Hale 2 Freibeuter des Herzens
und Angst. Jon, der sie so zärtlich es ging festhielt, spürte, wie ihm die Tränen über die Wangen rollten. O Gott, er liebte sie so sehr - vor diesem Wissen konnte er sich nicht länger verschließen. Und sie starb vor seinen Augen...
»Heiß - ist so heiß«, hauchte Cathy, und ihre blauen Augen öffneten sich, blickten ihn an und schienen ihn sogar zu sehen. Zärtlich schob Jon eine Locke aus ihrer Stirn und kühlte ihre Stirn mit einem feuchten Tuch.
»Ich weiß, Liebling«, flüsterte er tröstend. Neben ihm regte sich Virginia und jammerte. Jon registrierte das Weinen des Babys kaum; all seine Aufmerksamkeit galt Cathy.
»Cray«, flüsterte sie, und ihr Kopf drehte sich hin und her, während sie nach dem Ursprung des Jammerns suchte. »Cray«, sagte sie erneut und streckte die Arme in Richtung des weinenden Kindes aus. Ihre Arme waren jedoch zu schwach und fielen kraftlos herunter. Schließlich nahm Jon das Kind und legte es ihr auf den Bauch. Ihre Hand hob sich und streichelte den Rücken des Kindes. Sofort war Virginia still. Cathys Augen schlossen sich, und sie schien zu lächeln. Ihre Hände fielen wieder zurück.
»Cathy«, stöhnte Jon, und der Schmerz zerriß seine Brust, als er fühlte, daß sie an der Schwelle des Todes stand. »Cathy, Liebling, verlaß mich nicht! Ich brauche dich, Cathy. Cray braucht dich. Das Baby braucht dich. Bitte, bleib bei uns Cathy. Ich liebe dich! «
Sie hörte seine Worte nicht und schien kaum noch zu atmen. Jon beugte sich über ihren reglosen Körper, und Tränen tropften in ihr bleiches Gesicht.
»Bitte, Herr«, betete er immer wieder. »Laß sie am Leben. Bitte! «
Er konnte die Glut spüren, die ihr Körper abstrahlte, eine Glut, die sie zu verzehren drohte. Wenn er doch nur das Fieber etwas würde senken können... Er hob den Kopf, überlegte verzweifelt, während kühle Gischt vom Wind in sein Gesicht getragen wurde.
Das Meer! Es hatte sie fast umgebracht, vielleicht war es jetzt die Rettung! Im nächsten Augenblick erhob er sich bereits, wickelte Cathy aus der Decke und zog ihr den dünnen Unterrock aus. Er würde sie, wie sie war, ins Wasser tauchen!
Ohne sich seiner Hose zu entledigen, nahm er Cathy hoch und ließ sich mit ihr vorsichtig ins Wasser sinken. Dort legte er sich auf den Rücken, zog sie zu sich hoch, daß ihr Kopf auf seiner Brust ruhte, und trat Wasser. Er blieb dicht am Boot und bewegte sich nur soviel, daß sie nicht untergingen.
Der Morgen graute bereits, als er erst sie ins Boot hob und dann hinterherkletterte. Er zitterte vor Kälte, schenkte dem jedoch keine weitere Beachtung. Statt dessen kniete er sich neben Cathys nackten Körper und strich mit der Hand über ihre Haut, erst zaghaft, dann hoffnungsvoll. Sie war im Wasser so ruhig gewesen, daß er schon geglaubt hatte, der Schock hätte sie getötet. Aber jetzt sah er, daß sie atmete. Ihre Brust hob und senkte sich in gleichmäßigem Rhythmus. Und ihre Haut fühlte sich kühl an... Großer Gott, vielleicht hatte er es geschafft! Vielleicht würde sie doch weiterleben! Bei diesem Gedanken wollte er lachen, singen, tanzen vor Erleichterung. Aber noch war die Gefahr nicht gebannt, und er mußte sie abtrocknen und in die Decke einwickeln, sonst bekam sie womöglich noch eine Lungenentzündung. Mit ihrem Unterrock rieb er sie trocken und wickelte ihn wie einen Turban um ihr nasses Haar. Dann wickelte er sie und das Baby in die Decke ein und nahm sie in seine Arme. Sie seufzte, lehnte sich an ihn, und Jons Arme schlossen sich schützend um ihren Körper. Sie schien zu schlafen...
Jon küßte sie zärtlich auf die Stirn, die sich kühl anfühlte. »Danke, Herr«, murmelte er. Dann schloß er die Augen und schlief ebenfalls ein.
Virginias Weinen weckte ihn. Es war heller Tag, aber der Himmel war bedeckt. Es wird bald regnen, dachte Jon, aber zumindest würden die Wolken die gleißende Sonne von Cathy fernhalten. Sie lag noch immer regungslos in seinen Armen, aber ihre blasse Haut fühlte sich kühl an, und ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig. Sie schlief tief und fest. Sie brauchte den Schlaf. Er würde sie jetzt nicht wecken, nicht einmal für Virginia. Das Kind würde sich mit ihm begnügen müssen, bis seine Mutter aufwachte.
Nachdem er es Cathy auf dem Boden des Bootes bequem gemacht hatte, wandte er sich Virginia zu, deren Wimmern von einem Schluckauf abgelöst worden war. Er legte sie auf sein Bein, und sie schien ihn mit ihren blauen Augen zu beobachten. Er lächelte,
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