Hale 1 Piraten der Liebe
protestierte Cathy zitternd. »Du hast doch nicht allen Ernstes vor, gegen so viele Schiffe zu kämpfen. Sie machen dich fertig, wenn du es versuchst.«
»Seit wann bist du ein Militär-Experte, meine Liebste?« Er versuchte, seiner Stimme einen lustigen Klang zu ver-leihen. »Du machst einfach das, was ich dir sage, und alles wird gut werden.«
»Behandle mich nicht wie ein dummes Kind, Jonathan Hale!« Cathy starrte ihn an. »Wenn du wirklich glauben würdest, daß alles gut wird, hättest du die >Margarita< nicht da draußen abgestellt, um mich im Notfall von hier wegzubringen. Gar nicht zu reden davon, daß du durch ein Korallenriff hergeschwommen bist! Ich gehe nicht weg, hörst du? Ich bleibe bei dir!«
»Sei doch nicht kindisch, Cathy«, sagte er gelangweilt. »Das Beste, was du tun kannst, ist, aus dem Weg zu bleiben. Glaubst du, daß ich kämpfen kann, wenn ich mir ununterbrochen Sorgen darum machen muß, wo du gerade bist und was dir passieren könnte? Wir haben jetzt keine Zeit, um zu streiten. Geh mit Petersham, und ich komme nach, sobald ich kann.«
»Er hat recht, Miß. Sie würden nur im Weg stehen«, meldete sich Petersham ruhig. Cathy ignorierte ihn und suchte Jons Augen. Plötzlich lächelte er warm.
»Was ist?« fragte er.
»Also gut.« Sie gab sich geschlagen. »Aber sei vorsichtig, hörst du? Mir zuliebe.«
Diese Worte hatten jetzt eine besondere Bedeutung, auch wenn er es nicht wußte. Er mußte auch wegen des Babys vorsichtig sein.
»Dir zuliebe«, antwortete Jon und schob sie dann sanft zum Schlafzimmer. »Hol dir deinen wärmsten Mantel. Du wirst ihn vielleicht brauchen. Es wird jetzt nachts auf dem Wasser kalt.«
Cathy tat, was er gesagt hatte. Er mußte wie immer seinen Kopf durchsetzen. Als sie mit dem Mantel über dem Arm in das Zimmer zurückkam, hörte sie Jon sagen: »Sorge dafür, daß sie zurück zu ihrem Vater kommt.«
»Kapitän, da ist etwas, das Sie wissen müssen...«, be-gann Petersham und brach dann wieder ab, als er Cathy in der Tür stehen sah. Ihre Augen wurden groß, als ihr die volle Bedeutung von Jons Worten klar wurde.
Jon drehte sich langsam zu ihr um und versuchte schnell, den traurigen Ausdruck auf seinem Gesicht zu verstecken. Cathy hatte Tränen in den Augen, als sie auf ihn zulief, um ihm die Arme um den Nacken zu schlingen.
>'Jon, du mußt mit uns kommen«, flüsterte sie eindringlich in sein Ohr. »Ich werde ein Kind von dir bekommen. Du mußt mit uns gehen!«
Einen Moment lang herrschte angespannte Stille. Jons langer Körper versteifte sich in ihren Armen, als ob er einen Schlag bekommen hätte. Petersham drehte sich diskret weg.
»O mein Gott, nein«, murmelte Jon schließlich mit erstickter Stimme. »Bist du sicher?«
Cathy fuhr zurück und sah ihn an. In seinen Augen stand Schrecken.
»Es tut dir leid, nicht wahr?« schrie sie außer sich. »Du wolltest gar nicht so etwas Dauerhaftes wie ein Kind, stimmt's? Nun, daran hättest du denken können, bevor du mich vergewaltigt hast!«
»O Cathy, nein! Es ist natürlich nicht so, daß ich es nicht will! Ich...«
Das unverkennbare Donnern einer Kanone unterbrach ihn.
»Jesus Christus, es ist jetzt keine Zeit, um darüber zu reden! Petersham, kümmere dich um sie!«
Mit einem enttäuschten Stöhnen gab Jon ihr noch einen rauhen, leidenschaftlichen Kuß und übergab sie dann Petershams Obhut. Innerhalb weniger Sekunden War er verschwunden, und Petersham zog Cathy durch die Fenstertüren hinaus in den Garten. Auf ihrem Weg über die kleine Insel konnten sie das ständige Donnern der Kanonen hören. Immer mehr Rauchsäulen erhoben sich in den Himmel. Ein heißer, verbrannter Geruch füllte die Luft.
Das Feuer und die Zerstörung bildeten einen unfaßbaren Gegensatz zu der reichen Schönheit der Landschaft, durch die sie hindurcheilten. Nach einem zwanzigminütigen Marsch erreichten sie das Meer. Petersham schob Cathy in den Schatten einer Ansammlung von kleinen Palmen, und sie ließ sich auf den weichen Boden sinken. Sie umschlang ihre Knie mit den Armen und lehnte mit dem Rücken an einem der Bäume. Petersham sah sie betroffen an.
»Er will das Baby nicht, Petersham«, sagte sie schließlich. Petersham ließ sich neben ihr nieder und ergriff ihre kleine, kühle Hand, um sie zart zu streicheln.
»Miß Cathy, der Kapitän war außer sich. Wenn das hier vorüber ist, wird es ganz anders sein. Sie werden sehen.«
Cathy sah ihn mit blinden Augen an. »Wenn das hier alles vorüber ist... wenn Jon
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