Hafenmord - ein Rügen-Krimi
noch einige Fragen an Sie.«
Beier sah aus, als wollte er eine patzige Bemerkung machen, schluckte sie dann jedoch im letzten Augenblick herunter.
Kasper lächelte anerkennend. Der Läufer wusste sich zu benehmen.
Romy hatte sich gerade einige Stellen der Bandaufnahme von Schneiders Beier-Befragung angehört und sich mit Kasper ausgetauscht, als Fine zur Tür hereinsah.
»Ich mache Feierabend, okay? Es ist schon sehr spät. Der Junge bleibt aber bis zum Schluss – hat er gesagt.«
»Ich nehme an, mit ›dem Jungen‹ meinst du Max Breder?«, vergewisserte sich Romy grinsend.
»Genau den meine ich.« Fine verstand eindeutig keinen Spaß, wenn es um Maximilian ging.
»Ja, mach mal Feierabend«, stimmte Romy zu. »Wir befragen noch mal den Stralsunder Läufer und gehen dann auch. Ach, warte mal: Kannst du mir gleich morgen früh die Bernburg-Akte auf den neuesten Stand bringen? Ichbräuchte auch die Kontaktdaten der besten Freundin des Opfers.«
»Mach ich. Bis morgen, tschüss.«
Romy blickte auf die Uhr. Es war in der Tat schon spät. Kein Wunder, dass sie so müde war.
»Die Lauffreunde bestätigen einhellig die Angaben zur gemeinsamen Fahrt nach Berlin und zurück: Samstagnachmittag war Start in Stralsund, Sonntagabend retour. Ich hoffe, dass der Bursche sauber ist. Netter Kerl«, bemerkte Kasper, während sie durch den Flur ins Vernehmungszimmer gingen. »Bisschen verrückt, was die Rennerei angeht, aber das kann man ertragen. Gibt andere Verrücktheiten, die man nicht so gut ertragen kann.«
»Da gebe ich dir unbedingt recht«, stimmte Romy zu und öffnete die Tür.
Tim Beier hatte bereits Platz genommen und sah ihr entgegen. Ein junger Mann mit schmalem Gesicht, einem Hauch von dunklem Bartschatten und verdammt schönen grau-grünen Augen. Sehr kurzes dunkles Haar. Für einen Mann vergleichsweise kleine Ohren, die ihm etwas Jungenhaftes verliehen.
Romy stellte sich vor und nahm Platz. »Wir haben ja schon telefoniert.«
»Ja, das haben wir. Und ich dachte, es wäre alles klar«, ereiferte sich Beier in vorwurfsvollem Ton. »Ihr Kollege hat mich bereits ewig und drei Tage befragt. Jetzt kommen Sie auch noch dazu. Was soll das eigentlich alles?«
»Erkläre ich Ihnen umgehend.« Sie lächelte.
Er sah ihr direkt in die Augen. »Ich bin gespannt.«
»Ich nehme an, Sie sind mit Chip gelaufen«, mutmaßte Romy in beiläufigem Tonfall.
»Natürlich. Ich hab sogar schon meine Urkunde – die habe ich mir gleich nach dem Zieleinlauf ausdrucken lassen. Ansonsten würde ich jetzt gerne wissen, warum Sie derartauf meinem Alibi herumreiten«, meinte Beier. »Kai war ein guter Bekannter, ein Sportkollege von mir. Was soll ich mit seinem Tod zu tun haben?«
»Das genau ist die Frage.«
Beier tat zunächst amüsiert und schüttelte dann entrüstet den Kopf. »Klingt verdammt albern.«
»Ganz und gar nicht. Wann haben Sie Mirjam Lupak zum letzten Mal gesehen oder gesprochen?«
Tim zuckte zusammen. Die Überraschung war gelungen.
»Das ist ewig her«, sagte er schließlich. »Aber was …«
»Sind Sie sicher? Wir können das mit Leichtigkeit anhand Ihrer Telefonverbindungen überprüfen.«
Beier schüttelte den Kopf. »Was hat Mirjam damit zu tun?«
»Herr Beier, ich stelle hier die Fragen.«
»Was wollen Sie eigentlich? Sie haben gar kein Recht …«
Romy winkte ab. »Mirjam Lupak ist vor gut fünf Jahren entführt worden – eine grässliche Geschichte. Damit erzähle ich Ihnen ja nichts Neues. Wir haben Anlass zu der Vermutung, dass Kai Richardt dahintersteckte.« Sie musterte Beier aufmerksam.
»Wie kommen Sie denn darauf?«, fragte er verblüfft.
Interessant, dass er den Verdacht gegen seinen Laufkollegen nicht vehementer abzuschmettern versucht oder ihn entsetzt als hanebüchene Unterstellung einstuft, dachte Romy.
»Richardt war nicht nur der smarte, charmante, erfolgreiche und allseits beliebte Geschäftsmann und Sportkollege, wie wir mittlerweile wissen«, erklärte die Kommissarin im Plauderton. »Und wenn uns innerhalb weniger Tage, die die Ermittlungen erst laufen, bereits klar wird, dass dieser Mann durchaus kritisch gesehen wurde, ein Problem mit selbstbewusst auftretenden Frauen hatte, einigen Leuten ein Dorn im Auge sowie immer wieder unbeherrscht und jähzornigwar, dann dürften Sie doch viel mehr von ihm mitbekommen haben, als Sie uns weismachen wollen.«
»Ich will niemandem was weismachen – außerdem sprechen Sie von einer Vermutung.« Beier winkte lässig ab. »Warum
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