anlächelte, als hätte sie ihn eingeladen, sich neben sie zu setzen und nicht umgekehrt.
    Cesar nahm fest ihre Hand, dann gingen sie ins Klassenzimmer. Sein Schritt war sicher, der Rücken gerade, und im Unterschied zu den anderen Jungen in der Klasse schien sein Körper ihn nicht zu bekümmern. Auch seine Kleidung war anders. Schwarze enge Jeans und ein verwaschenes T-Shirt, auf dem The Clash stand. Emma hatte The Clash nur einmal gehört, als Annika ihre alten Platten aufgelegt hatte.
    Cesar drehte sich zu ihr um, beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr:
    »Meinst du, dass Gunnar heute betrunken ist?«
    Gunnar war der Gemeinschaftskundelehrer, und er hatte schon mehrmals nach Alkohol gerochen. Aber daran wollte sie jetzt nicht denken, sie war vollauf beschäftigt mit Cesars warmem Atem, der sie kitzelte und ihren Körper vor Wohlbefinden schaudern ließ, als er ihr ins Ohr flüsterte. Sie beugte sich vor, formte ihre Hände um sein Ohr und wünschte sich aus ganzem Herzen, dass ihr Flüstern auch bei ihm das Kitzeln auslösen würde.
    »Nein, es ist noch zu früh. Er ist nur nachmittags betrunken.«
    Cesar lächelte, ein geheimes Einverständnis und ein bisschen mehr. Nahm ihre Hand und streichelte ihren giftgrünen Zeigefingernagel mit seinem Zeigefinger.
    »Hübsch! Ich möchte auch grüne Nägel haben!«
    Dann betrat Gunnar das Klassenzimmer, es wurde gekichert und peinlich geschwiegen. Er schwankte leicht, als er zum Projektor ging und murmelte, dass sie heute einen Film anschauen würden.
    Emma verdrehte die Augen, Cesar hob eine Augenbraue als Antwort. Bisher hatten fast alle Unterrichtsstunden aus einer Filmvorführung bestanden, ohne dass ein Sinn dahinter zu erkennen gewesen wäre. Eine über die chinesische Innenpolitik, gefolgt von einem Film über das Abwassersystem der Gemeinde Nässjö.
    Emma versuchte erst gar nicht, dem Film zu folgen, es war nicht möglich, wenn sie so nahe bei Cesar saß. Der Geruch seiner Haare, sein Geruch war zu deutlich.
    Er schien sich auch nicht allzu sehr mit dem Film zu beschäftigen, er schrieb etwas in sein Heft, schaute immer wieder zu Emma hinüber und lächelte sein schiefes Lächeln, das sie verlegen beantwortete.
    Nach der Gemeinschaftskunde war eine Freistunde und danach Mittagessen. Sie gingen bewusst langsam und waren weit hinter den anderen, die gar nicht schnell genug aus dem Klassenzimmer kommen konnten.
    »Was meinst du, sollen wir abhauen und irgendwo was essen?«
    Emma zögerte einen Moment und versuchte, sich zu erinnern, wie es bei ihr zu Hause aussah, ehe sie vorschlug, zu ihr zu gehen.
    Sie bereute es sofort, konnte sich aber gegen Cesars Begeisterung nicht wehren.
    Sie gingen durch den Park, vorbei an den wohlbekannten Häusern, den Weg, den sie schon so oft in ihrem Leben gegangen war, dass sie jede Spalte im abgetretenen, hellen Asphalt kannte. Cesar erzählte von Stockholm und dem Vorort, in dem er aufgewachsen war, Bredäng. Er war mit seiner Familie hierhergezogen, weil sein Vater eine Arbeit als Arzt im Krankenhaus gefunden hatte. Emma hörte zu und beobachtete sein Gesicht, das sich abwechselnd besorgt in Falten legte und wieder glättete. Ein Gesicht, das sie hundert Jahre anschauen könnte, ein Gesicht, an dem sie sich satt essen könnte. Cesar machte sie satt, und sie wusste, dass sie keinen Bissen herunterbringen würde. Als sie Joghurt, Brot, Butter und Käse auftischte, aß Cesar mit gutem Appetit, machte sich Käsebrote und schlang sie in wenigen Bissen herunter. Er beugte sich vor und zeigte auf Emmas Hände.
    »Kannst du nicht auch meine Nägel so grün malen?«
    »Na klar.«
    Sie holte den Nagellack. Befahl Cesar, die Finger zu spreizen und ganz still zu sitzen, während sie malte. Er schaute sie die ganze Zeit an und lächelte.
    Sie blies auf seine Hand, damit der Lack schneller trocknete, Cesar wedelte mit der Hand in der Luft.
    »Das Beste wäre, es trocken zu tanzen. Komm. Leg Musik auf.«
    Er wühlte in den Platten, die in der alten Kiste neben dem Plattenspieler standen.
    »Guck mal, ihr habt sogar Clash!«
    Kurz darauf dröhnte »Guns of Brixton« durch die Wohnung. Emma lachte über Cesar, der tanzte und dabei mit seinen grünen Nägeln wedelte. Er tanzte näher heran und

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