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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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Äußerung von
Oberwachtmeister Heynel. Wenn Sie noch Fragen haben, wird er Ihnen zur
Verfügung stehen. Was den Eifer von Fräulein Rothe in dieser Sache angeht, so
bitte ich Sie zu bedenken, daß ihr Motiv weniger in der Wahrheitsfindung,
sondern mehr darin liegen könnte, persönliche Rachegefühle gegen Herrn Heynel
zu befriedigen. Im übrigen gebe ich Ihnen Gelegenheit, Ihre Schlappe
wettzumachen. Übernächsten Sonntag spricht Pernerstorfer in Offenbach. Der
Polizeipräsident erwartet professionelle Beobachtung und eine detaillierte
Berichterstattung.«
    »Wir
hätten dem Kommissar eine Chance geben sollen«, sagte Paul Heusohn in Becks
Büro.
    Laura setzte
sich an den Schreibmaschinentisch. »Sie glauben doch nicht im Ernst, daß er uns
geholfen hätte. Wegen der Vorfälle im Polizeigefängnis hat er keinen Finger
gerührt.«
    »Er war
am Samstag dort.«
    Laura
sah ihn überrascht an. »Und was wollte er?«
    Beck kam
herein. Er warf Pauls Bericht und Martin Heynes Vermerk auf seinen
Schreibtisch. »Das haben Sie hervorragend hinbekommen, Heusohn. Herrgott noch
mal! Wie dumm sind Sie, anzunehmen, Franck hätte an seinem ersten Arbeitstag
nichts Besseres zu tun, als sich Ihren Kinkerlitzchen zu widmen?«
    »Den
Tod eines Menschen nennen Sie ein Kinkerlitzchen?« sagte Laura aufgebracht.
    »Lassen
Sie, Fräulein Rothe«, beschwichtigte Paul. »Da Herrn Heynel ja die passende
Ausrede eingefallen ist, hat sich die Sache ohnehin erledigt.«
    »Wären
Sie das Ganze mit etwas Verstand angegangen, hätte Heynel keine Zeit gehabt,
sich Ausreden einfallen zu lassen!« sagte Beck. »Wenn es denn eine Ausrede war.
Warum haben Sie mir Popps Gutachten nicht vorgelegt?«
    »Paul
kann nichts dafür«, sagte Laura. »Ich habe ihm dazu geraten.«
    »Es mag
Ihr Rat gewesen sein, Fräulein Rothe«, sagte Paul leise. »Aber es war meine
Entscheidung.« Er sah Beck an. »Alles, was ich wollte, war, die Wahrheit
herauszufinden. Es lag mir fern, Ihnen Schwierigkeiten zu machen.«
    »Sie
sind im falschen Büro, Heusohn«, sagte Beck mürrisch.
    »Ich
wollte Ihnen etwas zurückgeben.« Er legte Becks Taschentuch auf den
Schreibtisch und ging. Beck starrte das Tuch an. Es war gewaschen und gebügelt.
    »Was
wollten Sie mit Herrn Franck morgen besprechen?« fragte Laura.
    »Das
hat sich wohl erübrigt«, sagte er und schlug die Zeitung auf.
    Der Tag
verging zäh und ereignislos. Laura hoffte, daß Beck ihr den Bericht an Franck
zur Abschrift hinlegen würde, aber er fertigte ihn mit der Hand und brachte ihn
persönlich weg. Sie konnte es kaum glauben, als er nach der Rückkehr versuchte,
ihr seine Sicht der Dinge zu begründen. Auf ihr Verständnis für seine Sturheit
konnte er lange warten. Insgeheim rechnete sie damit, zu Polizeirat Franck
zitiert und entlassen zu werden. Sie wußte, daß es Paul nicht besser ging, und
es tat ihr leid für ihn. Laura glaubte keine Sekunde, daß es stimmte, was
Martin gesagt hatte. Kommissar Biddling und er waren sich nicht grün gewesen.
Und da sollte sich Biddling ausgerechnet das Kuvert für seinen Abschiedsbrief
bei ihm leihen? Aber so lächerlich
    seine
Begründung sein mochte, sie war nicht zu widerlegen. Das abendliche Treffen im
Rapunzelgäßchen verlief in gedrückter Stimmung. Keiner wußte, wie es
weitergehen sollte.
    Am
nächsten Morgen verließ Beck das Büro schon zeitig für eine Ermittlung. In der
Abschriftenmappe lag kein einziges Blatt. Sollte sie etwa den Tag mit
Däumchendrehen verbringen? Laura spürte, wie ihr Kampfgeist erwachte. Sie hatten
eine Schlacht verloren, aber nicht den Krieg! Und wenn sie mit der Verbindung
zwischen Martin Heynel und Kommissar Biddling nicht weiterkam, widmete sie sich
eben der Verbindung zwischen Martin Heynel und Fritz Wennecke.
    Sie
ging in die Registratur und ließ sich das Ermittlungsverfahren heraussuchen,
das Beck gegen die Kinderhändler geführt hatte. Es waren mehrere Bände, und
was sie las, überstieg ihre kühnsten Vorstellungen. Die Möglichkeiten, ungewünschte
Kinder loszuwerden, schienen unzählbar zu sein, und doch erschöpften sich Becks
Erkenntnisse letztlich in unbewiesenen Vermutungen. Selbst in Fällen, in denen
er die vermittelten Kinder aufgefunden hatte, behaupteten die Beteiligten,
daß alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Im letzten Band der Akte hatte
Beck bündelweise einschlägige Anzeigen gesammelt. Sie waren denen ähnlich, die
Laura im Stinkturm gefunden hatte. Plötzlich hatte sie eine

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