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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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Dümmste. Du hast doch immer davon gesprochen, wie schlecht eure Ehe war und dass du dich nach etwas anderem gesehnt hast. Es ist vielleicht an der Zeit, dass ihr Nägel mit Köpfen macht, oder?«
    Jan schaute sie erstaunt an.
    »Aber, ich weiß ganz ehrlich nicht, wie ich ohne Ylva zurechtkommen soll. Es ist alles so viel, neue Wohnung suchen, Möbel kaufen. Und auch wenn die Kinder bei ihr bleiben, muss ich sie wohl ab und zu am Wochenende zu mir nehmen.«
    »Du musst? Du willst die Kinder also nicht haben?«
    Sie spürte, wie Wut in ihr aufstieg.
    »Nein, so meine ich es natürlich nicht. Ich will die Kinder schon haben, aber es kommt mir alles so viel vor.«
    »Und was meinst du, wie es für Ylva ist? Dass du sie jahrelang betrogen hast?«
    »Aber sie will sich doch scheiden lassen, nicht ich.«
    Annika seufzte tief. Jan seufzte auch und legte plötzlich seine Hand auf Annikas Schenkel.
    »Du, Annika, wir hatten es doch ganz schön zusammen, nicht?«
    Seine Hand bewegte sich langsam zur Innenseite ihrer Schenkel, und es entging ihr nicht, dass eine pulsierende Wärme zwischen ihren Beinen zum Leben erwachte. Sie nahm vorsichtig seine Hand weg und legte sie auf die Bank zwischen ihnen.
    »Jan, ich glaube, das ist keine gute Idee. Du bist verwirrt und mitten in einer Trennung, ich verstehe, dass du Trost und Nähe suchst, aber wenn ich ehrlich sein soll, ich habe keine Lust, diejenige zu sein, die sie dir gibt. Vielleicht kannst du es mit einer der anderen versuchen?«
    Er schaute ihr tief in die Augen, nahm ihre Hand zwischen seine beiden Hände und streichelte sie sanft.
    »Ich muss immer wieder an dich denken, Annika. An uns. Wie schön wir es miteinander hatten. Ich weiß, dass wir es wieder schön haben könnten.«
    Annika lächelte ihn an und runzelte die Stirn. Ihr Lächeln schien Jan Lundgård glauben zu machen, dass seine zärtlichen Hände sie besiegt hätten, denn plötzlich beugte er sich vor und küsste sie auf den Mund.
    Sie beantwortete den Kuss ganz automatisch, aber als seine Zunge immer tiefer in sie eindrang und er sich auf der Parkbank über sie beugte, zog sie den Kopf weg und stand auf.
    »Du, ich meine es ernst, dass ich auf so was keine Lust habe!«
    Sie bürstete ihre Beine ab, drehte ihm den Rücken zu und nahm das Fahrrad, das an der Bank lehnte.
    Jan schaute erstaunt, sein Blick verdunkelte sich, und er sprach leise und flüsternd.
    »Soso, jetzt passt es also nicht. Du hast wohl einen anderen, der dich befriedigt?«
    Annika starrte ihn an und spürte das Unbehagen größer werden. Im menschenleeren Park wurde es dämmrig, das Dunkle in seinem Blick ließ keine Zweifel zu. Jan Lundgård war aufgeregt und erregt, aber vor allem war er zurückgewiesen worden.
    Sie stieg aufs Rad, aber Jan kam schnell auf die Füße und trat auf sie zu.
    Eine Sekunde lang blockierte er ihr den Weg, eine Sekunde, in der er zu überlegen schien, dann machte er einen Schritt zur Seite und ließ sie vorbei. Annika trat wütend in die Pedale und hörte kaum, was er ihr nachrief.
    »Warte! Annika, so warte doch! Ich will doch nur reden!«
    Erst als sie fast zu Hause war, merkte sie, dass sie hyperventilierte und Tränen in den Augen hatte. Sie hatte schon lange nicht mehr solche Angst gehabt. Sie wusste, dass sie mit ihren Männerbekanntschaften bisher immer Glück gehabt hatte. Von all den Partnern hatte keiner jemals versucht, etwas gegen ihren Willen zu machen. Sie hatte sich in Gegenwart von Männern immer geborgen gefühlt, manchmal wider besseres Wissen. Sie hatte gehört, was ihre Freundinnen so erzählten, und verstanden, dass sie offenbar zu den wenigen Frauen gehörte, die nie unwillkommenen Annäherungsversuchen oder gar Übergriffen ausgesetzt waren.
    Sie stellte das Rad in den Fahrradkeller und ging die Treppe hinauf in die Wohnung. Ihr Körper folgte ihr noch nicht ganz, sie atmete immer noch angestrengt.
    »Hallo? Emma?«
    Sie seufzte erleichtert, als keine Antwort kam. Sie wollte nicht, dass Emma sie so aufgelöst sah. Sie ließ Wasser in die Badewanne ein und goss ein nach Eukalyptus duftendes Badeöl dazu. Sie blieb mit der Flasche in der Hand stehen und stellte erstaunt fest, dass sie sich schämte. Es war eine trockene Feststellung, eine fast interessante Erkenntnis.
    So also fühlte es sich an . Die berühmte Scham, die selbst auferlegte Schuld, von der so viele Frauen erzählten, die Übergriffe erlebt hatten. Sie hatte es nie wirklich verstanden. In ihrer naiven Selbstgerechtigkeit (denn

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