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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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Überlebenwollens. Der allen zeigte, dass sie sich nicht mehr kränken lassen würde.
    Als Annika fertig geraucht hatte und Emma anschaute, sah sie wieder das vertraute Glitzern in den Augen. Das schiefe Lächeln und das heisere Lachen, als sie die Kippe in den Aschenbecher drückte.
    »Aha. Das hätte ich nicht von Julia gedacht!«
    Emma setzte sich auf ihren Schoß und ließ sich beschützend in die Arme nehmen.
    »Doch, das hätte ich sehr wohl von Julia gedacht. Du kennst Julia nicht!«
    Sie berührte Annikas Hals mit der Nase, sie roch nach Rauch und Rotwein. Sie schloss die Augen und sog den Geruch ein, Annika lachte noch lauter, ein begeistertes Glucksen, das wie glänzende Seifenblasen zur Decke stieg.
    Die angsterfüllte Müdigkeit der letzten Tage war lähmend gewesen. Wie angeschossene Elche waren sie durch die Wohnung gewankt.
    Die Geschehnisse der letzten beiden Wochen waren wie ein unwirklicher Albtraum. Wenn Emma daran dachte, dass Gisela in U-Haft saß und auf den Prozess wartete, hätte sie am liebsten gleichzeitig hysterisch gekichert und geheult.
    Nicht einmal Annika schaffte es, stolz zu bleiben, und das ängstigte Emma mehr als alles andere. Annika hatte bisher immer alles hinbekommen, unverwundbar und unermüdlich. Ihre sorgenvollen Stirnfalten und die leblosen Augen, wenn sie wie ein Roboter ihren Tätigkeiten nachging, passten so gar nicht zu ihr. Sie hatte sie noch nie so gesehen, nicht einmal als Großmutter Elin vor drei Jahren mit einem durchgebrochenen Blinddarm ins Krankenhaus gemusst hatte.
    Aber jetzt war die Mutlosigkeit wie weggeblasen, Annika bewegte sich wieder stark und eifrig.
    Die Küche badete im Sonnenlicht, Annika stand am Fenster und rauchte, ihre Haare blitzten in der Sonne, sie lächelte.
    Die gelbe Villa war größer, als Annika sie in Erinnerung hatte, und so aus der Nähe hatte die Größe fast etwas Bedrohliches. Eine Demonstration von Macht.
    Carl hatte sie offenbar vom Fenster aus gesehen, er öffnete die Tür, bevor sie klingeln konnten, und kam ihnen rasch entgegen. Sein Gesicht war bleich und faltig, die Augen schmaler und dunkler als sonst.
    Offenbar war er nicht so unverletzbar, wie er vorgeben wollte. Sie schaute ihn an und spürte, wie Erik ihre Hand fest drückte.
    Hinter Carl stand Gustav Cederström auf der Veranda und beobachtete sie.
    »Erik! Ich bin so froh, dich zu sehen!«
    Carl streckte die Arme aus, aber Erik rührte sich nicht, blieb neben Annika. Einen Moment lang hielt die Welt den Atem an. Gustav Cederström brach das Schweigen.
    »Erik, dein Papa hat sich so nach dir gesehnt!«
    Widerwillig ließ Erik Annikas Hand los, er machte einen Schritt auf Carl zu und begrüßte ihn höflich.
    »Und wo ist Julia?«
    Gustav Cederströms Stimme hatte Gewicht, er war es gewohnt, dass man ihm gehorchte. Er schaute Annika an, die seinem Blick standhielt.
    »Ich weiß es nicht. Sie hat diesen Brief auf dem Kopfkissen hinterlassen, wahrscheinlich ist sie sehr früh heute Morgen abgehauen.«
    Gustav Cederström las den Brief und reichte ihn an Carl weiter, der ihn mit gerunzelter Stirn las.
    »Und das sollen wir dir glauben? Dass du nichts mit Julias Verschwinden zu tun hast?«
    Er trat auf Annika zu, sie blieb stehen, obwohl die Nähe seines Körpers ihr großes Unbehagen bereitete.
    »Ehrlich gesagt, ist es mir ziemlich egal, was du glaubst oder nicht glaubst, ich sage nur, wie es ist. Julia ist abgehauen, ich weiß nicht, wohin, aber es ist wohl offensichtlich, dass sie nicht die Absicht hat, hierher zurückzukommen.«
    Sie schaute Carl an, der zu Boden blickte.
    »Sie werden verstehen, dass wir rechtliche Schritte unternehmen werden, um Julia nach Hause zu bekommen. Und wenn Sie sich weiterhin weigern, mit uns zusammenzuarbeiten, dann werden auch Sie gehörige Probleme bekommen.«
    Annikas Augen wurden schmal und bissen sich an Gustav Cederströms Blick fest.
    »Das ist wohl kaum eine Frage, die Sie oder ich entscheiden werden, das Sozialamt wird sich dazu äußern. Aber so, wie ich es verstanden habe, ist Julia alt genug, um mitzuentscheiden, mit wem und wo sie leben will. Und wenn man bedenkt, was hier passiert ist, scheint es mir nicht ratsam, sie zu zwingen, hierher zurückzukehren.«
    »Ja, ja, lass sie doch, Gustav! Erik habe ich auf jeden Fall wieder bei mir, und Julia wird bestimmt auch kommen, wenn sie Hunger hat oder Geld braucht.«
    Carl schlug Gustav ein bisschen zu fest auf die Schulter, Annika nahm Erik in die Arme und drückte ihn

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