Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro

Vom Netzwerk:

kann ich allerdings nicht sagen.«
    Dass Gibb darauf verzichtet hatte, seine Beziehung zu Warmuth zu erwähnen, war interessant, aber nicht notwendigerweise belastend. »Was ist mit Santiago? Hatte Gibb zu Santiago auch eine besondere Beziehung?«
    »Das bezweifle ich. Santiago hatte keinerlei Beziehungen dieser Art.«
    »War sie eine Einzelgängerin?«
    »Ich würde eher sagen, eine Misanthropin. Sie hat andere Leute mit größter Selbstverständlichkeit verprellt.«
    »Mr. Lastogne sagte mir, sie hätte nicht aufhören können, sich darüber auszulassen, wie sehr sie die Konföderation verabscheut.«
    Die Porrinyards musterten mich mit gerunzelter Stirn. »Wird das hier eine politische Hexenjagd, Counselor?«
    »Nein. Soweit es mich betrifft, können die Leute über das Corps und die Konföderation schimpfen, wie sie wollen. An guten Tagen würde ich glatt mitmachen. Aber ihr Verhalten wurde mir als Obsession geschildert. Ich möchte wissen, wie sie sich geäußert hat.«
    Sie entspannten sich. »Sie war keine Revolutionärin, die am liebsten alle an die Wand gestellt hätte, falls Sie das meinen. Aber sie hegte einen aufrichtigen Groll. Sie hat immer gesagt, die Konföderation wäre keinen Pfifferling wert, hätte alle Macht an sich gerissen und jegliche Machtstruktur ausgelöscht, die hätte verhindern können, dass sich Welten wie die ihre in derartige Höllenlöcher verwandeln. Sie wollte eine große Regierung oder zumindest eine allgemeingültige Gesetzgebung für alle. Vor allem wollte sie die Abschaffung der Schuldensklaverei - nicht nur hinsichtlich dieser entsetzlichen Form, unter der sie groß geworden ist, sondern auch bei Verträgen wie denen, die wir im Corps haben. Nichts von all dem war neu, Sie verstehen? Kratzen Sie an einem beliebigen Dienstverpflichteten, und Sie werden jemanden finden, der genauso denkt.«
    »Einverstanden. Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass sie eine besonders unbeliebte Person war.«
    »Christina war im Hinblick auf Politik vielleicht verbitterter als die meisten von uns. Aber das war nicht ihr wahres Problem.«
    »Was dann?«
    »Sie war nicht gern unter Leuten, und sie hatte keine Hemmungen, das zu zeigen.«
    Was mein Gefühl der Verwandtschaft mit ihr nur noch verstärkte. »Ist sie überhaupt mit irgendjemandem ausgekommen?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Sie hat alle Leute gleichermaßen vor den Kopf gestoßen.«
    »Sie hat viel Zeit mit Cif Negelein verbracht«, meldete sich Lastogne zu Wort.
    Die Porrinyards schienen ehrlich überrascht zu sein. »Negelein? Tatsächlich?«
    »Wer ist Negelein?«, wollte ich wissen.
    Lastognes Miene war nicht geeignet, unsterbliche Zuneigung zu vermitteln. »Sie werden ihn später kennenlernen.«
    Aha. »Wie würden Sie die Beziehung der beiden beschreiben?«
    »Dazu kann ich nichts sagen«, entgegnete Lastogne. »Wann immer zwei Leute anfangen, ihre Zeit zusammen zu verbringen, betrachte ich das als persönliches Geschenk. Denn es erspart mir Ärger.«
    »Was haben Sie gegen Negelein?«
    »Er ist eine hochtrabende Rotznase.«
    Ich widmete mich wieder den Porrinyards. »Was hat Santiago getan, wenn sie nicht im Dienst war oder ihre Zeit mit diesem Negelein verbracht hat? Hat sie sich in ihre Hängematte zurückgezogen und sich in antisozialem Trübsinn ergangen?«
    »So etwas in der Art«, sagten sie. »Manchmal ist sie auf eigene Faust losgezogen. Manchmal hat sie tiefere Regionen aufgesucht, weil sie versuchen wollte, die Drachen zu erforschen. Allerdings ist sie ihnen nie nahe genug gekommen, um irgendetwas vorzuweisen. Ein paar Mal hat sie die viele freie Zeit, die ihr zur Verfügung stand, genutzt und ist in den Hangar zurückgekehrt, um sich zu entspannen. Das ist nichts Besonderes; wir alle nehmen uns eine solche Auszeit, wenn wir die Gelegenheit haben. Auf jeden Fall konnte sie mit anderen Leuten weniger anfangen als alle anderen, die ich je kennengelernt habe.«
    »Sie selbst eingeschlossen?«
    »Mich selbst absolut eingeschlossen«, sagten die Porrinyards. »Ich bin kein Misanthrop.«
    Was exakt das Gegenteil von dem war, was Lastogne mir über sie gesagt hatte. Falls sie, Plural, das richtige Wort war. Ich war da keineswegs sicher. Je länger ich mich mit diesen Porrinyards befasste, desto mehr Probleme würde ich vermutlich mit dem Pronomen bekommen.
    Der Gleiter nahm eine Kurskorrektur vor und hielt auf ein Portal zu, das in die Stationszentrale führte; die kontrollierte lokale Gravitation verhinderte, dass ich einer