Hale 2 Freibeuter des Herzens
waren.
Das einzige Problem bei diesem Plan bildete Cathy. Ihre Schwangerschaft war bereits weit fortgeschritten. Sie war, nach Jons Berechnungen, mindestens im siebten Monat, und sogar noch weiter, wenn Jon ihren Behauptungen Glauben schenken sollte. Was er natürlich nicht tat. Er konnte sich noch sehr gut daran erinnern, welch riesigen Körperumfang sie besessen hatte, als sie Cray zur Welt brachte, und davon war sie noch weit entfernt. Ihr eigener Körper strafte ihre Geschichte Lügen. Dennoch, der siebte Monat war weit genug, und er würde erst wieder beruhigt schlafen können, wenn er sie sicher an Land und in der Obhut eines Arztes wußte. Er konnte sich nichts Schlimmeres vorstellen, als eine Geburt an Bord der Cristobel, auf hoher See, mit einer der Frauen als Hebamme. Der Gedanke allein verursachte ihm Schweißausbrüche. Seine eigene Mutter war im Kindbett gestorben, und er hatte seitdem immer Angst davor. Und Cathy hatte so sehr bei Crays Geburt gelitten...
Im ungünstigsten Fall brauchten sie vier Wochen, um den Atlantik zu überqueren, weniger, wenn sie mit vollen Segeln über die Azoren direkt auf Neufundland zuhielten. Sollte es vorzeitig losgehen, konnten sie immer noch auf den Azoren anlegen, bis das Kind geboren war. Bei diesen Gedanken fühlte sich Jon erleichtert.
Cathy dagegen machte sich große Sorgen, auch wenn sie es sich Jon gegenüber nicht anmerken ließ. Sie war viel wahrscheinlicher im neunten, denn tfflj siebten Monat, egal was Jon glaubte. Die Wahrscheinlichkeit, das Kind auf hoher See zu bekommen, war groß. Aber da waren ja Angie, um sich um zu kümmern, und Clara, die ihr versicherte, daß sie als ehemalige Besitzerin eines Bordells schon viele Kinder zur Welt gebracht hatte. Was, abgesehen von ihrem ehemaligen Beruf, eine große Beruhigung war.
Cathy wußte, daß Jon noch immer davon überzeugt war, das Kind stamme von Harold. Trotzdem war er jetzt freundlich zu ihr und fragte sogar häufig nach ihrem Befinden. Sie hatte noch immer seine Kabine für sich allein, aber sie brauchte sich nicht länger darüber Gedanken zu machen, wo er die Nächte verbrachte. Sarita, Grogan und den anderen Mann hatten sie in Rabat zurückgelassen. Der Gedanke daran beruhigte sie ungemein.
Außerdem freute sie der Gedanke daran, daß Jon bald davon überzeugt sein würde, daß das Kind von ihm war. Sobald das Kind zur Welt gekommen war, mußte er nur neun Monate zurückrechnen, um jeden Zweifel zu beseitigen. Das Kind war gezeugt worden, bevor sie Woodham verlassen hatte, und nach der Geburt mußte Jon einsehen, daß es unmöglich Harolds Kind sein konnte.
Die Tage gingen dahin, und nach einer Woche befand sich die Cristobel weit von Rabat entfernt, auf nordwestlichem Kurs. Das Wetter war gut, aber heiß. Jon hatte Cathy auf dem Achterdeck eine geschützte Stelle errichten lassen, wo sie frische Luft schnappen konnte, aber gleichzeitig vor der sengenden Sonne geschützt war. Hier verbrachte Cathy die meiste Zeit, zu lethargisch, um mehr zu tun, als sich in der Hängema t te zurückzulegen und zu schlafen. Ab und zu sah sie auch Jon zu, wie er das Schiff kommandierte. Fast Widerwillig lächelte er sie dann an, und kam sogar ab und zu, um sich mit ihr zu unterhalten. Meist sprachen sie über das Wetter oder die alltäglichen Vorgänge an Bord und vermieden beide, Themen anzuschneiden, die zu einem Streit führen konnten. Beide waren glücklich darüber, daß ihr Verhältnis in halbwegs freundschaftlichen Bahnen verlief.
Eines morgens erwachte Cathy und ging an Deck, um die Welt in eine Wolke aus Nebel eingehüllt vorzufinden, die einen kaum die Hand vor Augen erkennen ließ. Zunächst begrüßte sie es sogar, eine Zeitlang der heißen Sonne entflohen zu sein, aber nach einigen Stunden wurde die Feuchtigkeit unangenehm. Cathy schauderte es in ihrer Hängematte vor Kälte. Jon, der es bemerkt hatte, sandte sie unter Deck. Cathy ging, ohne zu widersprechen.
Als sie wieder an Deck kam, war es Nachmittag, und der Nebel schien etwas nachgelassen zu haben. Zumindest war es etwas wärmer, und Cathy atmete tief ein.
Anstatt sich wie gewöhnlich in ihre Hängematte zu legen, beschloß sie, zu Jon an die Reling zu gehen. Er war damit beschäftigt, ihre Position festzustellen, wozu er abwechselnd einen Kompaß betrachtete und in den Himmel starrte. Als sie zu ihm hinüberlief, nickte sie beiläufig zu Mick Frazier hinüber, der am Ruder stand.
»Solltest du bei diesem Wetter nicht besser in der Kajüte
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