Hale 1 Piraten der Liebe
hinunter und führten ihn ab. Er war immer noch gefesselt und trug diese Binde vor den Augen. Cathy wandte sich ängstlich an Sir Thomas.
»Wo bringen sie ihn hin? «
»Sie sperren ihn ein, bis ich nach ihm schicken lasse. Er wird in vollkommener Sicherheit sein. « Cathy schauderte, als sie den bitteren Hohn in der Stimme ihres Vaters hörte.
»Papa, ich kann das erklären... « sagte sie unsicher, um den Schmerz in seinen Augen zu lindern. Er machte eine Grimasse und ergriff ihren Arm.
»Da bin ich sicher, Töchterchen, aber ich denke, das machen wir besser, wenn wir allein sind. Wir haben hier ein ziemlich großes Publikum. «
Er warf einen vernichtenden Blick auf die grinsenden Männer, die den Wortwechsel zwischen ihm und seiner Tochter mit schamloser Neugier verfolgt hatten. Cathy sah all die gierigen Blicke, und ihr wurde plötzlich bewußt, daß sie sich durch ihre eigenen Worte als Hure gebrandmarkt hatte. Eine unverheiratete Frau mit einem Kind war, egal unter welchen Umständen, nichts anderes nach den moralischen Vorstellungen jener Zeit. Sie hielt ihren Kopf hoch erhoben, während sie mit ihrem Vater zu der Treppe ging, die nach unten führte, konnte aber nicht verhindern, daß ihr eine zarte Röte ins Gesicht stieg. Hinter ihr nahmen die Hinrichtungen ihren Lauf. Sie zuckte zusammen, als sie den rauhen Ruf hörte, der über das Deck schallte. Er wurde von dem gräßlichen Klang niedersausender Beile und brechender Knochen gefolgt. Cathy schauderte, und ihre Hand griff intuitiv fester um den Arm ihres Vaters. Sie war voll und ganz von dem überzeugt, was sie getan hatte, auch wenn sie damit ihren Ruf ruiniert hatte. Es war besser, daß man auf sie spuckte, als daß Jon sein Leben verlor. Aber die Schmach traf nicht allein sie. Da war ihr Vater...
»Papa... «, fing sie mit leiser Stimme an.
»Still«, bat er sanft und schob sie vor sich die Treppe hinunter. »Du kannst mir davon erzählen, wenn wir in meiner Kabine sind. «
Sir Thomas war ein extrem reicher und mächtiger Mann, und man hatte ihm die beste Kabine auf dem Schiff gegeben. Als er Cathy hineinbat, war sie über den Luxus ein wenig entgeistert. Verglichen mit Jons sauberer, aber spartanischer Einrichtung auf der >Margarita< war diese Kabine wundervoll und beinahe erschreckend luxuriös. Sie stellte sich vor, wie Jon wohl auf solchen Pomp reagieren würde. Sie wußte, daß er angesichts der Plüschteppiche und der Samtvorhänge, der feinen Möbel und der Kristallüster schnauben würde, wie er es einst wegen ihrer teuren Kleider getan hatte. Cathy sah den geschmückten Raum mit seinen Augen und fühlte sich ein wenig unwohl.
»Nun Kind, möchte ich, daß du mir alles, was passiert erzählst«, befahl ihr Vater mit ernsten Augen. Er geleitete sie zu einem Stuhl und setzte sich ihr gegenüber nieder.
Cathy holte tief Luft und folgte seiner Anweisung, so gut sie konnte. Nur die intimsten Teile ihrer Beziehung mit Jon ließ sie heraus. Sie betonte, daß Jon gut zu ihr gewesen sei, daß er darauf geachtet hatte, sie angemessen zu ernähren und zu beherbergen und sie vor allen Gefahren geschützt hatte. Sie beschrieb, wie er sein Leben in Cadiz riskiert hatte, um ihres zu retten. Sie war sich nicht darüber bewußt, wie liebevoll ihre Augen bei dieser Erzählung glühten. Sir Thomas bemerkte es allerdings genau. Er erfuhr auch von Jons schrecklicher Verwundung und davon, wie sie ihn gesundgepflegt hatte. Die Augen ihres Vaters blickten sie immer aufmerksamer an. Cathy bemerkte plötzlich seinen wachsenden Ärger und brach ab. Er war lange Zeit still und starrte die gegenüberliegende Wand an. Schließlich wurde Cathy unruhig, und er sah sie an.
»Bist du sicher - daß du schwanger bist, meine ich?« fragte Sir Thomas und achtete darauf, daß seine Stimme neutral klang.
Cathy fühlte, wie die lästige Röte wieder in ihre Wangen stieg. In ihrer gegenwärtigen Situation mußte sie eine unangenehme Verpflichtung für ihren Vater sein, der doch früher immer so stolz auf sie gewesen war. Sir Thomas Aldleys Tochter mit einem Kind von einem Piraten ... Cathy konnte das giftige Gerede der Leute förmlich hören. Es würde ihren Vater genau wie sie selbst zerstören.
»Ja, Papa, ich bin sicher«, brachte sie noch hervor, war aber nicht fähig, ihm in die Augen zu sehen.
Sir Thomas sah ihre Scham, und sein Herz war sofort mit beschützender Liebe für seine Tochter erfüllt. Sie war immer noch seine Tochter, egal was passiert war, und alles, was
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