Hahn, Nikola
unterrichteter Quelle, daß
du durchaus deine Vorteile zu nutzen weißt.«
»Warum
hassen Sie ihn so sehr?«
»Wie
kommst du denn darauf? Ich spiele ein bißchen mit ihm, wie ich mit Lichtenstein
gespielt habe. Leider haben die beiden Deppen Groß und Stafforst mir den Spaß
verdorben. Aber dir zum Tröste: Lange wird es nicht mehr dauern.«
»Sie
sind krank! Sie
Es
klopfte. Die Mamsell kam herein. »Herr Kommissar Biddling wünscht Sie zu sprechen,
Signora.« »Ich komme«, sagte Zilly.
*
»Guten
Tag«, sagte Anton Schick. »Wohnt hier Fräulein Frick?« Heiner Braun sah ihn
überrascht an. »Ja. Warum?« »Ich komme im Auftrag von Frau Lichtenstein und
müßte sie dringend sprechen.«
Heiner
bat ihn herein. Zu gerne hätte er gewußt, was die Witwe Lichtensteins von Anna
Frick wollte. Aber eine Nachfrage wäre doch zu unhöflich gewesen. »Dritter
Stock, das Zimmer geradeaus.«
*
Am
folgenden Morgen hatte Richard gerade seinen Ermittlungsbericht in der Sache
Wennecke fertiggestellt, als Laura Rothe hereinkam. Sie legte ihm die
Unterlagen aus Stuttgart hin. »Das wird Sie interessieren, Herr Kommissar.«
Er las.
»Woher haben Sie diese Informationen?«
Laura
sagte es ihm. Er hieb mit der Faust auf den Tisch, daß das Tintenfäßchen
sprang. »Diese verdammte Zilly lügt, wenn sie das Maul aufmacht!«
»Ich
glaube, Sie sollten zuerst mit Gräfin von Tennitz darüber sprechen.«
Er
nickte. »Sie gestatten, daß ich den Brief bis heute abend behalte?«
Zwei
Stunden später kam Richard ins Polizeipräsidium zurück. Cornelia hatte alles
bestätigt, aber um absolute Diskretion gebeten. Angesichts der Sachlage konnte
er es verstehen. Auf ein paar Tage mehr oder weniger kam es jetzt auch nicht
mehr an. Als er den Bericht nachmittags an Laura Rothe zurückgeben wollte, fand
er das Büro von Kommissar Lieben leer vor. Er zögerte einen Moment, dann
öffnete er Schubladen und Fächer und sah den Inhalt durch. Vielleicht konnte er
Vicki mit Tatsachen überzeugen. Auf einem der beiden Schreibtische stand ein
Holzkästchen mit Papieren, auch Briefe darunter, aber keiner mit Heynes oder
Fräulein Rothes Handschrift. Dafür ein mit der Maschine beschriftetes Kuvert.
Richard zog eine Karte heraus. Die Einladung zu Cornelias Feier. Enttäuscht
steckte er sie zurück. Sein Blick fiel auf die Adresse, und er stutzte.
»Was
haben Sie an meinen Sachen verloren?«
Ohne,
daß er es bemerkt hatte, war Laura Rothe hereingekommen. »Suchen Sie Beweise für
eine Liaison zwischen Herrn Heynel und mir? Oder sind Sie verärgert, daß Ihre
Schwägerin eine einfache Angestellte zu ihrer Geburtstagsfeier eingeladen hat?
Herr Biddling! Ich rede mit Ihnen!«
»Ja«,
sagte er und gab das Kuvert zurück. »Verzeihen Sie. Ich muß gehen.« Kurz darauf
kam er wieder und drückte ihr Henriette Arendts Bericht in die Hand. Danach
verließ er das Präsidium.
Als er
abends nach Hause kam, war er beruhigt. Victoria saß in der Bibliothek und las.
Er registrierte, daß sie den Kristall nicht mehr trug. »Wie kommt es, daß du so
früh da bist?« fragte sie.
»Ich
habe ein Versprechen einzulösen, oder?« Er küßte sie. »Ich gebe es zu: Ich war
eifersüchtig auf Hopf. Ja, ich bin es immer noch!«
Sie
lächelte. »Wir haben uns wirklich nur über Bücher unterhalten. Er ist nämlich
genauso ein Verehrer von Sherlock Holmes wie ich.«
Er
starrte sie an. »Bitte?«
»Stell
dir vor, er kann ganze Passagen frei zitieren und kennt Herrn Doyle sogar
persönlich. Er traf ihn... Richard! Was hast du?« Er ging zum Fenster. Nicht
wieder alles von vorn! Er hatte keine Kraft mehr für Spekulationen, die im
Nichts endeten. Es war ein Zufall wie so vieles Zufall war, nicht zuletzt die
Spuren, die im Fall Lichtenstein in die falsche Ecke geführt hatten. Victoria
streichelte sein Haar. »Bitte, Richard. Sag mir endlich, mit was du dich so
quälst.«
Er
drehte sich zu ihr um. »Ich liebe dich, Victoria Biddling. Das ist alles, was
zählt.«
»Wenn
ich gewußt hätte, wie sehr dich meine Freundschaft zu Hopf verletzt, hätte ich
Er
legte ihr den Zeigefinger auf den Mund. »Laß es uns vergessen, ja? Ich habe
mir für das Rennen am Freitag freigenommen. Bis dahin hoffe ich, den Fall
Wennecke dem Staatsanwalt vorlegen zu können. Im übrigen bin ich der Meinung,
wir sollten das Schlafzimmer umräumen.«
Die
folgenden Tage waren mit Kleinkram angefüllt. Kommissar Biddling und Paul
Heusohn nahmen Anzeigen auf, bearbeiteten eine Brandsache und gingen
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