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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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zugebracht, das Haus zu putzen, als hätte sie unbewusst gespürt, wie schmutzig es war.
    Sie lächelte ihn an, das Blut lief ihr aus der Nase in den offenen Mund, es schmeckte nach Eisen und Erde. Ihr blutiges Lächeln war offenbar zu viel für Carl, er ließ sich auf einen Stuhl fallen und schloss die Augen.
    Gisela nahm die Koffer und verließ das Haus, ohne sich umzudrehen. Vor dem Haus der Familie Östergren versuchte sie schnell, sich mit dem Ärmel ihrer dunkelblauen Strickjacke das Blut aus dem Gesicht zu wischen, bevor sie auf die Klingel drückte. Aber offensichtlich war ihr das nicht vollständig gelungen, denn Jespers Mutter Pernilla schaute sie schockiert an.
    »Meine Güte, Gisela, was ist denn passiert?«
    »Wir verlassen Carl, Erik muss gleich mitkommen.«
    »Ja, klar, die Jungs sind oben. Warte, ich hole dir etwas zum Abwischen.«
    Sie verschwand und kam mit einer feuchten Papierserviette zurück. Gisela wischte sich den Rest des Bluts aus dem Gesicht. Pernilla hatte bestimmt verstanden, was passiert war. So ging das hier in der besseren Gegend, man half, das Blut abzuwischen, und tat, als sei nichts gewesen. Keine Frage, warum oder wohin sie ziehen würde, damit man bloß nicht in einen Familienkonflikt hineingezogen wurde. Gisela starrte Pernillas blonde, gepflegte Haare an, sie lagen wie eine Mähne um ihr hübsches Gesicht.
    »Wie lange kennen wir uns, Pernilla? Zehn Jahre? Ihr seid doch 1978 hergezogen?«
    Pernilla starrte sie erschrocken an. Einen kurzen Moment lang sah Gisela ihren Wahnsinn in Pernilla gespiegelt. Irgendetwas war kaputtgegangen, und wenn sie wahnsinnig geworden war, umso besser. Mein Gott, die Leute würden noch Wahnsinn zu sehen bekommen.
    »Ja, das stimmt. Zehn Jahre, das könnte hinkommen.«
    Ihre Stimme klang ängstlich, aber Gisela nickte nur und genoss das Gefühl von Freiheit, das so schnell wuchs wie der Riss, der Sekunde für Sekunde weiter wurde.
    »Zehn Jahre, das ist eine lange Zeit. Und unsere Kinder sind seit über vier Jahren befreundet und gehen in die gleiche Klasse. Und doch kann ich mich nicht erinnern, dass wir, du und ich, in all den Jahren ein einziges ehrliches Gespräch geführt hätten.«
    Ihr schrilles Lachen wurde von Pernilla nicht beantwortet. Vermutlich verstand sie Giselas eigenartigen Versuch einer Auseinandersetzung überhaupt nicht.
    »Die direkten Nachbarn, was? Zum Teufel auch!«
    Sie fauchte und beugte sich drohend vor, Pernilla trat entsetzt ein paar Schritte zurück.
    Zum Glück kam da Erik die Treppe herunter, laut und schnell, er hatte keine Ahnung, dass die Luft so dick war, dass man sie schneiden konnte.
    »Hallo, Mama!«
    Er schaute sie fragend an, es entging ihm nicht, dass sie irgendwie anders war.
    »Hallo, Schatz! Wir müssen jetzt gehen.«
    »Okay.«
    Er zog Schuhe und Jacke an und sagte Tschüs zu Jesper.
    In der Tür drehte Gisela sich noch einmal zu Pernilla um, sie war immer noch schockiert.
    »Tschüs Pernilla! Pass auf dich und die Kinder auf! Ich meine das ernst! Und ich hoffe, dass du dabei mehr Erfolg hast als ich.«

Eine merkwürdige Runde saß da am Abend um den großen Ausziehtisch in der Küche und aß Pizza. Es herrschte trotz des Ernstes der Lage eine eigenartig gelöste Stimmung. Annika hatte eine Flasche Rotwein geöffnet, die sie und Gisela schnell tranken. Gisela war spürbar angetrunken, sie trank sonst nur selten Alkohol. Sie kicherte und scherzte auf eine Art, die Erik und Julia noch nie erlebt hatten. Munter und ausgelassen. Irgendwie schienen sie zu feiern. Alle lachten erstaunt über Giselas ungewohnte Fröhlichkeit, sogar Erik, der den Hintergrund nicht so recht verstand. Er hatte geweint, als Gisela ihm gesagt hatte, dass sie ausziehen und nie wieder zurückgehen würden, aber er hatte sich schnell trösten lassen, als sie ihm sagte, sie würden alle zusammen in Emmas Zimmer schlafen, er, Julia und sie. Sie hatten Matratzen auf den Boden gelegt, schließlich siegte die Abenteuerlust. Die Pizza und jede Menge Limo halfen ebenfalls, plötzlich war die ganze Situation nicht mehr so schlimm, es war eher komisch und machte Spaß.
    »Ich habe eine Arbeitskollegin, die in zwei Wochen zu einer sechsmonatigen Weltreise aufbrechen will, sie hat eine Dreizimmerwohnung, die sie mindestens ein halbes Jahr untervermieten will. Ich werde sie am Montag fragen.«
    »Danke, Annika, die nehmen wir. Prost!«
    Gisela erhob ihr Weinglas. Annika prostete ihr zu.
    »Sie ist nicht so zentral gelegen und wohl auch ein wenig

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