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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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weiß, du bist bisher sehr geduldig gewesen. Wenn es nach dir gegangen wäre, wären wir sofort wieder aufgebrochen. Aber zu bleiben war die richtige Entscheidung. Wir müssen auf die Vampire warten. Du musst mir, was das angeht, einfach vertrauen.
    Wer von uns beiden wann und wie oft die Kontrolle übernähme, war ein Feld, das wir letztlich noch nicht in Gänze abgesteckt hatten. Das führte gelegentlich zu Unsicherheiten zwischen uns. Nach unserem ersten echten Kampf um die Oberherrschaft hatte ich in meinem Denken und Fühlen eine Barriere hochgezogen, die immer noch hielt. Aber ich hatte schnell herausgefunden, dass ich meiner Wölfin die Kontrolle überlassen konnte, wenn es nötig wurde. War die Krise abgewendet, befand sie sich brav wieder auf ihrer Seite der Barriere. Der Prophezeiung wegen schwitzte ich momentan dennoch Blut und Wasser. Um das durchzustehen, mussten wir funktionieren wie ein gut eingespieltes Team. Wir mussten lernen, Macht, Stärke und Wissen zu teilen. Ohnemeine Wölfin würde ich diese verfluchte Geschichte sicher nicht überleben, und sie hatte ebenfalls keine Chance ohne mich. Wir mussten uns irgendwo in der Mitte treffen; das wäre der nächste, ganz natürliche Schritt. Dennoch war ich im Augenblick noch nicht in der Lage, mit ihr zu verschmelzen. Sie hatte immer noch viel darüber zu lernen, wie Menschen Entscheidungen trafen. In der Welt der Sterblichen konnte nur ich allein der Boss sein. Sie allerdings war hier und jetzt nicht bereit, das zu akzeptieren. Wenn ich ihr von einer Sekunde zur nächsten die Kontrolle überließe, sprängen wir mit einem Satz aus dem nächsten Fenster, mit nichts als Rourke auf dem Radar.
    Ein kurzes, herbes Auflachen durchbrach die Stille am Ende des Flurs. So tief ich auch in Gedanken versunken war, das Lachen brachte mich rasch in die Wirklichkeit zurück.
    Es kam aus meiner Wohnung. Das Lachen einer Frau.
    Es hatte einen sehr charakteristischen, unverkennbaren Klang. Tja, so viel zu meinen Bemühungen, unbemerkt in meine Wohnung zu gelangen. Meine Wölfin jaulte verärgert.
    Schicksalsergeben tat ich den letzten Schritt auf meine Tür zu und stieß sie auf.
    » Hola , Chica!«, jubilierte Juanita, als ich eintrat. Sie winkte mir aus meiner offenen Küche heraus zu. »Schau, was ich bringen Sie! Ich Ihnen geholt Abendessen. Ihre Bruder Tyler   …«, sie wedelte mit der Hand in seine Richtung; auf einem offenkundig geborgten Stuhl lümmelte er sich ihr gegenüber an meiner Frühstückstheke, »mich gelassen rein. Er sagen, Sie bald fort. Großmutter wieder krank, ja?« Das war die Ausrede, die wir benutzt hatten, um das letzte Mal mein plötzliches Verschwinden zu erklären.
    Ich wechselte einen Blick mit meinem Zwillingsbruder. Er wirkte amüsiert und schaufelte einen großen Löffel von Juanitas köstlich aussehendem und duftendem Mitbringsel in sich hinein. Ich gab mir redlich Mühe, nicht ungeduldig oder genervt zu klingen. »Ja. Leider hat sie sich die nächste Krankheit eingefangen. Heute Morgen kam der Anruf, und wir werden wohl noch einmal los müssen, damit wir uns um   … um Oma kümmern können.« Ich schloss die Tür hinter mir und ging durch die immer noch leere Wohnung auf die beiden zu. Im Wohnzimmer gab es kein einziges Möbelstück mehr, seit meine Wölfin die Möblierung während unserer ersten Wandlung komplett auseinandergenommen hatte. »Juanita, Sie hätten wirklich nicht schon wieder für uns kochen sollen! Das ist unglaublich nett von Ihnen, aber wir möchten Ihnen nicht zur Last fallen.« Während wir fort gewesen waren, hatte es ihr Spaß gemacht, Danny zu verköstigen. Wenn daraus jetzt so etwas wie ein Dauerzustand werden sollte, steckte ich echt in Schwierigkeiten. Regelmäßig bei mir hereinzuschneien, war Juanitas Gesundheit sicher alles andere als zuträglich.
    Für die obligatorische Begrüßungsumarmung klapperte sie auf ihren hohen Absätzen aus der Küche und auf mich zu. Ich erwiderte die Umarmung. Was hätte ich auch sonst tun sollen? Mir schossen Tränen in die Augen, als mir ihr blumiges Parfüm, aufdringlich wie es war, in die Nase stach. Aber unter dem Potpourri aus künstlichen Düften erhaschte ich auch eine Nuance ihres eigenen Geruchs und musste unwillkürlich lächeln. Eukalyptus und Limone standen ihr gut. Es war ein schickes Bukett, auf kompakte eins zweiundfünfzig zusammengepackt.
    Ehe ich mich ihr entziehen konnte, drückte sie mir einen dicken Kuss auf die Wange. Aus dem Augenwinkel sah ich

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