Hale 2 Freibeuter des Herzens
zu, um etwas Linderung von der brütenden Sonne zu erhalten. Die anderen Frauen - außer Sarita waren es vielleicht noch acht weitere - waren damit beschäftigt, den Eintopf aus gesalzenem Schweinefleisch und Gemüse umzurühren, den die Männer später essen würden. Cathy verspürte keinerlei Schuldgefühle hier zu sitzen, während die anderen arbeiteten. Sie hatte ihren Anteil an Arbeit bereits geleistet - mehr als die anderen - und sie brauchte eine Verschnaufpause. Schon konnte sie spüren, wie ihre Haut zu brennen begann; ihr Kopf schmerzte, und ihr Magen verursachte ihr Probleme.
Die Männer kamen in Schichten zum Essen, streckten den Frauen ihre Blechteller entgegen, damit diese ihnen auftaten. Cathy sah ihnen desinteressiert zu. Das Gekochte sah äußerst unappetitlich aus, und Cathy war sich nicht sicher, ob sie es würde essen können. Aber die Männer schienen es zu mögen. Gierig verschlangen sie, was auf ihren Tellern war, wobei sie sich meist mehr ihrer Finger als eines Löffels bedienten. Dann gingen sie los, um sich eine zweite Ration zu holen. Als die zweite Schicht zu essen begann, war es Cathy bereits vom Zusehen übel. Schließlich schloß sie die Augen, um es nicht länger mitansehen zu müssen. Ihr war so heiß, daß sie über das Stadium des Schwit-zens bereits hinaus war, und jeder Muskel ihres Körpers schien ihr weh zu tun.
Als Jon schließlich mit dem Rest der Mannschaft kam, um zu essen, fand er sie so vor, mit weit ausgebreitetem Rock, den Kopf an die Reling gelehnt und die Augen geschlossen. Es sah fast aus, als hielte sie ihr Mittagsschläfchen. An ihrer schweißnassen Stirn und den verklebten Haaren konnte er sehen, daß sie etwas getan hatte. Was immer es auch war, offensichtlich arbeitete sie jetzt nicht mehr. Offenbar glaubte sie, sie könnte sich gegen ihn auflehnen. Nun, er hatte ihr gesagt, sie sollte arbeiten, also würde sie auch arbeiten!
»Lady Stanhope«, sagte er mit langgezogenem Tonfall, als er schließlich vor ihr stand. Cathy öffnete die Augen und mußte ihren Kopf weit in den Nacken legen, um zu ihm aufsehen zu können. Er sah sie mit gerunzelter Stirn an.
»Was willst du? « fragte sie mürrisch.
»Ich bitte um Vergebung, wenn ich Ihren Schlaf gestört haben sollte, Mylady«, murmelte Jon. »Ich bin sicher, Sie haben ihn nötig, nach all der schweren Arbeit, die Sie geleistet haben. «
»Da hast du völlig recht«, gab Cathy mit offener Feindseligkeit zurück.
Jons Augen verengten sich bei ihrem Tonfall. »Schlafen muß sehr anstrengend sein«, murmelte er bösartig.
»Bist du nur hergekommen, um dich unbeliebt zu machen, oder wolltest du etwas Bestimmtes? « fauchte sie ihn an.
Ein Muskel in seiner Wange begann warnend zu zucken.
»Oh, sicher, ich möchte etwas. Ich möchte gerne etwas essen. Hol es. «
Cathy starrte ihn ungläubig an.
»Das soll wohl ein Witz sein«, antwortete sie schließlich.
»Aber ganz und gar nicht«, erwiderte Jon eisig. »Ich glaube, ich sagte bereits einmal, daß auf der Cristobel niemand umsonst mitfährt. Ich muß zugeben, daß du nicht zu viel taugst, aber du kannst mir wenigstens mein Essen holen. «
»Während du was machst? «
»Während ich eine wohlverdiente Pause mache. Im Gegensatz zu dir habe ich den ganzen Morgen hart gearbeitet. «
»Im Gegensatz zu mir...! « brach es aus Cathy heraus.
»Ich habe keine Lust, mich den ganzen Nachmittag mit dir zu streiten«, sagte Jon, und seine Augen verhärteten sich, als er ihr in die Augen blickte. »Ich sagte dir, du sollst mein Essen holen. Und ich möchte, daß das nun etwas plötzlich geschieht. «
»Du willst tatsächlich von mir bedient werden? « fragte sie, als könnte sie noch immer nicht fassen, was er da von ihr verlangte.
»Jawohl«, antwortete er. »Und zwar augenblicklich. «
Einen Augenblick starrte sie ihn noch an, dann machte sie auf dem Absatz kehrt, um zu tun, was er verlangte.
Jon grinste, als er sie gehen sah. Ganz offensichtlich war sie wütend auf ihn, und das amüsierte ihn. Cathys Augen glitzerten gefährlich, als sie den Teller ausstreckte, um ihn mit dem Essen füllen zu lassen. Clara, die für diesen Kessel zuständig war, warf ihr einen abschätzenden Blick zu.
»Hat er uns eine Dienstmagd mitgebracht, was? « stieß sie belustigt aus und machte eine Kopfbewegung in Richtung Jon. Cathy hatte Mühe, sich zu beherrschen, aber sie hatte nicht vor, noch mehr zu Claras Belustigung beizutragen.
»Offensichtlich«, gab sie nur zur Antwort und
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