Hale 2 Freibeuter des Herzens
profitieren und schlief fast augenblicklich ein.
Cathy wurde wieder von einem Wimmern geweckt und einem kleinen Mund, der sich hungrig an ihrer Brust entlangtastete. Benommen legte sie das Kind an, und schüttelte den Rest Müdigkeit von sich ab. Sie hob eine Hand, um sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen und blinzelte in der hellen Sonne. Mit einem Stirnrunzeln stellte sie fest, daß das Boot ziellos dahintrieb. Wo war Jon? dachte sie beunruhigt und richtete sich vorsichtig in eine sitzende Position auf. Dann sah sie ihn. Er lag ganz in der Nähe auf dem Rücken, einen Arm über die Augen gelegt und die Beine auf der hinteren Sitzbank. Es sah schrecklich unbequem aus. Cathy lächelte liebevoll, als sie ihn sah. Er war ohne Hemd und das dichte Haar auf seiner Brust konnte nicht die rote Haut verbergen, wo er sich einen Sonnenbrand geholt hatte, während er Stunde um Stunde bei ihr gesessen hatte. Auch sein braungebranntes Gesicht wies einen roten Schimmer auf, besonders an der rechten Seite, wo er von den Flammen der explodierenden Kanone erwischt worden warBartstoppeln bedeckten seine Wangen und sein Kinn, und sein schwarzes Haar stand in alle Richtungen. Dann sah sie auf einmal, daß er eine Gänsehaut hatte, wurde ihr erst bewußt, daß er ihr und dem Kind die einzige Decke überlassen hatte. Er mußte halb erfroren sein! Sie ließ ihren Blick auf der Suche nach ihren Kleidern umherschweifen, um ihm die Decke zu überlassen, und entdeckte sie, zu einem Stoffknäuel zusammengerollt, nicht weit von ihr entfernt.
Das kleine Mädchen beendete seine Mahlzeit und schlief fast augenblicklich wieder ein. Cathy legte sie vorsichtig zur Seite, kroch zu ihren Kleidern, zog sich den Unterrock über ihren Kopf und deckte Jon mit der Decke zu. Er regte sich keinen Zentimeter. Lächelnd wickelte sie das Kind in ihre Bluse, machte es sich so bequem wie möglich und begann, sich über einen Namen für das Kind Gedanken zu machen.
Als Jon endlich erwachte, brannte die Mittagssonne bereits auf sie herab. Er fühlte sich auf einmal wie ein Fisch auf dem Grill. Als er die Augen öffnete, stellte er fest, daß sein Kopf im Schatten des Sonnendaches lag, unter dem auch Cathy saß, die Beine angezogen und das Kind auf ihrem Schoß. Ihre blauen Augen lächelten, als sie seinem Blick begegnete.
»Guten Morgen«, sagte sie leise.
Jon gähnte, setzte sich auf und berührte den Sonnenschutz mit dem Kopf, als er sich aufsetzte.
»Du hast mir die Decke gegeben«, sagte er, schon fast anklagend, als er sie jetzt erst um seine Beine gewickelt fand.
»Du sahst aus, als würdest du frieren«, erklärte sie ihm. Jon runzelte die Stirn.
»Wie fühlst du dich? « fragte er besorgt.
»Viel besser als gestern um diese Zeit«, antwortete sie mit einem Grinsen.
Jon, der sich noch immer an ihre Schmerzen erinnern konnte, grinste nicht zurück. Im Gegenteil, er wirkte noch besorgter.
»Du solltest dich ausruhen«, sagte er ernst. »Mein Gott, du hast dich ja sogar angezogen! Du bist noch zu schwach... «
»Es geht mir gut«, unterbrach ihn Cathy leise. »Wirklich! «
In Wahrheit fühlte sie sich noch sehr schwach, aber das war nur normal. Und sie würde auf keinen Fall Jon etwas davon sagen. Sonst glaubte er gleich wieder, sie läge bereits im Sterben.
Er blickte skeptisch drein.
»Du solltest dich ausruhen und nicht hier herumturnen«, wiederholte er dickköpfig. Cathy seufzte. Das Baby stieß ein kurzes Wimmern aus, und verstummte gleich wieder. Sofort flog Jons Blick zu dem kleinen Bündel.
»Geht es ihr gut? « wollte er wissen. »Sie wirkt so unheimlich ruhig. «
»Ihr geht es ebenfalls gut«, versicherte ihm Cathy lächelnd. »Und ich habe mir bereits einen Namen überlegt. Was hältst du von Virginia, nach deiner Mutter? «
Jon sagte nichts, sondern starrte sie nur mit schmalen, grauen Augen an. Wenn das Kind wirklich von ihm war - und dem Geburtsdatum nach war es durchaus möglich - hätte er den gleichen Namen gewählt. Aber wenn es Harolds Kind war, das aufgrund der traumatischen Ereignisse zu früh zur Welt gekommen war... Cathy starrte ihn erwartungsvoll an und wartete auf seine Antwort. Welche Rolle spielte es schon? entschied er sich. Im Moment zählte nur, daß es Cathy gut ging. Wenn es sie glücklich machte, darauf zu bestehen, das Kind sei von ihm, und es nach seiner Mutter zu nennen, würde er nicht widersprechen.
»Virginia ist schön«, sagte er. »Solange ihr zweiter Name Catherine ist. Für
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