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Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Titel: Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Rademacher
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geschrieben, dass die Bewohner des Dorfes die Todesstrafe für den Vater gefordert haben. Nach islamischem Recht kann aber nur der Vater eines Mordopfers die Todesstrafe fordern.“
    „ Was für eine praktische Gesetzeslücke.“
    „ Wahrscheinlich von jemandem ausgedacht, der seine Kinder nicht leiden konnte. Der Tenor des Volksmunds war jedenfalls eindeutig: Leute köpfen, so was machen nur irre Moslems.“
    „ Genauso gut könnte man sagen, der Täter ist Franzose.“
    „ Ja, das sähe den Froschfressern ähnlich. Allerdings war in dem Raum kein Platz für eine Guillotine.“
    Christiane lachte schäbig. „Jetzt streng doch mal deine Phantasie an! Jeder Idiot, das heißt sogar ein Franzose, kann jemanden betäuben, ihn zu sich in den Keller schaffen, wo er eine Guillotine aufgebaut hat, den Mann köpfen und den ganzen Schamott vom Schafott wieder in die Wohnung schleppen, zusammen mit einem Eimer Blut.“
    „ Du könntest glatt Karriere machen bei den Wichsblättern.“
    „ Nein, dann werde ich wahrscheinlich als Kakerlake oder so wiedergeboren. Und als Nackt-Girl wollen die mich nicht.“
    Lisa erinnerte sich seufzend an ihren Job. „Also mal so gefragt: Ist das Köpfen im Islam tatsächlich üblich?“
    „ Ob islamische Väter ihre Töchter öfter mal köpfen, meinst du? Nein, das ist nicht üblich.“
    „ So meine ich das nicht, verflucht!“
    „ Ich weiß, ich weiß. Also im Ernst, ich weiß es nicht. Islam-Expertin bin ich nun auch wieder nicht. Aber das spielt eh keine Rolle. Leily Nielsen ist damals psychiatrisch untersucht worden. Sie hatte ein Trauma, aber von Rachegelüsten keine Rede.“
    „ Und ihr Mann?“
    „ Der wurde auch untersucht. Stand total neben sich, aber war dasselbe: Schock, Verzweiflung, jedoch keine Gewaltbereitschaft. Der Mann schien mir auch unheimlich sanft.“
    Den Eindruck hatte Lisa auch gehabt. Trotzdem war das natürlich ein Punkt. Es war sehr schwierig, ein Motiv für den Mord an Krumm zu finden, ohne die Nielsens war es praktisch unmöglich. Wenn sich nicht bald etwas ergab, mussten sie und Fabian sich wohl damit abfinden, dass es kein Motiv gab . Dass einfach ein Psychopath sein Opfer willkürlich ausgesucht hatte. Und dass er vermutlich wieder zuschlagen würde. Noch war es zu früh, einen dieser neuen Profiler vom BKA heranzuziehen. Und die würden garantiert als erstes auf die ungewöhnliche Art des Mordes abzielen: Wer oder welche Gruppe von Menschen ist dafür aktenkundig, andere Leute zu köpfen? Na klar: Islamische Fundamentalisten! Mit dem Strom, der durch das Wasser auf die Mühlen der Rechtsextremen bei so etwas erzeugt würde, würde man ganz Berlin beleuchten können.
    „ Genug über meine Scheiße“, sprach Lisa lakonisch, „reden wir über deine Scheiße.“
    Christiane schnaubte. „Du hängst echt zu viel mit Männern rum in eurem Dezernat. Diese Redeweise ist nicht eben ladylike.“
    „ Wieso? Die hab ich von meiner Mutter. Aber im Ernst: Wie läuft’s bei dir?“
    Christiane wies auf einen Aktenberg auf einem Rollwagen neben ihrem Schreibtisch. „Noch Fragen?“
    „ Dein Geschäft ist nicht von der Rezession bedroht, was?“
    „ Oh nein, Vergewaltigung und sexuelle Belästigung hat immer noch Wachstum. Allerdings ohne Aussicht auf den Salami-Crash.“
    „ Stimmt das mit dem Serientäter?“
    „ Ja, das sind jetzt schon zwölf junge Mädchen, dazu eine Siebzehnjährige und eine Vierundzwanzigjährige. Derselbe Täter, dasselbe Muster – aber keine heiße Spur. Ist ungewöhnlich, wenn ein Kinderschänder sich auch an erwachsenen Frauen vergreift, kommt aber vor. Wie dieser junge Typ, der erst in Köln bei einer Erwachsenen auffällig geworden ist und dann in München das Kind auf der Schultoilette missbraucht und fast umgebracht hat. Ich war nicht mit dem Fall befasst, sonst wäre das wahrscheinlich nicht passiert.“
    „ Wieso?“
    „ Weil mein lieber Kölner Kollege es nicht für nötig hielt, die Gen-Daten von dem Kerl in die Bundesdatenbank einzugeben, wie es eigentlich Vorschrift wäre. War ihm wohl zu viel Arbeit.“
    „ Schnappt ihr wenigstens ab und zu einen?“
    „ Wir schnappen die laufend. Heute wieder einen Typen, der Kindern im Schwimmbad sein Trockenobst gezeigt hat.“
    „ Wie viel kriegt der dafür?“
    Christiane knurrte. „Gar nichts. Der wurde nicht einmal dem Haftrichter vorgeführt. Die Staatsanwaltschaft meint, eine Belästigung könne nicht nachgewiesen werden. Die zwei heulenden Mädchen zählen da

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