Hale 1 Piraten der Liebe
verheirateten Ladys mit ihren Ehemänne rn zusammen speisten, aber ihr letzter Blick auf Jon hatte Cathy eines anderen belehrt. Sein dunkler Kopf beugte sich gerade intim über dieses verlotterte Weibsbild. Cathy sah danach keine Veranlassung, noch auf ihn zu warten. Also lachte und flirtete sie mit Paul, als gebe es nichts auf der Welt, um das sie sich Sorgen machen müßte. Keiner hätte auch nur vermutet, daß sie Kopfschmerzen hatte und ihr das Essen schmeckte, als sei es Sägemehl. Schließlich erblickte sie am anderen Ende des Raumes Jon - und seine Partnerin. Es war dieselbe Frau wie zuvor, und sie sah Jon mit einer Gier an, die Cathy vollkommen krank machte. Wütend schüttete sie ein neues Glas Champagner-Punsch hinunter und schenkte dem amüsierten Paul ein verwirrtes Lächeln, als sie von ihm in den Ballsaal zurückgeführt wurde.
Paul tanzte noch zweimal mit ihr, und jedesmal wurde er ein wenig forscher. Seine Hände liebkosten unauffällig ihre Taille, und Cathy lächelte ihn freizügig und ermutigend an, statt ihn von sich wegzustoßen. Diese Nacht verlief ganz und gar anders, als sie es geplant hatte, aber sie hatte nicht vor, ihre traurige und verzweifelte Situation sichtbar werden zu lassen. Wenn Jon sich nicht um sie kümmerte - warum sollte sie sich dann noch um ihn kümmern! Als Paul sie in Richtung Veranda geleitete, hatte sie keine Einwände.
Die kühle Nachtluft brachte sie wieder zu Sinnen. Während Paul sie über die Veranda führte, versuchte sie, sich ihm zu entziehen. Sie wollte gerade ihren Mund öffnen, um ihm zu sagen, daß sie wieder ins Haus wollte, als sie einen langen Schatten hinter ihm auftauchen sah. Jons Hand legte sich mit unhöflicher Gewalt auf Pauls Schulter, und seine Stimme klang wie kalter Stahl.
»Entschuldigen Sie mich, Harrison, aber ich würde diesen Tanz gerne mit meiner Frau beenden.« Diese Worte waren vollkommen ruhig gesagt, aber Paul ließ
Cathy los, als habe er sich plötzlich an ihr verbrannt. Zu seiner Verteidigung mußte gesagt werden, daß er bis zu diesem Moment vollkommen vergessen hatte, daß seine Angebetete verheiratet war. Nun, da er mit Jons beeindruckender Stärke konfrontiert war, zog er sich eher hastig als würdevoll zurück.
Cathy sah Jon ärgerlich an und reckte ihr Kinn, so als würde sie ihn für das, was er gerade getan hatte, tadeln. Innerlich war sie von ihrem Verhalten gar nicht so überzeugt. Er war schon einmal wütend genug gewesen, um sie zu töten - damals mit Harry -, und diesmal hatte sie freizügig die Aufmerksamkeit einem anderen Mann geschenkt. Außerdem war sie jetzt Jons Frau. Aber in diesem Moment war es ihr ziemlich egal, was er mit ihr machte. Wenn er sich in den unverschämten Annäherungsversuchen dieser Frau sonnen konnte, dann hatte sie ja wohl das Recht auf ein harmloses Vergnügen ihrerseits! Zu Ihrem Erstaunen hatte seine Stimme nichts von der rasenden Wut, mit der sie gerechnet hatte. Statt dessen war er eiskalt und kontrolliert.
»Ich schlage vor, wir gehen in den Ballsaal zurück und beenden diesen Tanz. Dein Betragen heute nacht hat bereits genügend Gerede verursacht. Ich denke nicht, daß wir dem noch mehr Nahrung geben sollten.«
Er ergriff mit seinen langen, starken Fingern sehr fest ihren Unterarm. Cathy versuchte die Dunkelheit zu durchdringen und in seinem Gesichtsausdruck zu lesen. Es war unmöglich.
»Und was ist mit deinem Betragen?« rief Cathy ärgerlich und versuchte ihren Arm aus seinem Griff zu entziehen. Sie wollte sich um nichts in der Welt einschüchtern lassen! Wenn ihr Verhalten auch nicht einwandfrei gewe sen war, seines war mindestens genauso schlimm gewesen!
»Eifersüchtig, Weib?« Cathy konnte das kurze Glitzern seiner weißen Zähne sehen, als er traurig lächelte. »Du hast keinen Grund dafür. Ich ließ die liebenswürdige Annabella fallen - zu deinem Vorzug. Du siehst, heute nacht habe ich beschlossen, dir das zu geben, was du dir gewünscht hast.«
Er zog sie rücksichtslos in den Ballsaal, während er sprach. Als das Licht auf sein Gesicht fiel, zog Cathy scharf den Atem ein. Er trug die Maske des Gentlemans, und nur jemand, der ihn so gut kannte wie sie, konnte die Wut in seinen Augen erkennen.
»Lächle, Weib«, sagte Jon beinahe galant und führte sie schwungvoll durch die großen Flügeltüren zum Tanz. »Wir wollen doch nicht, daß die Leute denken, wir streiten uns, nicht wahr?«
Cathy sah sich um und erblickte die vielen neugierigen Augen, die auf ihnen ruhten.
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