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Hahnemanns Frau

Titel: Hahnemanns Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bauer Angeline
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auf den Kopf stellen!«
    »Nun ja, auf den Kopf stellen; das vielleicht nicht gerade. Aber wir könnten einiges leisten – wenn man uns nur endlich ließe!« Er seufzte.
    Vor mehr als drei Wochen hatte er an Guizot, den Bildungsminister, geschrieben und ihn nun bereits zum zweiten Mal um Erlaubnis gebeten, in Paris praktizieren zu dürfen, aber er hatte immer noch keine Antwort erhalten.
    »Habe Geduld, Liebster. Es dauert eben, bis der Amtsschimmel auf Trab kommt.«
    Mélanie stand auf, verließ das Zimmer, kam zurück und hielt Samuel ein Billet hin. »Mein Vater hat geschrieben. Er lädt uns in die Oper ein. Die weiße Dame wird aufgeführt, eine komische Oper von Boieldieu. Vater hat damals, vor zehn Jahren, die Uraufführung gesehen und hat sich bestens amüsiert. Er schrieb dazu liebe Grüße, und du sollst dich nicht so viel grämen und sorgen.«
    Während Samuel den Brief überflog, sang Mélanie ein paar Takte aus dem Septett im zweiten Akt: »Mir ahnt, hier liegt ein Geheimnis verborgen …« Dann hielt sie ihm beide Hände hin, zog ihn aus dem Sessel und fiel ihm lachend um den Hals. »So, Liebster, und nun gehen wir endlich schlafen!«
    Ein Lakai reichte Mélanie die Hand, um ihr aus der Kutsche zu helfen. Sie trug eine dunkelblaue Abendrobe aus feinster Seide, einen silberfarbenen Turban, der mit einer dunkelblauen Feder aufgeputzt war, und dazu blaue Seidenschuhe, passend zum Kleid angefertigt. Wie immer war sie wunderschön und zog alle Blicke auf sich.
    Mélanies Vater saß bereits in seiner Loge. Er unterhielt sich mit Madame Pyat über Meyerbeers Oper Robert le Diable , die er zusammen mit Mélanie und Samuel am 23. Juni gesehen hatte. Madame Pyat war eine ältere Dame, korpulent und für ihr Alter und Aussehen viel zu aufgeputzt. Mit spitzer Zunge und wenig Verstand zog sie über die Leute her und erfreute sich dadurch bester Unbeliebtheit.
    Als die Hahnemanns hereinkamen, reichte sie Samuel die Hand zum Kuß. »Wie schön, Sie endlich kennenzulernen! Man hat mir schon so viel über Sie erzählt.«
    »Nun, vermutlich, daß ich viel zu alt für meine schöne junge Frau sei und obendrein ein unbequemer Querulant und Starrkopf, dem mit Vernunft nicht beizukommen ist. Und Sie können ruhig glauben, was so geredet wird, Madame, die Leute haben recht.«
    Madame Pyat starrte Samuel perplex an, dann lachte sie plötzlich – ein Lachen, das schrill und gekünstelt klang. »Ach, und Humor haben Sie auch, Monsieur – charmant, vraiment très charmant!«
    Im selben Moment wurde die Vorstellung zum ersten Mal eingeklingelt. Madame Pyat stand auf, um sich zu verabschieden. »Ich habe einen Platz im Parkett«, sagte sie. Vermutlich hatte sie gehofft, der Marquis würde sie einladen, bei ihnen in der Loge zu bleiben, aber er verbeugte sich nur und wünschte ihr einen schönen Abend.
    Als die Logentür hinter ihr zugefallen war, grinste er. »Perfekt pariert, Hahnemann – das haben Sie gut gemacht!«
    Er rückte seiner Tochter einen Stuhl zurecht. Mélanie setzte sich und sah über die Brüstung ins Parkett. Langsam füllten sich die Reihen. Damen in großen Roben, der Mode entsprechend mit Federn aufgeputzt, und Herren im Frack kamen herein. Unter ihnen erkannte sie auch den Romancier Eugène Sue und den Porträtisten Amaury Duval.
    Man nahm Platz, redete und hielt sich Operngläser vor die Augen, um besser sehen zu können, wer sich in den Rängen aufhielt. Die Musiker besetzten nach und nach den Orchestergraben und stimmten ihre Instrumente. Das Surren der Geigen, das Pfeifen der Flöten und das Murmeln der Zuschauer vermischten sich zu einem einzigen schnarrenden Klang.
    Gerade wollte Mélanie sich wieder zurücklehnen, als sie in der Loge gegenüber Pierre Doyen erkannte. Auch er hatte sie gesehen. Er verbeugte sich knapp, seine Gesichtszüge wirkten wie versteinert.
    Samuel folgte dem Blick seiner Frau und entdeckte den ungewöhnlich gutaussehenden Mann, der zu ihnen herüberstarrte, nun ebenfalls.
    »Wer ist das?«
    »Sein Name ist Dr. Pierre Doyen. Er war einmal mein Arzt.«
    »Ach.« Samuel nahm ihre Hand und drückte sie. »Der Doktor mit den Blutegeln?«
    »Ja, der.«
    »Und hast du nicht auch erzählt, er wollte dich heiraten?«
    Mélanie lachte. »Mein Lieber, warum bist du eifersüchtig? Hätte ich diesen nichtssagenden, eiskalten Schönling gewollt, hätte ich ihn haben können!«
    Obwohl sie sich gerne frisch gemacht hätte, blieb sie während der Pause in der Loge. Sie hatte keine Lust,

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