Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
Vom Netzwerk:
Über einen jungen Beamten ließ er
ausrichten, wohin ich jeweils kommen sollte. Ich war verliebt, und irgendwann
gab ich seinem Drängen nach. Danach hat er sich nicht mehr gemeldet.«
    »Kommissar
von Lieben«, sagte Heiner. »Und der Beamte, der die Nachrichten überbrachte,
war Kröpplin, nicht wahr?«
    Käthe
Heusohn nickte. »Walter Kröpplin, ja. Ein unfreundlicher Mensch, der mit
anzüglichen Bemerkungen nicht sparte.«
    »Warum
hast du Paul gesagt, sein Vater sei Schutzmann gewesen und pensioniert?«
    »Er
könnte versuchen herauszufinden, wer er ist. Ich möchte das nicht.«
    »Weiß
von Lieben, daß er einen Sohn hat?«
    Sie
zuckte die Schultern. »Ich schrieb ihm, daß ich ein Kind erwarte, doch ich
bekam nie eine Antwort. Zwei Monate nach Pauls Geburt lernte ich Eckhard
Heusohn kennen. Sicher war es nicht die große Liebe, aber er versprach, meinen
Jungen als eigen anzunehmen. Das war alles, was für mich zählte. Ich hätte
damals auf Sie hören sollen. Alles wäre besser gewesen als diese Ehe. Meine
Ehrlosigkeit war meinem Mann Rechtfertigung für alles, was er mir antat.« Sie
sah Heiner mit einem flehenden Blick an. »Das einzige, was ich mir noch
wünsche, ist, daß mein Junge eine Chance bekommt. Bitte versprechen Sie mir,
niemandem etwas von diesen Dingen zu sagen.«
    Heiner
fuhr sich übers Gesicht. Er hatte Sepp genötigt, aus der Stadt zu verschwinden,
um Victorias Bruder zu schonen. Jetzt stand er erneut vor der Situation, jemandem
zuliebe zu schweigen, obwohl er reden müßte. Käthe Heusohn war eine wichtige
Zeugin. Aber Pauls Karriere bei der Polizei wäre beendet, wenn bekannt würde,
daß seine Mutter mit Kinderhändlern gemeinsame Sache gemacht hatte.
    Sie
berührte seine Hand. »Bitte, Herr Braun.«
    Er
nickte. Behutsam strich er ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. »Martin Heynel
war nicht der einzige, der für dich geschwärmt hat. Ich schätze, früher
träumte jeder zweite männliche Bewohner im Quartier heimlich vom roten Käthchen.«
    Sie
lächelte. »Bitte, passen Sie auf meinen Jungen auf.«
    »Das
werde ich«, versprach er.
    Im Hof
betrachtete Heiner nachdenklich das rußschwarze Häuschen, in dem Lotte Heynel
wohnte. Ein zweites Mal würde er sich nicht belügen lassen. Eine Stunde später
fuhr er nach Offenbach.
    »Ich
muß mit Ihnen sprechen, Herr Kommissar«, sagte Paul Heusohn. Seine Lippe war
geschwollen, sein rechtes Auge blau.
    Beck
legte die Akte weg, in der er gelesen hatte und sah den Jungen unwillig an.
»Was fällt Ihnen ein, abzuhauen, wenn ich Sie etwas frage?«
    »Bitte
verzeihen Sie.«
    »Ich
warte auf Ihre Erklärung!«
    »Ich
bin wütend geworden. Es tut mir leid.«
    »Warum
sind Sie wütend geworden?«
    Paul
senkte den Kopf und schwieg.
    »Was
sollte die Anspielung auf Ihre Mutter?«
    »Das
hat Herr Heynel nur gesagt, um mich zu kränken.«
    Beck
stand verärgert auf. »Ich will jetzt wissen, was mit Ihnen und dem
Oberwachtmeister los ist!«
    »Herr
Heynel mag mich nicht. Vielleicht denkt er, ich achte ihn nicht, wie es seiner
Stellung zukommt, weil... Wir waren früher Nachbarn.«
    »Das
ist kein Grund.«
    »Sonst
weiß ich keinen.«
    »Für
Ihre Sturheit sollte ich Sie auf der Stelle hinauswerfen.«
    »Ja.
Das ist wohl das beste. Ich gehöre nicht hierher. Es war eine Anmaßung, zu
glauben
    Beck packte
ihn bei den Schultern. »Jetzt hören Sie mal gut zu, Heusohn. Ich habe mich
nicht aus Menschenfreundlichkeit für Sie verwandt, oder weil mir Ihre
Nasenspitze so gut gefällt, sondern weil ich der Meinung bin, daß aus Ihnen ein
ordentlicher Kriminalbeamter werden könnte. Also beißen Sie gefälligst die
Zähne zusammen und tun Sie, was Heynel Ihnen befiehlt! Und wenn es zehn
Stunden lang Aktensortieren ist. Sie werden nicht den Rest Ihrer Tage mit ihm
verbringen müssen.«
    »Ja,
Herr Kommissar.«
    »Was
wollten Sie eigentlich von mir?«
    »Es hat
sich erledigt, Herr Kommissar.«
    Beck
setzte sich. »Noch ein solches Vorkommnis und ich werde ... Ach, machen Sie,
daß Sie rauskommen!«
    Paul
Heusohn schluckte. »Sie werden mich nicht melden?«
    »Wenn
Sie noch eine Sekunde länger dumm herumstehen, werde ich es ganz sicher«, sagte
er mürrisch und schlug die Akte auf.
    »Was
ist denn mit dir passiert?« fragte Heiner, als Paul Heusohn abends ins
Rapunzelgäßchen kam.
    »Ich
bin auf der Treppe gestolpert, Herr Braun.«
    Heiner
stellte ihm kopfschüttelnd Käse und Brot hin. Während der Junge aß, trafen
Laura und Victoria ein. Heiner schenkte ihnen

Weitere Kostenlose Bücher