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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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Akten?«
    »Zum
einen, weil ich es erst im nachhinein erfahren habe. Zum anderen, weil es für
die Ermittlungen keine Rolle spielte.«
    »Sie haben
wegen Kuppelei ermittelt und erzählen mir, es sei ohne Belang gewesen, ob die
Beschuldigte ein Bordell besitzt oder bloß eine einfache Dirne ist?« fragte
Richard scharf.
    »Ein
konzessioniertes Bordell«, ergänzte Heynel. »Im übrigen wurde das Ermittlungsverfahren
gegen sie eingestellt.«
    »Und
woher hatte sie die Mittel, die halbe Elbestraße aufzukaufen?«
    »Ich
weiß nicht mehr als das, was in der Akte steht.«
    »Das
nehme ich Ihnen nicht ab, Oberwachtmeister!«
    »Dann
kann ich's auch nicht ändern.«
    »Ihre
Dienstpflichten scheinen Sie nicht sonderlich zu interessieren.«
    »Es
bleibt Ihnen unbenommen, eine Disziplinaruntersuchung gegen mich einzuleiten,
Herr Biddling. Allerdings könnte ich mich dabei an Dinge erinnern, die besser
ungesagt blieben.«
    Richard
hatte Mühe, ruhig zu bleiben. »Glauben Sie ja nicht, daß Sie mir drohen
können.«
    »Ich
drohe niemandem. Aber wenn Sie mir im Fall Laterna Magica dilettantische
Ermittlungen vorwerfen, darf ich ja wohl anmerken, daß es auch eine Akte von
Ihnen gibt, in der das eine oder andere, sagen wir: nicht ganz einleuchtet.«
    »Sie
maßen sich ein Urteil über eine Sache an, deren Hintergründe Sie nicht
kennen.«
    »Ich
urteile nicht, ich ziehe Schlußfolgerungen. Und ich bin mir sicher, daß jeder
vernünftige Mensch die gleichen Schlußfolgerungen ziehen wird wie ich, wenn er
die Akte Eduard Könitz liest.«
    Hörte
denn dieses Gespenst niemals auf, in seinem Leben herumzuspuken? Richard fuhr
sich über die Augen. »Sie wissen, daß Polizeipräsident von Müffling die
Ermittlungen für abgeschlossen erklärt hat.«
    »Ja.
Und ich weiß auch, daß Freiherr von Müffling mit dem Vorgänger von Polizeirat
Franck gut bekannt war, der wiederum mit Polizeirat Rumpff gut bekannt war, der
damals als Leiter der Kriminalpolizei Ihr Chef war. Soweit ich informiert bin,
kennt der neue Polizeipräsident keinen dieser Herren, was eine völlige
Neubewertung der Angelegenheit nach sich ziehen könnte.«
    Er
hatte recht. Und es hatte keinen Sinn, weiter darüber zu diskutieren. »Warum
haben Sie Fritz Wennecke aus Eckhard Heusohns Wohnung geprügelt?«
    Martin
Heynel starrte Richard an. »Was soll das?«
    »Beantworten
Sie meine Frage.«
    »Herrgott,
ich hab's vergessen! Das ist ewig her.«
    »Gestatten
Sie, daß ich Ihrer Erinnerung auf die Sprünge helfe: Es war vor neun Jahren.
Sie haben sich mit Wennecke geschlagen und trotzdem seine Arbeit bei Pokorny
gemacht. Warum?«
    »Ich
wüßte nicht, was Sie das angeht.«
    »Ihnen
ist bekannt, daß ich die Ermittlungen in der Sache Wennecke führe, und ich
frage mich, warum Sie mir nicht gesagt haben, daß Sie ihn kannten.«
    »Weil
ich ihn seit Jahren nicht mehr gesehen habe. Und weil es mich einen Teufel
schert, ob er im Suff die Ventile verwechselt!«
    »Woher
wissen Sie, daß ein Ventil die Unglücksursache war?«
    »Was sollte
es denn sonst gewesen sein? Wie Sie zurecht bemerkten, habe ich an dem Ding
gearbeitet. Außerdem stand es in der Zeitung.«
    »Wann
haben Sie Hopf von den Ermittlungen erzählt?«
    »Wem?«
    »Karl
Hopf, Hundezüchter aus Niederhöchstadt.«
    »Ich
kenne keinen Karl Hopf.«
    »Wie
haben Sie herausgefunden, daß Zilly Signora Runa ist?«
    »Sie
wird's mir gesagt haben.«
    »Eine
wahrlich erschöpfende Auskunft. Danke. Sie können gehen.«
    Martin
Heynel setzte an, etwas zu sagen, überlegte es sich anders und verließ das
Büro. Richard preßte die Hände gegen seine Schläfen. Er war sich sicher, Zilly
nie vorher begegnet zu sein, ebenso, wie er sicher war, daß Signora Runa ihn
kannte. Andererseits: Hatte ihre Stimme nicht bemüht geklungen? Und hatte er
sich nicht darüber gewundert, gleich von zwei Bewohnerinnen eines Bordells mit
Schiller-Zitaten eingedeckt zu werden?
    Wenn es
in der Laterna Magica eine geheime Hintertreppe gab, und davon war in
einem solchen Etablissement auszugehen, wäre es für Signora Runa ohne weiteres
möglich gewesen, ungesehen nach oben zu gelangen, um ihm dort als Fräulein
Zilly respektive Othild Cäcilie von Ravenstedt gegenüberzutreten. Eine
hochgestellte Dame von außerhalb, die das Haus geerbt und beschlossen hat, es
zu behalten, erinnerte er sich an Heiner Brauns Worte. Aber wenn Zilly
tatsächlich Signora Runa war: Warum trieb sie dieses Spiel mit ihm?
    Kommissar
Beck kam herein. Er sah Richard prüfend an.

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