Hahn, Nikola
ihn
dringend zu sprechen wünsche. Mißmutig ging er zu seinem Zimmer und klopfte.
David lächelte, als er hereinkam. »Ich glaube, es ist leichter, eine Audienz
beim Kaiser zu bekommen, als mit dir zu normalen Zeiten ein Gespräch zu
führen.«
»Um was
geht's?« fragte Richard kurzangebunden.
»Dein Rat,
Andreas Hortacker reinen Wein einzuschenken, war richtig. Wir werden die
leidige Angelegenheit regeln können. Außerdem hat er Vater klargemacht, daß er
mich nicht wie einen Handlanger behandeln kann, wenn ich das Haus leiten soll.«
»Dann
ist ja alles bestens.«
David
räusperte sich. »Ich weiß, daß du meinetwegen gegen Gesetze verstößt und daß
das für dich ein Problem ist. Daß du es dennoch tust, rechne ich dir hoch an.«
»Ich
tue es für Victoria.«
»Trotzdem
danke.«
»Hast
du wirklich keine Ahnung, wen Wennecke mit diesem Freund bei der Polizei
gemeint haben könnte?«
David
schüttelte den Kopf. »Namen wurden nie genannt. Vielleicht hat er es sich nur
ausgedacht. Zuzutrauen gewesen wäre es ihm. Ich finde es übrigens schade, daß
Vicki sich nicht für Andreas Hortacker erwärmen kann. Ich würde es begrüßen,
wenn er zur Familie gehörte.«
»Was
Hortacker angeht, werde ich den Willen meiner Tochter respektieren.«
»Gestatte
mir die Anmerkung, daß ich das sehr großzügig finde.«
»Es ist
alles besprochen, oder?«
»Falls
es dich interessiert: Dieser Sepp ist nicht mehr aufgetaucht.«
Richard
nickte und ging. Seine Hände wurden feucht, als er vor Vickis Zimmer stand. Auf
sein Klopfen bekam er keine Antwort. Er drückte die Klinke und merkte, daß die
Tür abgeschlossen war. »Vicki! Bitte, laß mich erklären...«
»Ich
will dich nicht sehen!« rief sie.
Als er
ins Schlafzimmer kam, fiel ihm ein, daß er und Victoria ab heute wieder ein
gemeinsames Bett hatten. Sie saß am Fenster und las. »Du bist spät.«
»Ich
hatte einige Dinge abzuklären.« Er wusch sich das Gesicht. »Wir müssen mit
Vicki reden.«
Sie
klappte das Buch zu und kam zu ihm. »Warum?« »Sie besteht darauf, diesen Heynel
zu heiraten.« »Das ist doch nichts Neues. Ich finde, du solltest »Heynel
unterhält ein Verhältnis mit der Frau, die bei uns als Polizeiassistentin
arbeitet.«
Victoria
lächelte. »Ich habe durchaus bemerkt, welche Blicke dieses Fräulein Rothe dem
Herrn Wachtmeister auf Cornelias Feier zugeworfen hat. Wenn die Information von
ihr stammt, würde ich sie nicht allzu ernst nehmen. Sie ist eifersüchtig.«
»Ich
verstehe nicht, warum du derart Partei für ihn ergreifst!« Sie streichelte sein
Gesicht. »Du warst auch nicht gerade der Wunschehemann meines Vaters. Außerdem
ist Herr Heynel ein freundlicher junger Mann.«
»Ach?
Du hast ihn auf Cornelias Feier doch keine fünf Minuten gesehen!«
»Er war
heute nachmittag zu Besuch hier.« Richard ballte die Fäuste. »Er besitzt die
Frechheit...» »Herr Heynel war wirklich sehr zuvorkommend«, unterbrach ihn Victoria.
»Wer mir Sorgen gemacht hat, ist Vicki. Sie saß dabei wie unbeteiligt. Als ich
sie anschließend sprechen wollte, schloß sie sich ohne Begründung in ihrem
Zimmer ein.«
»Heynel
hat sie heute früh ins Präsidium bestellt. Er wollte mich mit meiner Vergangenheit
unter Druck setzen. Vicki kam dazu.« Er fuhr sich über die Augen. »Ich mußte
ihr alles sagen.« »Sie weiß Bescheid?« fragte Victoria entsetzt. Richard
nickte. »Meine Vorbehalte gegen Martin Heynel haben einen Grund. Ich habe den
Verdacht, daß er irgendwie in den Todesfall Wennecke verwickelt ist.«
»Aber
du sagtest, daß du die Sache abschließen willst.« »Vorläufig. Weil ich keine
Beweise beibringen kann. Bitte, Victoria. Ich will bloß verhindern, daß unsere
Tochter unglücklich wird.«
Sie
berührte seinen Arm. »Wir könnten ihnen vorschlagen, etwas Zeit vergehen zu
lassen. Vielleicht bis zum Jahresende? Wenn Herr Heynel Vicki wirklich liebt,
wird er das verstehen.
Bis
dahin hast du deine Ermittlungen sicher endgültig abgeschlossen, und der
Verdacht gegen ihn
»...
erweist sich als genauso unbegründet wie der gegen Hopf«, ergänzte er. »Du
glaubst, ich phantasiere, nicht wahr?«
»Ich
glaube, du brauchst dringend ein bißchen Abstand von diesen ganzen Dingen. Wir
fahren morgen mit Flora zu dem Rennen, und Vicki lassen wir einen Tag Zeit,
alles zu verdauen.« Sie knöpfte sein Jackett auf. »Weißt du überhaupt, wie
sehr ich diese Nacht herbeigesehnt habe?«
Als
Richard wach wurde, war Victoria schon aufgestanden. Er öffnete
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